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Cocktails für die große Leinwand – Die Bars der Berlinale

Qiu Bar, Vox Bar, Catwalk Bar: Was bieten die gewohnten guten Adressen um dem Potsdamer Platz anno 2017? Könnte es für einen neuerlichen Besuch einen besseren Anlass geben als die Berlinale? Unser Hauptstadt-Trinker Peter Eichhorn mit dem zweiten Teil seiner „Revisited“-Reihe. Film ab!

Im Februar 2017 versammeln sich zum 67. Mal die Cineasten, Filmemacher, Schauspieler und Fans in Berlin, um den Internationalen Filmfestspielen der Hauptstadt, der Berlinale, beizuwohnen. Am roten Teppich wird gelächelt und gekreischt, Fotografen ketten ihre kleinen Trittleitern an die Absperrungen gegenüber des Berlinale-Palasts am Marlene-Dietrich-Platz. Juroren bewerten die Filme des Wettbewerbs und verleihen die begehrten Bären. Autogrammjäger lauern an der Ausfahrt des Grand Hyatt Hotels auf ihre Stars, und die Schlangen vor dem Ticket-Schalter in den Potsdamer Platz Arkaden werden wieder ein tägliches Ritual bedeuten.

Daneben schämt sich Berlin, dass die klägliche Kopie eines „Walk of Fame“ – als sonderbarer roter Teppich auf dem Mittelstreifen der Potsdamer Straße – alleine dadurch massiv beeindruckt, dass Kaugummis sehr beständig darauf kleben bleiben und man wohl bald vom grauen Teppich (oder vom Teppich des Grauens) sprechen kann.

Was hilft besser als eine Vesper gegen den Trubel?

Was hilft besser, all die Action, den Trubel, den Ärger, die Verwirrung und ewige Diskussionsrunden und Pressekonferenzen zu verdauen? Natürlich – ein Drink! Der Potsdamer Platz, dem Hauptschauplatz der Berlinale, ist mit eleganten Getränkeadressen – vornehmlich in den Hotels – opulent ausgestattet. Allen voran erstrahlt der immer wieder aufregende Klassiker und Star der Szene The Curtain Club (mehrfach ausgezeichnet mit einem MIXOLOGY BAR AWARD). Aber in dem Streifen „Mix es noch einmal, Sam“ spielen am Potsdamer Platz auch ganz hervorragende Nebendarsteller mit. Eine gute Gelegenheit, drei der bewährten Bar-Klassiker wieder einmal aufzusuchen: Vox, Qiu und Catwalk Bar. Als Begleiter durch das Drehbuch muss noch ein passender, filmreifer Drink her. Wir wählen den legendären Vesper Martini.

Ersonnen in London, in der Bar des altehrwürdigen Dukes Hotel. James-Bond-Autor Ian Fleming ist in den 1950er Jahren hier Stammgast und angeblich sei hier auch der berühmte Satz „geschüttelt, nicht gerührt“ entstanden. Bartender Gilberto Preti bereitet dem Romanschreiber 1953 eine neue Martini-Variante, die diesem anscheinend so gut schmeckt, dass sie eine Rolle in „Casino Royale“ erhält. 007 nennt dem Barmann darin seine Wunsch-Rezeptur: „Drei Teile Gordon’s Gin, ein Teil Vodka und ein halber Teil Kina Lillet. Gut schütteln und eine große Zitronenschale darauf geben.“ Als sich Bond dann in die Doppelagentin Vesper Lynd verliebt, widmet er ihr den Drink.

Vox Bar

Wir widmen uns zunächst der Vox Bar im Grand Hyatt Hotel. Eine der begehrtesten Adressen insbesondere unter Whisky-Fans: Mehr als 300 Sorten des flüssigen Goldes schottischer oder nordamerikanischer Prägung zieren eine eindrucksvolle beleuchtete Wand, die als Rückbüffet und gleichsam als Trennwand zum Restaurant dient. Der Gastraum ist elegant in Schwarz und Rot gehalten und verströmt einen jazzigen Charakter durch die Bild-Details an den Wänden. Donnerstag bis Samstags sorgen DJs für die passende Musik und legen Funk, Soul und House auf. Es gibt Garderoben-Service. Nüsse und Oliven werden gereicht und der Service kümmert sich überaus freundlich und aufmerksam um die Gäste, die zumeist in den bequemen Ledersesseln versinken. Die Sitzgruppen sind eher eng gestellt. Die Stimmung ist gut, die Tische gut gefüllt mit einem bunten Publikum. Die Musik womöglich einen Hauch zu laut.

Das benachbarte Restaurant ist berühmt für sein ausgezeichnetes Sushi, und so bietet die Bar zu den Eigenkreationen und Klassikern (die Preise liegen meist bei 15 Euro, Champagner-Cocktails bei 18 Euro) auch eine Auswahl an Sake-Drinks. Spannend klang der „Shiso Zu“ mit Jinzu, Sake, Limette, Shiso und Salz. War der Bartender verliebt? Jedenfalls war es wohl meine erste Reklamation eines Drinks, weil er zu salzig war. Der Vesper (den es hier früher auch mal in einer köstlichen flaschengereiften Variante gegeben hatte,) war ordentlich. Die aromatische Akzentuierung fiel zugunsten des Lillet aus.

Die Vox Bar bietet gute Unterhaltung. Hier ist Betrieb, hier ist was los und das großartige Personal geht hervorragend mit der Gästemeute um und wirkt souverän inmitten des Trubels. Dazu die großartigen Whisk(e)ys. Hier lässt sich vortrefflich in die urbane Metropolenatmosphäre des Potsdamer Platzes eintauchen.

Vox Bar im Grand Hyatt Berlin Hotel

Marlene-Dietrich-Platz 2, 10785 Berlin

So – Do: 18.00 – 01.00 Uhr, Fr & Sa: 18.00 – 02.00 Uhr

Qiu Bar

Ganz anders die Atmosphäre in der Qiu Bar im ersten Stock des Mandala Hotels, gleich um die Ecke. Die Atmosphäre hier ist sehr ruhig und diskret. Sie verleitet eher zum Flüsterton, auch wenn angenehme, nicht zu laute Lounge-Klänge durch den länglichen Raum mit seinen zahlreichen Nischen wabern. Warme braun-beige Töne mit Leder und Stoffen umgeben den massiven Steinblock auf dem Tresen. Kerzenlicht ergänzt die geschickte Beleuchtung, die nie zu hell und selten zu dunkel ist. Dazu gesellen sich immer wieder violette Lichttupfer, insbesondere im Zentrum der Bar, dem Treppenhaus, wo drei große Stoffleuchten hängen. An der Bar stehen nur sechs Barhocker zur Verfügung, aber man genießt durch die Fenster einen urbanen Blick auf das Sony Center und den Verkehrsfluss entlang der Potsdamer Straße.

Die Karte weist Klassiker und interessante Eigenkreationen auf. So beispielsweise „Engelshaar“ mit Butterscotch Liqueur, Frangelico, Galliano, Sahne und Ananassaft. Die Preise der Drinks liegen bei 12 bis 14 Euro. Champagner Cocktails kosten 18 Euro. 7 Euro für ein Schöfferhofer Weizen ist womöglich doch etwas zu teuer. Vorbei sind die Zeiten, als die Qiu Bar eine Bar mit Vodka-Schwerpunkt war.

Der Vesper steht nicht auf der Karte, aber die freundliche und hoch motivierte Bartenderin ist bestrebt, jeden Wunsch zu erfüllen. Als sie einen prüfenden Blick ins Backboard bemerkt, bietet sie sofort an, gerne eine Flasche zu bringen, falls man etwas aus der Nähe betrachten möchte.

Sie ist wohl gerade dabei, ihre ersten Schritte in das Bar-Business hinein zu wagen und sie macht es großartig. Ein erfahrener Bartender gibt ihr alle nötigen Anweisungen für den Vesper und sie führt diese akkurat und konzentriert aus.

Der Drink ist tadellos. Vielleicht deshalb, weil gerade die Bartender, die noch lernen, viel sorgfältiger abmessen als ihre selbstbewusst (manchmal selbstüberschätzt) free-pourenden, erfahrenen Kollegen. Die Bardame fragt nach, wie der Drink denn schmeckt und erklärt sympathisch: „Das ist mein allererster Vesper Martini!“ Besorgt fragt Sie: „Ist er nicht zu stark? Da ist ja nur Alkohol drin?!!“

Wasabinüsse werden gereicht. Auf Wunsch Leitungswasser gebracht („möchten Sie Eis dazu?“).

Die Atmosphäre ist ruhig, diskret, exklusiv und urban. Insbesondere beim Blick aus dem Fenster. Geradliniges Design ohne Bilder an den Wänden. Trubel bleibt draußen. Die Qiu Bar ist ein ruhiger Rückzugsbereich. Übrigens mit sehr gutem Essen, das bereits ab der Lunch-Zeit serviert wird.

Qiu Bar im Mandala Hotel

Potsdamer Straße 3, 10785 Berlin

So – Mi: 12.00 – 01.00 Uhr, Do – Sa: 12.00 – 03.00 Uhr

Catwalk Bar

Ein Meer aus Licht und reflektierenden Spiegelelementen und dem damit verbundenen Hauch Bling-Bling verströmt die Catwalk Bar im Marriott Hotel am Beisheim Center. Hier scheint die Modewoche Berlins dauerhaft eingezogen, sogar während der Filmwoche. Gleich am Eingang läuft der Gast auf einen goldumfassten Spiegel zu und prüft, ob die Garderobe auch angemessen sitzt.

Inspiriert von der glamourösen Welt der Haute Couture nimmt der Besucher auf einem der Regiestühle mit Namen bekannter Modeschöpfer und Models Platz. Wählen kann man etwa zwischen Claudia, Calvin, Karl, Stella oder Yves. Endlos viele Fotos der Models zieren die Wände durch den länglichen, verwinkelten Gastraum hindurch. Den flüssigen Laufsteg in eleganten Grautönen schuf einst Designer Michael Michalsky, der auch die Arbeitskleidung für das Barpersonal kreierte.

Das Fashion-Bar-Konzept setzt sich recht originell auch in der Karte fort, in der man in Kapiteln schmökert mit Namen wie „Haute Couture“, „Before Fashion Party“, „Hipster Couture“ oder „Vintage“. Die Karte ist abwechslungsreich und kreativ. Kräuter und selbst gemachte Infusionen sind hier kein Fremdwort. Das modebewusste Posen kann durch reichlich Vodka-Drinks und Champagner untermalt werden und insbesondere durch den Cocktail „The Catwalk“ mit „The John Walker“, Zucker und Bitters in einem mit Absinth benetzten Glas. Mit stolzen 370 Euro schlägt dieser Drink zu Buche. Keine Sorge, ansonsten kosten die Drinks faire 12 bis 14 Euro.

Den Vesper bereitet Alexander Affeldt. Perfekt balanciert – jede Komponente kommt zur Geltung, um am Ende das feine Gesamtensemble zur Entfaltung zu bringen. Mondän serviert in einer Cocktailschale, die außen Schwarz und innen goldig erstrahlt. Affeldt ist der Berliner Barszene gut bekannt durch seine Tätigkeiten in der Marlene Bar und Monkey Bar, denen er beiden seine Handschrift verlieh und die in der City-West aus dem dort stetig wachsenden Bargeschehen nicht wegzudenken sind. Nun stellt er sich am Potsdamer Platz einer neuen Herausforderung. Ab März wird eine neue Karte und ein weiterentwickeltes Konzept mit originellen Cocktails und spannenden Bieren die Gäste der Catwalk Bar verwöhnen. Wir sind gespannt. Es wird nie langweilig am Potsdamer Platz. Nun heißt es aber erst einmal: „Film ab!“

Catwalk Bar im Marriott Hotel

Inge-Beisheim-Platz 1, 10785 Berlin

Täglich 18-1 Uhr

Credits

Foto: Matthias Hamel (via Catwalk Bar im Marriott Berlin)

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