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Die Top 10 Bar-Eröffnungen 2014

Neue Bars kommen immer. Manche gehen, andere wiederum werden von der neuen Bar zur Institution. Auch das vergangene Jahr hat uns mit einer Vielzahl selbstbewusster und qualitativ herausragender Trinkstätten beglückt. Unser Bar- und Cocktailexperte Peter Eichhorn hält Rückschau auf 2014 und präsentiert 10 Bars, die definitiv das Zeug zu Großem haben.
Ein fulminantes Barjahr 2014 klingt gerade aus. Was durfte nicht alles erlebt, verkostet und bestaunt werden. Barkultur und anspruchsvolle Cocktails genießen einen immer höheren Stellenwert bei den Connaisseurs im Lande, die ihrerseits die Bartender mit mehr eigenem Wissen und Erfahrung konfrontieren und dadurch oft zu neuen Kreationen anspornen.
Eine stattliche Anzahl von herausragenden Neueröffnungen mit originellen Konzepten bietet neue Watering-Holes für Barflys in GSA-Land. Zehn davon haben uns besonders beeindruckt.
10) Blume von Hawaii, Nürnberg
Die Barstadt Nürnberg sollte auf keiner Reiseroute eines Cocktailtouristen fehlen. Zu den bewährten Klassikern der mittelfränkischen Metropole, allen voran das Gelbe Haus, das 2014 seinen 25. Geburtstag zelebrieren konnte, gesellen sich neue, ungewöhnliche Orte hinzu.
Die Blume von Hawaii wagt auf sympathische Weise den Schritt. Die Tiki-Kultur in Gläsern, Atmosphären und Klängen stilgerecht neu aufleben zu lassen. Arg unterrepräsentiert in GSA-Land, beweist Thomas „Zack“ Stingl, wie großartig und zeitlos die Getränkeinspirationen von Trader Vic und Donn the Beachcomber auch heute noch munden.
9) Birds & Berries, Frankfurt am Main
Das sonderbare Frankfurter Freßgass-Quartier reicht mit seiner Geschichte vom vornehmen Westend zur verworfenen Autobahnplanung der Nachkriegszeit und hin zum Fußgängerbereich mit reichhaltigem kulinarischen Angebot. Zu Apfelwein, griechischer Küche und spanischem Garten gesellte sich 2014 nun auch ein Ort der gehobenen und doch entspannten Trinkkultur.
Stylisches Ambiente mit eleganten Hockern und güldenem Wellendesign am Tresen, dazu beste Drinks mit frischen Zutaten. Filigrane Kunst trifft auf solides Handwerk, wenn die Bartender ihre robusten Lederschürzen umbinden und den Shaker schwingen.
8) Little Link, Köln
In Köln lässt es sich herausragend Trinken. Insbesondere im Belgischen Viertel ist die jeweils nächste Bar stets in Kriechweite. Sollte eine weitere Neueröffnung dort überraschen? Ja, wenn es sich um das Projekt des bekannten Barmannes, kreativen Kopfes hinter der Agentur “Cocktailkunst” und mittlerweile auch Barbuch-Autors Stephan Hinz handelt.
Die Gäste dürfen hier eine besondere Mischung erleben. Anspruchsvolles Barfood und klassische Drinks bilden die Grundlage. Die nächste Stufe des Erlebnisses vollzieht sich dann, wenn das Barteam im Labor werkelt und neueste Techniken anwendet, um neue Inspiration in die Drinks zu bringen.
Fassreifung, Sous Vide-Verfahren, ein Hauch molekularer Küchentechnik und die ganze Bandbreite der saisonalen und internationalen Produktvielfalt werden zum Einsatz kommen.
Der Startschuss erfolgte im November 2014. Wir lassen uns überraschen.
7) Prinzipal Bar, Berlin
Eine Dame mit Zylinder und knappem Korsett schaukelt auf einem Fass. Das pfiffige Logo der Prinzipal Bar in Berlin-Kreuzberg verweist bereits auf das ungewöhnliche Konzept der Bar, die ihre filigranen Cocktails im Ambiente des Burlesquen reicht. Kokett und leicht frivol bezaubernd, entwickeln die Veranstaltungsabende ihren besonderen Charme, wenn die Jazz Band spielt oder die Damen lasziv von der Decke baumeln.
Ja, das Schaukel-Fass existiert tatsächlich. Zu dem besonderen Konzept gesellt sich ein detailverliebtes Design mit überraschenden und wohldurchdachten Licht- und Klangmomenten. Und vor allem: mit vorzüglichen Drinks, gerne inspiriert von verruchten Damen, wie Dita von Teese, Betty Page oder Candy Barr.
6) Roberto American Bar, Wien
Wien hat so ein Ding mit dem Phänomen “American Bar”. Was ist das eigentlich, fragt man sich zuweilen in der Donaumetropole und erkennt dabei dann so manch wiederkehrendes Element. Ein Hauch von Patina, etwas viel Rat-Pack-Musik, reichlich Whiskey on the Rocks und manchmal sogar die sonderbare Regel, dass keine Frauen mixen dürfen.
So ist es natürlich aufregend, wenn einer der bekanntesten und erfahrensten Bartender der Stadt seine eigene Bar konzipiert. Wenn das nun der American Bar Style “reloaded” sein soll, dann gerne mehr davon. Roberto Pavlovic verbrachte bald 15 Jahre in der legendären American Loos-Bar, bevor er nun seine gesammelte Erfahrung und Kreativität in ein eigenes Projekt nördlich vom Stephansdom steckte.
Schwarzer Samt, geschickte Lichteffekte unter einem faszinierenden Deckenlampenkonstrukt aus 80.000 Perlen dominieren das Raumgefühl. Dazu feine Classic Cocktails und dank der frühen Öffnungszeiten einen hohen Anspruch bei Champagner und Aperitifcocktails.
5) Monkey Bar, Berlin
Eine fulminante Eröffnung zu Beginn des Jahres 2014. Derart bestürmt und überrannt wurde selten eine Bar, geschweige denn eine Hotelbar. Die entspannte Bar mit Blick aus dem 10. Stock auf die Affengehege des Berliner Zoologischen Gartens schlug ein wie eine Granate und beweist: die gute alte City West der Hauptstadt gewinnt an Attraktivität und Elan. Das 25hours Hotel mit dem Restaurant Neni und der Monkey Bar trägt dazu gewaltig bei.
Neben dem famosen Ausblick auf Zoo und Gedächtniskirche sorgen feine, Tiki-inspirierte Drinks, herausragendes Barfood und ein unermüdliches und sympathisches Barteam dafür, dass ein Besuch zu jeder Jahreszeit lohnt und man dafür gegebenenfalls selbst die Warteschlange am Aufzug in Kauf nimmt.
4) Charles Bar, Lutherstadt Wittenberg
Zuweilen wird viel zu wenig gewürdigt, was engagierte Barbetreiber und leidenschaftliche Bartender insbesondere außerhalb der großen Metropolen für die Barkultur leisten. Oft reichen sie einem neugierigen, aber unbedarften Gast seinen ersten anspruchsvollen Cocktail und weisen den Weg hin zu den großartigen Genüssen ambitionierten Trinkens.
Stellvertretend für die Leistungen solcher Pioniere in der Provinz steht diese herrliche Neueröffnung in der Lutherstadt Wittenberg, die dem Lande Sachsen-Anhalt nun mutig die Gläser befüllt. In dem historischen Kreuzgewölbe nahm bereits Martin Luther Platz, der dem hiesigen Biere nicht abgeneigt war und sprach: “Ich sitze hier und trinke mein gutes Wittenbergisch Bier und das Reich Gottes kommt von ganz alleine”.
Eine liebevolle Cocktailkarte, inspirierte Eigenkreationen, aufwendige Dekorationen und sorgfältig ausgewählte Gläser sind neu für die Gegend zwischen Elbaue und Südfläming. Diese Art von Barkultur könnte auch in den großen Metropolen bestehen.
3) Clockers, Hamburg
Das Logo der Bar zeigt einen Koboldmaki, ein kleines Äffchen mit großen, neugierigen Augen, das Selbstmord begeht, wenn man es aus seinem natürlichen Lebensumfeld, dem Regenwald entfernt. Der natürliche Lebensraum eines jeden Barflys ist natürlich der Tresen und die Bar, die ihn umgibt. Im Fall der Clockers Bar sind es eigentlich zwei Bars.
Im Erdgeschoss könnte die Hauptbar womöglich auch die Anforderungen des Koboldmakis erfüllen. Beleuchtete Moosoptik überzieht die Wände, Tische wie Baumstämme in der Lounge.
Ein Baum mit Leuchtelementen in den Zweigen überspannt die Gäste. Viel robustes Holzwerk, geschmeidiges Leder und grünes Licht, dazu ein DJ-Verschlag, der einem Baumhaus sehr ähnelt. Im Obergeschoss wandelt sich die Atmosphäre hin zu einem eleganten Salon des 19. Jahrhunderts mit Piano, schweren Ledermöbeln und Bibliothek.
Eine grandiose neue Bar für Hamburg. Ernsthaft und verspielt, köstlich und überraschend. In dieser Kombination: Einmalig.
2) Bar am Steinplatz, Berlin
Lange standen die Hotelbars in GSA-Land oft in zweiter Reihe zurück. Die unabhängigen Bars hatten viel mehr Freiheiten, durften Ideen entwickeln, unabhängig von konservativen Hotelleitungen, verblendeten F&B Managern und ortsfremden Beratern ohne Gespür für einen Standort.
Bewundern konnte man höchstens die Effektivität und Professionalität der Bartender zu Messezeiten. Nun gehen endlich die hiesigen Hotels neue Wege und das Hotel am Steinplatz setzt dabei eindrucksvolle neue Maßstäbe.
Küche und Bar gehen eine gemeinsame genussvolle Symbiose ein. Saisonal und regional sind die kulinarischen Konzepte. Die Bar schickt den Restaurantgästen einen Gruß aus der Bar, großartige Idee.
Bemerkenswert viele Stammgäste pilgern bereits an den Tresen des Barteams um Christian Gentemann, um sich von kreativen Drinks und einheimischen Produkten bezaubern zu lassen. Flaschenreifung wird eingesetzt, Essig wird als Zutat für Süße oder Säure entdeckt. Augenzwinkernd spielt das Team mit Dekorationen und Konsistenzen. Dazu eine feine Bierauswahl, gänzlich ohne Brauereibindung. So geht Hotelbar heute.
1) Seiberts, Köln
Der Drink, die Präsentation, der Geschmack, die Atmosphäre, die Perfektion. Erstrebenswerte Momente eines Barerlebnisses, die in Seiberts Classic Bar & Liquid Kitchen formvollendet umgesetzt werden. Immens stieg die Neugierde der Bargemeinde in GSA-Land, als Barlegende Volker Seibert ankündigte, seine langjährige Wirkungsstätte Capri Lounge zu verlassen, um nun 2014 den Traum von der eigenen Bar zu verwirklichen.
Herausgekommen ist eine Traum-Bar mit fabelhaften Kreationen eines erfahrenen Bartenders, dessen Suche nach neuen Techniken, Ideen und Innovationen niemals aufhört. Cocktail trifft Küchentechniken, sei es mit Fatwashing, Barrel-aging, Cold-Drip, Mazeration und der Umgang mit zahlreichen selbst gemachten Zutaten.
Hier sind die Drinks nicht lecker, sie sind köstlich, selbst für das Auge. Dazu kommen eine elegante und detailverliebte Einrichtung, Cocktailseminare der gehobenen Art und ein Herz für die Aperitifkultur ab 17 Uhr. Müsste man nur eine Bar-Neueröffnung 2014 nennen, so wäre es diese!

Credits

Foto: Top 10 via Shutterstock

Comments (6)

  • tom

    Was heißt GSA? Fachchinesisch immer uncool.

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    • Redaktion

      Lieber Tom,
      der Ausdruck “GSA” ist vor einigen Jahren von uns als Dachbegriff für den deutschsprachigen Raum geprägt worden: Germany Switzerland Austria = GSA (freilich werden in der Schweiz noch andere Sprachen als Amtssprache gesprochen).
      Es war uns wichtig, einen Beitrag zur griffigen Zusammenfassung zu bieten, da die Barszene in diesen drei Ländern sehr eng und homogen zusammensteht und die gleichen Entwicklungen und Einflüsse an den Tag legt. Mittlerweile ist der Terminus in der Barwelt recht umfassend etabliert, weswegen wir ihn häufig ohne Aufschlüsselung verwenden.
      Ein Begriff dürfte Dir evtl. der 2013 durch uns ins Leben gerufene Cocktail-Wettbewerb “Made in GSA” geläufig sein, der durch zahlreiche Spirituosen- und Getränkehersteller unterstützt wird und bei dem es darum geht, diese Produkte mixlogisch in Szene zu setzen.
      Ich hoffe, Deine Frage ist damit beantwortet?
      Beste Grüße und einen guten Rutsch! Cheers,
      für die Redaktion, Nils Wrage

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  • Jule

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  • Peter Eichhorn

    Als reichlich enttäuschend entpuppt sich der vegane Link jener Jule. Folgt man ihm, landet man bei veganer Weißwurst, veganem Döner und Chai Latte. Warum hat es die vegane Küche eigentlich nötig, konventionelle Gerichte zu imitieren?
    Einen anspruchsvollen Cocktail entdecke ich dort weit und breit nicht. Schade.
    Über echte Cocktails veganer Machart berichtete MIXOLOGY ONLINE bereits vor geraumer Zeit nach einem Besuch im Kopps: https://mixology.eu/kopps-bar-vegan/

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  • Moe

    GSA sollte ja für Germany, Switzerland und Austria stehen. Leider sind nur Deutschland und Österreich vertreten. Was jedoch immer wieder vorkommt ist, dass die Schweiz in Vergessenheit gerät. In Basel zum Beispiel haben 2 Top Cocktail Bars (Baltazar Bar & Hinz und Kunz Bar) im 2014 eröffnet und verdienen es genauso unter den Top 10 zu kommen.

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