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FÜNF! Besuchertypen beim Bar Convent Berlin

Rauschend war der diesjährige Bar Convent! Alles irgendwie neu und doch so vertraut wie immer. Auch im Publikum.  Wir haben die Besucher, zwischen Newcomern, Kollegen, komischen Charakteren und alten Koryphäen, in fünf Gruppen unterteilt und präsentieren Ihnen die besonderen Gattungen der BCB-Besucher.   

Zentnerweise Zitrusfrüchte, Tonnen von Eis — der Bar Convent Berlin stellt von Jahr zu Jahr neue Rekorde beim Verbrauch von Bartenders liebsten Waren auf. Natürlich alles den wachsenden Besucherzahlen geschuldet. Mehr als 10.000 Gäste zog es 2015 in die Station Berlin. Und trotz aller Individualität der einzelnen Messebesucher ist es uns gar nicht mal schwer gefallen, das Publikum mit einem zwinkernden Auge in fünf grundlegende Gruppen zu unterteilen.

1) Busy, busy, Business.

Der Bar Convent Berlin ist und bleibt eine Fachmesse der flüssigen Welt. Und gerade deshalb tummeln sich in den Messehallen am Gleisdreieck viele Gesichter, die Bartenders’ Christmas auch entsprechend ernst nehmen. Ein zweitägiger Schmelztigel von Nerds, Fachgroßhändlern, Agenturmenschen, den kompletten Marketingriegen diverser Schnapsfirmen, den Strippenziehern der Chefetagen, Produzenten und Inhabern von internationalen Konzernen. Dunkle Anzüge treffen hier auf Karohemden und Tattoos.

Diageos Deutschlandchefin Veronika Rost schielt über die Stände, die Borco-Familie Ingwersen-Matthiesen schlendert über die Messe und schüttelt Hände, Gastronomen treffen ihre Händler und mittendrin gibt es ganz viel Fachsimpelei über die neusten Produkte. Dazu werden pro Person drei Dutzend Visitenkarten getauscht, von denen man nicht mal der Hälfte, wie versprochen, hinterhertelefoniert. Den Namen hat man ja schon beim nächsten Händeschütteln vergessen. Aber so ist das. Und so ist das Business, die große Glocke, unter der viele Gäste den Bar Convent besuchen, um vor lauter Terminen die Hallen dann wohlmöglich auch wieder nüchtern verlassen.

2) Party Rock is in the House

Und dann gibt es da noch die Gruppe von Besuchern, die jene Drinks der trockenen Geschäftswelt gleich mit kippt: Die Partyposse des Bar Convent, sozusagen der böse Hausgeist. Jedes Jahr vor Ort und irgendwie immer noch einmal schlimmer als in der Erinnerung. Eine gefährliche Mischung aus postpubertären Hotelfach-Azubis mit chronischer Leber-Selbstüberschätzung, angeblich trinkfesten Kollegen aus dem Nachbarland, die im Rudel durch die BCB-Steppe jagen und nichts zu verlieren haben außer der Besinnung, und natürlich den Landgasthof-Bartendern aus der Lüneburger Heide auf Besuch in der großen Stadt und mit einem Pegel, den man von Ihnen bereits schon von der Internorga kennt. Abgerundet wird der formidable Eindruck dieser Zunft durch die Vorlieben für Merchandise und Samples.

Mehr bedruckte Kugelschreiber als man tragen kann, jawoll! Fünf Schlüsselbänder und einen Ansteck-Pin, perfekt! Dem Typen an Stand X noch eine halbvolle Flasche Rum aus den Rippen geleiert und irgendwie doch ohne Hausverbot am zweiten Abend vom Gelände gestolpert, check! Wir sehen uns 2016!

3) Mit großer Strahlkraft

Das schwere Los, noch weniger von der Messe mitzubekommen, als die Vor-12-Uhr-Betrunkenen, fällt eigentlich nur den halbverkaterten Abräumern der MIXOLOGY BAR AWARDS und den großen Ikonen der Szene zu. Sie sind als Besucher des Bar Convents schon mit dem Überschreiten des Platzes vor dem Eingang zum Nukleus des BCB prädestiniert. Auf dem Weg zum eigenen Bühnenvortrag gilt es dann spießrutenartig möglichst viele Hände zu schütteln, Namen wieder ins gin-getränkte Gedächtnis zu rufen und vielleicht noch für Fotos mit grinsenden Jungbartendern und Freunden herzuhalten. Den vielen social-„Ich bin hier mit“-Postings geschuldet, wird dann auch erstmal die Anfangszeit der Podiumsdiskussion überzogen.

Aber Egal, denn irgendwie gefällt die eigene Rolle ja auch. Mit entsprechender Stahlkraft in der Branche kommt man zwar nur schwer aus Gesprächen heraus, schafft es eventuell auch nicht in die zweite oder dritte Halle der Messe und wundert sich, warum denn schon wieder Donnerstag ist. Aber Spaß hat es allen trotzdem gemacht.

4) Alles nur Deko?

Der vierte Typus BCB-Besucher ist ein kleines Mysterium und den meisten Gästen auch in diesem Jahr vielleicht nicht sofort aufgefallen. Wenn man jedoch einmal in Ruhe seinen Blick über die Messe schweifen lässt und eventuell ein ganz klein wenig chauvinistisch veranlagt ist, fallen doch recht viele hübsche, weibliche Besucherinnen auf. Schlank, lange Haare und noch längere Beine. Keine Hostessen und irgendwie auch keine Barmaids. So richtig passt’s einfach nicht ins Bild!

Woher sie kommen, ob die Damen eventuell im Außendienst Szenegastronomie für einen Kräuterlikör mit anstößigem Namen tätig sind, von den ausstellenden Firmen als Dekoration rekrutiert wurden oder zwischen Hamburg und Zürich in irgendeiner Agentur arbeiten, wissen auch wir nicht. Dass sie aber alljährlich, schon im Postbahnhof und nun auch in der Station, verlegen an einem Martini-Twist mit Kaffeelikör nippen, sehen wir aber natürlich gern. Und vielleicht fragen wir im nächsten Jahr auch einfach mal, was sie zu uns auf die Messe führt.

5) Die Fleißigen

Und dann gibt es da noch die Kollegen und Freunde, von denen wir ganz genau wissen, was ihre Rolle im großen BCB-Zirkus ist. Sie sind eigentlich keine richtigen Besucher und schaffen es beim Messemarathon auch nur bedingt, einen ausgedehnten Spaziergang entlang der Stände zu machen. Dafür aber versorgen sie uns übliche, eigentlich immer durstige Gäste, mit ein paar kalten Drinks und schieben fleißig Schichten hinter den temporären Tresen der Aussteller.

Mit schicker Schürze und repräsentativem Lächeln verteilen sie schnell einen feuchten Händedruck und antworten brav auf ein meist ernstgemeinte „wie gehts?“, bevor sie sich wieder dem Pressen von 57 weiteren Limetten widmen. Ihre Stunde schlägt kurz vor Schluss der Messe, wenn sich das Zeitfenster kurz öffnet um eine kleine Runde zu drehen und einmal selbst durch die Station zu sprinten, links und rechts zu gucken und sich an den zuvor eigens abgefüllten Standgästen vom Vormittag vorbeizuschieben. Den mehr als verdienten Gin & Tonic mit Freunden gibt es dann ohnehin in Ruhe und nach Messeende, einige Stunden tiefer in der Berliner Nacht.

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