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Blitz München

Das Blitz in München: Zwischen Bass und Día de los Muertos

Das im April eröffnete Blitz in München wagt den Spagat zwischen Club, Bar und Restaurant. Mit einem Fokus auf südamerikanische Küche und einem ausgefeilten Cocktailkonzept soll in den Hallen des alten Kongressaales auf der Museumsinsel die Nacht zum Tag gemacht werden. Ohne Paparazzi, aber mit Zuckerrohrpresse.

Vom Kiss ins Blitz. Und vom Orient, nicht direkt zum Okzident, aber dennoch ganz weit Richtung Westen, nämlich auf den südamerikanischen Kontinent – wenn David Metz nicht über eine langjährige Barerfahrung und eine ambitionierte Lässigkeit verfügen würde, könnte der junge Mixologe bei so viel Weltenbummelei zwischen Tausenundeiner Nacht und donnergrollendem Caramba fast schon ein wenig durcheinander kommen.

Seit kurzem betreut Metz als Barmanager nämlich nicht nur die orientalischen Restaurant-Bars Kiss und Kismet, sondern ihm obliegt auch die liquide Verantwortung für ein südamerikanisch inspiriertes Tresen-Baby im Mixologie-verwöhnten München: Das Blitz, ein so einschlägiger wie innovativer Tempel der Nacht, der im April in den herrschaftlichen Hallen des alten Kongressaales auf der Museumsinsel Eröffnung feierte.

Der Blitz im Historischen Kontext

Dort, wo vor sieben Jahren noch Imax-Filme über die Leinwände flimmerten und in den 1960er Jahren Jimi Hendrix, The Who und Sammy Davis Jr. Audienzen a.k.a. Konzerte gaben, wummern heute exorbitante Bässe in den Sälen und extraktreicher Agavenschnaps plätschert geflissentlich in Gläser sowie durch Kehlen. Nachdem der historische Komplex des Deutschen Museums einige Jahre leer stand, erhielten die bekannten Münchener Gastronomen Sandra Forster, Jisho Lang, Branimir Peco, David Muallem und Robert Lorenz für eine Zeitspanne von fünf Jahren das Recht, neues Licht in die dunklen Hallen und verstaubten Räume zu bringen.

Und – weil das Betreiber-Team rund um Forster dank seiner Bar-Restaurants Charlie, Kismet und Kiss sowie dem bis Februar 2016 betriebenen Kong Club – die Münchner Szene und ihre Ausgehgewohnheiten kennt, trug es gleich ein wenig dicker auf und fackelte nicht lange mit kleinen Lichtern herum. Vielmehr erhellen Forster und Kollegen die alten Gemäuer von nun an mit ihrem einschlägigen Blitz; einem großzügigen Feier-Areal bestehend aus dem für 800 Besucher zugelassenen Club, einem südamerikanischen Restaurant-Bar-Bereich mit 80 Innenplätzen sowie 200 Sitzmöglichkeiten im Biergarten und einer angegliederten Event-Location für Kunst, Kultur und etwaige Kuriositäten.

Das Blitz in München: Neues Licht für verstaubte Gemäuer

Damit dem Besucher in München während einer ganzen Nacht auf diesem FSK 18-Spielplatz nicht langweilig wird – schließlich kann er zum Aperitif eintrudeln und bis in die Morgenstunden an Ort und Stelle bleiben – ist natürlich für Unterhaltung gesorgt. Zum einen ermöglicht das weltweit angeblich einzigartige Beschallungskonzept, dank einer speziellen Raum-in-Raum-Technik sowie einem Void-Acoustic-Soundsystem, dass die Halle zwar bebt, aber kein umliegender Nachbar aus dem süßen Schlummer gerissen wird. Zum anderen bringt das ambitionierte DJ-Booking von Seiten des zuvor im Bob Beaman beheimateten Muallem das angemessene Electric Feeling auf die Tanzfläche und ordentlich Bass auf die Ohren.

Damit es im Blitz jedoch nicht nur ausgetüftelt wummert, sondern die Gäste sich auch an qualitativ hochwertigem Booze erfreuen können, wurde Metz die Verantwortung in die talentierten Hände und flinken Finger gelegt. So kann der schneidige Blitz-Besucher, nur ein paar Türen von den dahin strömenden Schallwellen entfernt, exzellente Cocktails – oder vielmehr Cócteles – fließen lassen und sich darüber hinaus mit vegetarischen, südamerikanischen Gerichten die nötige Grundlage sowie Tanzkraft anfuttern.

Ganz im Stil der Latino-Kulinarik geht es im Bar- und Restaurant-Bereich auch optisch exotisch-bunt zu. So zieren die Wände Bemalungen fröhlich tanzender Skelette im Día de los Muertos-Style, und auch Stühle sowie Tresen verbreiten dank ihrer strahlenden Kolorierung wahre Urlaubslaune. Zur Steigerung dieses Flairs entwickelte Metz ein Barmenü, welches eine süffige Zusammenkunft von Easy-Drinking-Darlings, exotischen Klassikern und interessanten Neukreationen ist – wobei das Thema Südamerika mit Agave, Chili und Co. die temperamentvolle Vielfalt zu einer geschmackvollen Harmonie werden lässt.

Bass, Booze und ordentlich Caramba in München  

Denn im Blitz wird nicht nur beim Soundsystem auf Einzigartigkeit gesetzt, Metz hat sich für seine neue Wirkungsstätte etwas ganz besonders Originelles, oder vielmehr Frisches ausgedacht. „Wir haben in der Bar eine Zuckerrohrpresse, mit der wir direkt vor Ort frisches Zuckerrohr verarbeiten können. Der gewonnene Jugo de Caña de Azúcar schmeckt pur genossen sehr lecker und wir verwenden ihn zudem für unsere Daiquiri-Kreationen, sowie einige der Cócteles.“

So verleiht der nur leicht süßlich schmeckende Zuckerrohrsaft beispielsweise der La Isleta, einer Daiquiri-Abwandlung mit weißem Rum, Limette und Hibiskus, eine frische Note, oder verhilft dem El Presidente zu neuer Leichtigkeit. Außer mit besagten Daiquiris kann sich der Gast am Tresen oder Restauranttisch auch mit anderen Glasgesellen bestens unterhalten und sich Schluck für Schluck die Zeit vertreiben. Denn Speedy Gonzales mit weißem Rum, Zucker, Limette und Verdita steht bereits – vom Team um Metz geblendet – in den Startlöchern, und auch die ein oder andere wilde Tresen-Bande a.k.a. der Cartel Negroni – ein Bottle-Aged Premix aus Mezcal, Tequila, rotem Wermut und Campari – kommt gerne auf ein paar kräftige Stößchen vorbei.

Neben den hochprozentigen Freuden hat Metz, wie bereits im Kiss, auch einige antialkoholische Genüsse, beziehungsweise Wässerchen, in der Hinterhand und Backbar. So zieren die Karte verschiedene Aguas frescas, wie das erfrischende Agua de Pepino aus Gurke, Minze, Zitrone, Zucker und Wasser oder die tropische Agua de Pina, bei welcher Ananas, Zitrone und Zucker für Geschmack und Spaß im Wasserglas sorgen.

Zuckerrohrsaft und Cócteles: Vitamine und Naschen FSK 18.

Einen Teil dieser von Metz kreierten Drinks kann man sich außer im Restaurant-Bar-Bereich (sowie sommers im Biergarten) auch im angegliederten Club bestellen, wobei der erfahrene Barmann den Fokus hier auf allseits beliebte Longdrinks – „ein paar Klassiker der Raver-Szene“ – und schnell zuzubereitende Rezepturen legt. Schließlich soll auf der Tanzfläche nicht gesippt werden, sondern eher flink gesüffelt. Außerdem gilt es, der durch das Tanzen verursachten Dehydrierung entgegenzuwirken, sowie für den nötigen Schwung zu sorgen.

Damit die Aufmerksamkeit der Blitz-Besucher wirklich auf dem Erlebnis, also dem Rausche der Nacht liegt, gibt es im Clubbereich sogar ein vom Veranstalter ausgesprochenes Foto-Verbot. Man kann sich also ganz entspannt und ohne lästiges Blitzlichtgewitter dem Beat, dem Booze sowie dem ein oder anderen Agavenschnaps-lastigen Getränk von Seiten der Bar hingeben, ohne sich vor etwaigen Paparazzi, wellenmachenden Influencern oder dokumentationswütigen Umstehenden fürchten zu müssen.

Blitz ohne Blitzlicht und Schnaps aus Agaven.

Ob das Blitz tatsächlich einschlägt und die hohen Erwartungen des feierhungrigen Münchner Publikums erfüllt, wird man erst in den nächsten Wochen und Monaten feststellen können. Bis dahin hat man allerdings genug Zeit, um sich durch die Barkarte zu probieren und mit dem frischen Zuckerrohrsaft vertraut zu machen. Und vermutlich wird auch Metz, nach dem ersten Caramba der Eröffnungsphase, schon bald entspannt feststellen können, dass Kiss und Blitz, neben ihrer wörtlichen Einsilbigkeit, noch mindestens eine Gemeinsamkeit haben: Tausendundeine Nacht kann man in beiden Locations und unabhängig von kontinentalen Unterschieden primstens zum Tage machen.

Credits

Foto: Alle Fotos via Verena Borell.

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