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Zwischen Kicker und Cocktail in der Booze Bar

Bis es so weit ist und die MIXOLOGY BAR AWARDS 2016 verliehen werden, nehmen wir uns die Zeit, die amtierenden Preisträger noch einmal vorzustellen. Den Anfang macht Peter Eichhorn mit einem Loblieb auf eine seiner liebsten Berliner Adressen, die Booze Bar in Berlin-Friedrichshain. Jene trägt derzeit die Auszeichnung für das Barteam des Jahres. Und womit? Mit Recht! 

 

Die Geschichte beginnt mit einigen Kerlen, die Kicker spielen und dazu Bier trinken. Ihr regelmäßiger Treffpunkt am Drehstangenballsportgerät hatte sich gewandelt. Aus der Kneipe war eine Bar geworden, eine Cocktailbar. Sei’s drum, der Kicker war ja noch da und Bier gab es auch vom Hahn. Seltsames Bier zwar, kein Schulle oder Kindl, sondern ein Rollberger, unfiltriert. Kann man mal trinken. Heute treffen jene Kickerfreunde sich immer noch am Spielgerät, aber es hat sich etwas verändert: heute trinken sie Cocktails.

Von der Molle zur Klatsche!

Beispielsweise eine „Neuköllner Klatsche“, bestehend aus Rollberger Bockbierbrand, Zucker, Zitrone, Pfeffer, Absinth und Rollberger Hell, garniert mit Gurkenscheiben. Es könnte aber auch eine „Nörgelknete“, „Dirty Sanchez“ oder ein „Pussy Wagon“ sein. Vermutlich zieht sich das Team mit gebotener Ernsthaftigkeit alle zwei Wochen hinter verschlossene Türen zurück, um neue oscarverdächtige Namen für neue Drinks zu entwickeln.

Schutzpatron Terence Hill blickt zigarreschmauchend vom Foto am Eingang und würde vermutlich entweder a) in diesen Filmtiteln mitspielen, oder b) die so benannten Drinks zu sich nehmen. Er hätte jedenfalls viel Freude in dieser Bar.

Ist das Asthma oder Leidenschaft?

Fragt Terence Hill in „Vier Fäuste für ein Halleluja“. Jedenfalls steckt viel Leidenschaft in den Drinks. Selbst bei Hochbetrieb wird akkurat und flott gemixt. Stets ein Lächeln, meist einen Spruch und immer ein köstlicher Inhalt im Glas. Hand in Hand arbeitet das Team rings um den Tresen. Die Bar ist groß. Vorne der Barbereich, wo geraucht werden darf. Hinten eine Lounge für Nichtraucher, dazwischen ein DJ-Pult und der Kicker.

Der zuverlässig sympathische, entspannte und zugleich effektive Ablauf und das Miteinander zwischen Mixstation und Service war definitiv ausschlaggebend für die Nominierung zum Barteam des Jahres 2015 bei den MIXOLOGY BAR AWARDS. Erst kam die Longlist, dann die Shortlist und als Nächstes durfte die fröhliche Meute lautstark die Trophäe bei der Awards Gala im Hyatt Hotel in Berlin entgegen nehmen. Nicht, ohne dabei ihre Markenzeichen mit dabei zu haben: Stets ein Bart, meist eine Basecap und immer verschmitzt.

Ein alter Wermut gibt mehr Mut und Apfelsaft gibt Pokerkraft!

Dies wiederum bemerkt Terence Hill in dem Film „Zwei sind nicht zu bremsen“. Ja, es ist Verlass auf die Mannschaft der Booze Bar. Beständigkeit ist ein hohes Gut im Barbetrieb unserer Tage. Und so überrascht es nicht, dass die Booze Bar für die nächsten Awards erneut nominiert ist. Als Bar des Jahres Deutschland und als Barteam des Jahres. Darauf einen Pickleback! Aber zum Feiern findet sich auch sonst immer ein Anlass. Und sei es nur das bewährte Schild mit der Aufschrift: „No Shisha, no Happy Hour, no Shit.“ Das beschreibt das geradlinige Konzept mit einem Herz für das Verspielte und zugleich Wesentliche schon sehr genau.

Immerhin konnte vor wenigen Tagen bereits der vierte Geburtstag der Bar gefeiert werden. Als die Booze Bar vor vier Jahren ihre Türen in Berlin-Friedrichshain öffnete, war das schon ein Wagnis. Damals war eine wertige Cocktailbar ein ziemliches Novum in dem Stadtbezirk, der seinerzeit mit preiswertem Bier und faden Billig-Burritos die Lonely-Planet-Flip-Flop-Touristen zum Boxi und in die Simon-Dach-Straße lockte.

Die Booze Bar wurde einer der wenigen kulinarischen Pioniere in jenem Wilden Osten und sorgte dafür, dass heute auch andere wertige Cocktailbars gemeinsam auf ein anspruchsvoll gewordenes Publikum zurückgreifen können.

Ich weiß, dass ich ich bin, aber ich weiß nicht, ob du du bist! Weißt du, ob er er ist?

Noch einmal Terence Hill: „Der Supercop“. Ja, es wird gerne spät in der Booze Bar, in der Stadt ohne Polizeistunde. Am Wochenende geht gerade die Sonne auf, wenn die letzten Mitternachtscowboys die räudige Rachenputzer-Ranch mit dem Büffelschädel verlassen (manche haben nun womöglich selbst einen Büffelschädel).

Und jeder hatte Spaß. Und alle hatten ihr Vergnügen. Auf beiden Seiten des Tresens. Das ist das Perfekte an der Booze Bar: Erster Aperitif oder letzter Absacker? Lockere Runde oder nervöses erstes Date? Kicker oder Cocktail? Es ist immer der richtige Ort. Und das Team hilft in jeder Lebenslage weiter. Mit der perfekten Drinkempfehlung, einem ironischen Spruch, mit einem herzlichen Lächeln. Im Prinzip ist hier immer Happy Hour.

So freut man sich auf den nächsten Bar Convent Berlin. Blickt dem Ergebnis der Nominierungen entgegen. Aber vor allem heißt es sicher zum bewährten Ausklang am BCB-Mittwoch wieder: Willkommen zur Evergreen-after-after-und-before-Party in der Booze Bar.

Denn wie bemerkt Terence Hill in dem Film „Zwei außer Rand und Band“? „Einmal so abzischen und dann auf Rente!”

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