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Boulevardier Bar Negroni Club

Boulevardier Bar in München: Das zweite Leben von Mauro’s Negroni Club

Mauro’s Negroni Club ist ein Münchener Klassiker. Oder vielmehr: war. Denn die Bar erfuhr eine konzeptionelle Metamorphose und heißt nun Boulevardier Bar.Als neuer Partner von Mauro Mahjoub ist Emanuele Ingusci aus dem benachbarten Barroom mit an Bord. Klingt nach dem Beginn einer wunderbaren Bar-Freundschaft.

Holzgetäfelte Wände, gemütliche Ledersessel, schummriges Licht und eine opulent bestückte Backbar – wer das Boulevardier im Münchner Stadtteil Haidhausen betritt, taucht sofort in einen angenehm weltvergessenen und zeitlosen Kosmos ab, der einen jegliche Alltagssorgen vergessen lässt und den Kopf, das Herz und bald auch die Kehle mit der bittersüßen Freude des Lebens erfüllt.

München ­– und eigentlich jede Stadt – braucht Orte wie das Boulevardier; Bars, die einfach klasse und weder wegzudenken noch totzukriegen sind. Denn hier, im faltenfreundlichen Schummerlicht, das einen in jedem physischen und psychischen Zustand schmeichelnd umfängt, muss man sich weder die Welt noch sein Gegenüber schön trinken. In Bars wie dem Boulevardier muss man weder hip gestylt sein, noch verfängt sich die Nasenspitze in fancy Garnituren ausgefallener Cocktailkreationen oder man wird von allzu laut wummernden Bässen vom anregenden Booze und ebensolchen Gesprächen abgelenkt.

Same same, but different: Vom Negroni Club zur Boulevardier Bar

Obgleich das Boulevardier erst Anfang September dieses Jahres Eröffnung feierte, kann man es getrost schon zu den „Münchner Klassikern“ zählen, denn die Bar ist lediglich die Weiterentwicklung und Transformation von Mauro’s Negroni Club, welcher vor über acht Jahren von Tresenlegende Mauro Mahjoub in einer kleinen Seitenstraße nahe des Rosenheimer Platzes gegründet wurde. Der Name war Programm, und der so umtriebige wie passionierte Barmann – Mahjoub ist deutscher Campari-Markenbotschafter und referiert sowie trainiert an bekannten Tresen rund um den Globus – servierte in seiner Münchner Bar insbesondere Negroni-Varianten sowie eine große Auswahl klassischer Drinks nebst internationaler Barfood-Spezialitäten.

Dass Mahjoub bei seinem Negroni Club nun die Basis erweiterte und sie zur Boulevardier Bar twistete, verdankte er glücklichen Fügungen und seiner langjährigen Freundschaft zu Emanuele Ingusci. Der 2016 bei den MIXOLOGY BAR AWARDS zum Gastgeber des Jahres ernannte Barmann und Betreiber des ebenfalls in Haidhausen gelegenen Barroom ist von nun an der Partner Mahjoubs und somit gleichberechtigter Inhaber der Boulevardier Bar.

„Aufgrund meiner vielen Reisen wollte ich meine Bar nicht länger alleine führen, und da Emanuele und ich schon seit Jahren enge Freunde sind, lag es auf der Hand, gemeinsame Sache zu machen“, so Mahjoub. Auch Ingusci zögerte nicht lange, als sich die Möglichkeit ergab, mit seinem Freund und Nachbarn zusammenzuarbeiten. „Ich hatte schon länger nach einer größeren Location geschaut und das Boulevardier liegt nur wenige Meter vom Barroom entfernt, was für mich natürlich von Vorteil ist. So lag es im wahrsten Sinne des Wortes nahe, ein gemeinsames Konzept auszuarbeiten und sich gegenseitig zu unterstützen.“

Neuer Twist: gelagerte Drinks und erfrischende Speisen

Eine der signifikantesten, konzeptuellen Änderungen war der Wechsel oder, besser gesagt, die gezielte Verkleinerung der Drink-Auswahl. So wich die vielblättrige und bibeldicke Karte nicht zuletzt aufgrund der besseren Praktikabilität an vollen Abenden einem so ausgewählten wie schmucken Menü, welches, im Stil einer antiken Zeitung, neben den präsentierten Drinks auch mit einem Artikel zur Geschichte des Cocktails sowie liebevoll angeordneter, antiker Spirituosenwerbungen aufwartet.

Gleich auf der ersten Seite der Karte sowie in der Mitte der Backbar prangt der Stolz und die Spezialität des Hauses, die Barrel Aged Negronis, welche eine fassstarke und geschmackvolle Neuerung in den Räumlichkeiten des ehemaligen Negroni Clubs darstellen. So entwickelten Ingusci und Mahjoub neben – wie könnte es anders sein – einem fassgelagerten Boulevardier noch vier weitere Barrel Aged-Kreationen, wie den Evolution mit Sloe Gin, Campari und Sherry Fino oder den agavenlastigen Mezcalito mit Cynar und schwarzem Hawaii-Salz, welche dem Team rund um die Barchefs David Sasse und Giorgio Michailidis an vollen Abenden die Arbeit erleichtern und die Zungen der Gäste mit spannungsvollen Reifenoten kitzeln.

Die Boulevardier Bar bietet auch Tiki und Thunfisch

Wie zu erwarten bildet die Rubrik „World of Negroni“ mit internationalen Varianten des bittersüßen Italieners einen zweiten Schwerpunkt der Karte, wobei eine Auswahl klassischer Pre-Dinner-Cocktails wie Journalist und Buena Vista, einige Vintage Drinks wie Clover Club oder Sazerac sowie einige Sour-Varianten für zeitlos guten Spirit im Glase und im Geiste sorgen. Wer weder starke Klassiker liebt noch sich die Bitterkeit des Lebens zu Leibe und zu Gemüte führen möchte, wählt aus verschiedenen Tiki Drinks oder lässt sich mit einem Cocktail aus der Sweet & Cream-Selection die Seele streicheln und den Abend versüßen.

„Gerade an belebten Abenden ist das Arbeiten durch die kleinere Karte weitaus entspannter und somit auch effizienter geworden – außerdem waren viele unserer Gäste von der riesigen Drink-Auswahl im Negroni Club geradezu überfordert“, so die beiden Freunde und Geschäftspartner. Ebenso wie beim Cocktail-Menü wurde auch die Speisekarte verkleinert und spezialisiert. Die internationalen Tellerkreationen, welche in Mauro’s Negroni Club noch die Bäuche der Hungrigen füllten, wurden nun im Boulevardier durch italienisch angehauchte Antipasti wie ein Focaccia mit rohem Schinken und Mozzarella oder ein Thunfisch-Carpaccio mit Orangensalat ersetzt – Speisen, welche zwar für die nötige Grundlage an einem langen Abend sorgen, aber dennoch nicht allzu schwer im Magen liegen und auf diese Weise genug Platz für delikate Flüssigkeiten lassen.

Italienische Hinterzimmer und internationale Kontakte

Wer seine Blicke von Speis und Trank in die Räumlichkeiten schweifen lässt, wird mit den Augen an zahlreichen kleinen Details und bar-affinen Raritäten hängen bleiben, welche von der knapp dreißig Jahre langen Tresenerfahrung sowie der Passion von Ingusci und Mahjoub erzählen. So schmückt ein zur Tischlampe umfunktionierter Cocktailshaker aus dem Jahre 1932 den 90 Sitzplätze umfassenden Raum, bunte, von Mahjoubs Künstler-Vater gefertigte Gemälde antiker Campari-Werbungen zieren die Wände und neben den schmucken Negroni-Fässchen in der Backbar manifestieren auch noch seltene, antike Amari-Flaschen das Thema des Hauses und erzählen von der italienischen Herkunft ihrer Betreiber.

Außer des rechteckigen Hauptraums, an dessen Stirnseite der opulente, hölzerne Tresenbereich prangt, gibt es zudem noch ein etwas intimeres, zweites Zimmer, welches durch einen geöffneten Torbogen erreicht werden kann und mit einem ganz besonders atmosphärischen Schmankerl punktet. Denn im hinteren Eck des zweiten Raumes befindet sich ein kleiner, aber voll funktionsfähiger Barbereich, welcher in den kommenden Wochen und Monaten für private Veranstaltungen, aber auch internationale Guestbartendings genutzt werden soll. „Emanuele und ich wollen hier in der Boulevardier Bar eine Plattform für die internationale Bar-Szene schaffen und so auch für unsere Münchner Kollegen eine attraktive Anlaufstelle für den Austausch und die Kommunikation darstellen“, so Mahjoub und Ingusci über ihre Vorhaben in den nächsten Monaten und die langfristigen Ziele ihres gemeinsamen Brett-Projekts.

Die Ideen der Boulevardier Bar

Man kann sich also auf die kommende Zeit freuen und den neu getwisteten, Münchner Barklassiker getrost auf die Liste der „Tresen to be“ in der bayrischen Hauptstadt setzen. Denn nicht zuletzt aufgrund ihrer so erfahrenen wie sympathischen Besitzer ist zu erwarten, dass die Boulevardier Bar in Zukunft für so manchen gekonnten Twist, interessante Gastschichten sowie ausgereifte Drinks und Ideen sorgen wird.

Credits

Foto: Fotos via Verena Borell.

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