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Die Fairytale Bar – Märchenhafte Drinks?

Rucke die guh Bloody Mary im Schuh? Sagenhafte Cocktails und getränkebetonte Erzählmagie. Ein ungewöhnliches und fantasievolles Barkonzept bezaubert seit Januar 2015 die Berliner. Klingt wie ein Getränkemärchen aus Tausend und einem Tonic.

Es war einmal ein kaiserlicher Stadtbaurat, der beschloss, die Besucher des Volksparks Friedrichshain mit einer Anlage zu erfreuen, die ausnahmsweise nicht den preußischen Fürsten oder Generälen gewidmet sein sollte, sondern dem Gestiefelten Kater, Rotkäppchen und Rübezahl, also vornehmlich den Erzählungen der Gebrüder Grimm.

Und so begab es sich, dass diese Anlage an der Grenze der Ortsteile Prenzlauer Berg und Friedrichshain auch heute noch Jung und Alt herbeilockt, um die zahllosen Details und märchenhaften Skulpturen zu erkunden.

Alice im Wunderland und Hans im Glück

Wie mag die Welt wohl hinter dem Spiegel aussehen?“ Diese Frage stellt sich Alice aus dem Wunderland im zweiten Teil der Erzählung von Lewis Carroll, Alice hinter den Spiegeln. Inspiriert von dieser Frage mag der Besucher die funkelnde Türklingel betätigen, um Einlass in die Fairytale Bar zu erlangen.

Merkwürdige Gestalten öffnen die Tür. Das Barpersonal trägt Kostüme und Schminke, um als Fantasiefiguren das Märchenkonzept der Bar zu unterstützen. Die Optik wirkt stark inspiriert durch Tim Burtons Verfilmung von Alice in Wonderland.

Den Eingangsbereich zieren beleuchtete Vitrinen mit Sammlerschätzen aus dem reichhaltigen Fundus der Wunderland-Welt, zu der so illustre Gestalten zählen wie der verrückte Hutmacher, die Grinsekatze, die rote Königin oder Dideldum und Dideldei.

Das Maskottchen der Bar ist die blaue Raupe Absolem, die meist auf einem riesigen Pilz sitzt und Shisha-Pfeife raucht. Aber keine Sorge, der Besuch der Bar bedeutet weder Geisterbahn noch Klamauk.

Das Spot-on Gestalterteam um Alexander Süßmann, bereits Bar-bekannt durch die Fragrance Bar, den Zacapa Room, die G&T Bar und zahlreichen Präsentationsflächen auf dem BAR CONVENT BERLIN, schuf einen angenehmen und eleganten Barraum, gespickt mit pfiffigen Details.

Bei der Realisierung des Bar-Konzeptes wurde Geschäftsführer Mathias Merkel außerdem vom langjährigen Diageo-Reserve-Botaschafter Mike Meinke beraten.

Vorhänge und Raumteiler schaffen intime Nischen und abwechslungsreiche Atmosphären für die Gäste. Edle Vintage-Optik in der unteren Raumhälfte, moderne Elemente und kuriose Beleuchtungsdetails in Richtung Decke. Auch die Farbgebung und Linienführung changiert, je nachdem, in welchem Raumabschnitt man gerade verweilt. Zwei unterschiedliche Welten – wie bei Alice im Kinderbuch.

Märchenwelt für Erwachsene

Kinderbuch hin oder her, getrunken wird hier erst ab 18. Bemerkenswerte Illustrationen zieren die Karte, ihrerseits ein sagenhaftes Kompendium. Düster, mysteriös und erotisch mutet die grafische Untermalung der Cocktailvorschläge an, wenn die bestrapste Cinderella sich lasziv räkelt und dabei einen Champagnerdrink mit Vodka und Holunderblütenlikör aus ihrem Schuh schlürft.

Mogli aus dem Dschungelbuch lässt sich von der Schlange umwickeln und blickt aus der Baukrone, als hätte er LSD gefrühstückt. Sein Drink führt die Aromen von Rum, Kokos und Schokolade zusammen.

Longdrinks beginnen preislich bei reellen 9 Euro und die Cocktails reichen dann bis zu märchenhaften 18 Euro. Ein exklusiver Preis für den Besuch einer exklusiven Bar. Für diesen Preis erhält der Gast dann aber auch bemerkenswerte Drinks, wie den „Der weise Rat(h)geber oder Bilder im Kopf“, bestehend aus Don Julio 1942 Tequila, Grand Marnier 100, Agavennektar und Limette.

Beinahe so verführerisch wie die Drinks, ist bereits die Lektüre der Karte. Das Werk spricht auf bezaubernde Weise sämtliche Sinne an. Ein Probierhäppchen ist in ihr enthalten, ein betörender Duft umweht die Nase und auch eine wohlklingend-sonore Frauenstimme glaubt man zu hören.

Themenpark und Übertreibung

Berlin verfügt über sehr amüsante Themenbars mit Wildem Westen, Burlesque, Apotheke und Krankensaal im Atomschutzbunker. Das Märchen-Thema ist neu, originell, vielversprechend und im Falle der Fairytale Bar auch auf sehr elegante und dezente Weise inszeniert.

Womöglich bedarf das Kostümierungsphänomen noch ein wenig der Nachbesserung. Den charmanten Bardamen möchte man irgendwann doch vielleicht lieber auf konventionelle Weise begegnen. Bestimmt kommen sie auch ohne jenen schminktechnischen Totenkopfanstrich aus.

Wenige Schritte entfernt befindet sich mit dem Filmtheater am Friedrichshain ein sehr hübsches Kino. Das wäre doch ein Plan: dort einen Märchenfilm genießen und danach – wenn man nicht gerade Hänsel oder Gretel heißt und den Brotkrumen-Pfad nicht findet – einen Drink im Fairytale. Dann ist Hans im Glück und Alice im Wunderland. Hoffentlich.

Credits

Foto: Alle Fotos des Fairytale Bar via Natalia Kepesz.

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