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CHRISTIAN HAUSMANN: VON KLEIN AUF GASTRONOM

Christian Hausmann ist ein Urgestein der Basler Bar-Landschaft. Nachdem er die Hinterhof Bar zur Institution geformt hat, ist er nun im Hinz & Kunz tätig. Der Gewinner der ersten Basel Bartender Cocktail Competition möchte nämlich etwas leiser treten. Auch wenn es um den gebürtigen Brandenburger in absehbarer Zeit nicht ruhiger werden wird.

Christian Hausmann ist in Südbrandenburg aufgewachsen und hat im groß- und dann elterlichen Restaurant in Brandenburg im Alter von vier Jahren sein erstes Bier gezapft. Nicht verköstigt. „Als Kind war ich eigentlich immer im Restaurant meiner Eltern, das zu einem Teil meines Lebens geworden ist. Es hat mir gefallen“, ruft er sich die Atmosphäre und Stimmung im Familienbetrieb in Erinnerung.

Christian Hausmann arbeitet von draußen nach drinnen

Und weil der Apfel nicht immer, aber doch manchmal nicht weit vom Stamm fällt, verschreibt sich bereits der junge Hausmann mit „Herz und Seele“ der Gastronomie. Nach dem Abschluss seiner Lehre zum Restaurantfachmann im Spanischen Hof im sächsischen Grödlitz verschlägt es den Deutschen mit dem angeborenen Gastgeber-Gen ins Schweizer St. Moritz, wo er als Chef de Rang in einem Restaurant erstmals Erfahrungen im Service fernab der familiären Verbundenheit sammelt. Erfahrung in einer Disziplin, der er viel abgewinnen kann. „Ich liebe das Service und empfehle auch meinen Mitarbeitern immer: Arbeitet von draußen nach drinnen. Widmet euch zuerst euren Gästen, dann der Cocktailzubereitung. Service, das A und O unserer Branche, und die Nähe zum Gast sind immens wichtig“, findet Hausmann, der seinen Fokus stets auf den Gast ausrichtet. Produktkunde, technisches Handwerk oder die Koordination der Mitarbeiter folgen nach dem Gastgeberdasein mit Aufmerksamkeit und Umsicht.

Zwei Jahre später erreicht er seine nunmehrige Wahlheimat Basel und perfektioniert seinen Umgang mit Menschen vor und hinter dem Tresen an verschiedenen Stationen, erweitert sein Fachwissen in Produktkunde und schult seine Sensorik bei der Schweizer Paul Ullrich AG, einem familiengeführten Fachhändler für Weine und rund 2.500 Spirituosen. Dort ist er vorwiegend im Verkauf tätig, besucht und hält nebenbei Tastings und Blindverkostungen, Workshops und Fortbildungsschulungen, um Nase und Gaumen einerseits für Hochprozentiges, andererseits auch für seine zweite liquide Passion, den Wein, zu trainieren.

„Blind-Tastings finde ich besonders spannend. Erst dann erkennt man, wie ein Produkt wirklich schmeckt. Ich denke, viele Konsumenten lassen sich von Marken täuschen“, ist er überzeugt.

Der Wein und Christian Hausmann

Im Basler Gast- und Kulturhaus Der Teufelhof kann er die Profession des Servicemitarbeiters in Restaurant und Bar erneut ausleben und zudem die Verantwortlichkeit für das ihm bedeutsame Thema des Rebensaftes im Service und in der Beratung zu über 400 Qualitäten übernehmen. „Wein macht mir neben den Spirituosen wirklich Freude, es ist ein spannendes und bedeutendes Produkt, das auch die Gäste gerne zelebrieren“, sagt Christian Hausmann.

Nach einer zweijährigen Station im Restaurant eo ipso, in dessen Saal nunmehr das Werk 8 mit einem Mischkonzept Basels Tag- und Nachtschwärmer anzieht, betreibt er mit zwei Geschäftspartnern ein Cocktail-Catering, das seine Zelte und Lagerräumlichkeiten am Rande des Gundeldingerquartiers in Basel aufschlägt. Dass daraus die legendäre und hochwertige Hinterhof Bar in einem Club-, Konzert- und Veranstaltungsareal mit Techno-, House-, Indie- oder HipHop-Klängen und einer Rooftop-Terrasse entstehen würde, war zum damaligen Zeitpunkt im Jahre 2009 nicht geplant. Erst später ist die Idee entstanden, den Hinterhof als Veranstaltungszentrum für Musik- und Kulturfreunde mit einer qualitativ hochwertigen Bar auszubauen. Im Frühjahr 2010 wird die Hinterhof Bar offiziell eröffnet, und Christian Hausmann übernimmt im Alter von 27 Jahren die Bar-Agenden.

Austoben im Hinterhof

Als Barchef war Christian Hausmann, der in Luzern Kommunikation und Führung studiert hatte, dafür verantwortlich, die Bar mit hochwertigen Spirituosen auszustatten, um neben Bier oder Wein auch klassische Cocktails unter das Basler Partypublikum zu mischen. Insgesamt sechs Jahre agiert er dort einerseits als Barmanager und hievt Chloé Merz und Martin Bornemann als seine Stellvertreter an Bord. „Wir konnten uns dort in der kreativen Arbeit an der Bar richtig austoben und als Bartender verwirklichen. Die Bar wurde angenommen, und wir haben viele Leute erreicht“, erinnert er sich an „die schöne Zeit im Hinterhof“ zurück.

Andererseits war es auch ein „Knochenjob“, denn der beliebte Treffpunkt mit Clubcharakter ist während seines Bestands als solcher von einem anfänglichen Drei-Mann-Team schnell auf ein bis zu 50-köpfiges Kollegium angewachsen. „Ich habe nicht nur eine Bar geführt, sondern wir haben auch ein Unternehmen aufgebaut“, sagt Hausmann, dem es besonders wichtig, aber auch Pflicht war, das Team zu lenken und weiterzubringen, gemeinsam Cocktail-Ideen zu schmieden und regelmäßig Meetings abzuhalten.

Der Wechsel in die Hinz & Kunz Bar

Vor einem Jahr nimmt der Wahlbasler die Anfrage der von Pascal Kunz und Daniel Mumenthaler geführten Hinz & Kunz Bar in der Basler Markthalle an und wirft sich dort seither als Bartender ins Zeug. Ein karrieretechnischer Rückschritt? „Karrieretechnisch gesehen ist das so“, sagt er, negiert dies aber aus persönlicher Sicht. „Ich bin im Moment sehr glücklich, wollte bewusst leiser und ruhiger treten, nicht mehr den täglichen Druck und die Verantwortung als Barmanager spüren, die Themen Wein, Spirituosen und Cocktail-Kreation vertiefen und nah am Gast sein.“ Dies sei im Hinz & Kunz möglich, und bei über 800 Spirituosen mit rund 350 Whiskys und 120 Rums sowie 60 Cocktail- und Eigenkreationen, die an vier Stationen gemixt werden, könne man sich leidenschaftlich austoben. „Es ist alles machbar, und wir holen die Leute dort ab, wo sie sich gerade befinden.“

Seit mittlerweile 18 Jahren arbeitet Christian Hausmann in der Gastronomie und hat sich durch seine verschiedenen Tätigkeitsfelder ein fachlich umfassendes Repertoire an Fertigkeiten angeeignet. Diesem Metier möchte er naturgemäß treu bleiben. „Ich bin Gastronom“, lautet seine Überzeugung. Derzeit denkt der Gewinner der ersten Basel Bartender Cocktail Competition im Mai dieses Jahres und Teilnehmer der ersten Humbel-Storck-Trophy der Schweizer Brennerei Humbel noch nicht an den Schritt in die Selbstständigkeit, macht sich aber durchaus bereits Gedanken über eine konzeptionelle Umsetzung.

Ruhiger wird’s nicht für Christian Hausmann

Natürlich hegt er einen Traum und besitzt eine Vorstellung von einer eigenen, zukünftigen Einrichtung. Diese solle sowohl Cocktail- als auch Weinliebhaber willkommen heißen. „Ich träume von einer Wein- und Cocktail-Bar, um meine beiden Interessen verbinden und auch Gästen das durchaus trendige Thema Wein näherbringen zu können.“ Außerdem gäbe es zu wenige auf diese Weise ausgerichtete Lokale.

Vorerst aber soll es für ihn, der in seiner Freizeit gerne für sich selbst und für Freunde kocht, Gitarre spielt und seine Weinleidenschaft auslebt, bei diesen Träumen bleiben. Ruhiger wird es jedoch bestimmt nicht um oder für Christian Hausmann werden, der im Februar nächsten Jahres zum ersten Mal Vater werden wird. Dazu gratulieren wir schon jetzt recht herzlich

Credits

Foto: Foto via Michaela Bavandi.

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