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Der Verein Gastronomie gegen Rassismus

Mit einem gemeinnützigen Verein möchte der Berliner Bartender Dennis Wolf der Bar- und Gastroszene ein Forum gegen Rassismus bieten, auch auf dem BCB.  Natürlich unterstützt auch MIXOLOGY den Verein. Ein kleiner Überblick über die ersten Aktivitäten.

Irgendwann war für den Berliner Bartender Dennis Wolf der Punkt gekommen, an dem er das Gefühl hatte, etwas machen zu müssen. Der Sommer dieses Jahres hatte ihn beschämt, und zwar als Deutschen und als Gastronom: Die sich häufenden Hetz- und Schmährufe gegen Asylsuchende, die sich in den vergangenen Wochen vermehrt ihren Weg an die Öffentlichkeit der klassischen und neuen Medien gebahnt haben, waren für Wolf genug.

Das Maß war voll

„Ich konnte mir dieses Anwachsen populistischer Stimmen einfach nicht mehr länger ansehen und -hören“, so der Barmanager des solar. Besonders als Angehörigen der so florierenden Barszene waren die aufkeimenden rassistischen Ressentiments, die sich in erschreckendem Maße manifestierten, ein Schock: „Das Gastgewerbe steht nicht nur durch sein eigentliches Produkt für Toleranz und eine offene Tür“, so Wolf. Und er fährt fort: „Gleichzeitig gibt es kaum eine Branche in Deutschland, die so vielen Menschen mit Zuwanderungshintergrund eine Arbeit und nicht selten auch ein soziales ‚Zuhause‘ gibt. Und wir sind wahrlich keine kleine Gruppe“.

Wolf hat Recht: von den rund 2 Millionen Menschen, die im deutschen Hotel- und Gaststättengewerbe arbeiten, haben konstant etwa 25% einen Migrationshintergrund. „Diese Branche muss sich äußern und positionieren wie sonst kaum eine andere: in der Gastronomie haben Fremdenfeindlichkeit und Angriffe auf die grundlegende Würde des Menschen keinen Platz“, meint Wolf.

Ein Zeichen, das gesetzt werden muss

Als Reaktion auf die vermeintlich „patriotischen“, in Wirklichkeit doch aber nur platt fremdenfeindlichen und verfassungswidrigen Initiativen hat Dennis Wolf vor einigen Wochen einen Verein gegründet. Sein Name: Gastronomie gegen Rassismus.

„Es mir wichtig zu betonen, dass wir kein politischer, sondern vielmehr ein humanistischer Verein sind“, so der Gründer und neuerdings Vorsitzende des Vereins. „Wir stehen vor gewaltigen Veränderungen und Herausforderungen, die unseren Alltag betreffen. Ich bin auch nicht so naiv, zu glauben, dass man mit ein paar ‚Klicks‘ die Welt verändern kann.“ Aber es geht Dennis und seinen Mitgründern, zu denen u.a. auch Mohammad Nazzal, Oliver von Carnap, BCB-Mitgründer Bastian Heuser und MIXOLOGY-Chefredakteur Nils Wrage gehören, um etwas anderes. Dazu Dennis: „Die paar Tausend Nazis sind nicht das große Problem. Wir möchten aber unsere Reichweite und Menge dazu nutzen, die breite Masse, die gerne im Wind eine populären Stimmung flattert, mit den unserer Meinung nach richtigen Werten aufzuladen. Unser Beitrag soll zunächst einmal sein, dafür zu sensibilisieren, bei all diesen gravierenden Veränderungen nicht unser kostbares Wertesystem zu demontieren oder infrage zu stellen.“

Der Verein sieht sich also zuvörderst als Sprachrohr für Offenheit, ein friedvolles Miteinander, Vorurteilsfreiheit und den Grundsatz, dass jeder Mensch willkommen ist. Zumal, so meint Wolf mit Blick auf all jene, die befürchten, durch Flüchtlinge Einbußen in ihrem persönlichen Reichtum hinnehmen zu müssen, „das Glas in Deutschland wirklich mehr als halbvoll ist“.

Seinen ersten großen Auftritt hatte der Verein in diesen Tagen beim gerade zu Ende gegangenen Bar Convent Berlin. Da es beim ersten Schritt vor allem darum geht, dass möglichst viele bekannte Akteure der Szene Flagge zeigen und Stellung beziehen, waren Wolf und seine Mitstreiter mit eigenem Fotografen zur Messe gekommen. Der Andrang von Bartendern, die der Kampagne ihr Gesicht zur Verfügung stellen wollten, war sofort riesengroß. Mehrere hundert Fotos mit bekannten Bar-Figuren, die sich für die Botschaft der Toleranz und Offenheit vor die Kamera gestellt haben. Denn der erste Schritt muss sein, für den Verein Aufmerksamkeit zu generieren — und die kommt gerne mit Bildern. In der Folge soll vor allem daran gearbeitet werden, auch Gastronomen für den Verein zu begeistern, die nicht im Bar-Kontext tätig sind. Schließlich soll das Logo mit der Ananas an möglichst vielen Türen prangen.

Den ersten Spendenschwung organisierten die Herren Lohr, Zimmermann, Goubeaud und Hubert beim „Steffen Hoch 4“-Event in der Berliner Bar Raclette am Sonntag vor dem Bar Convent. Sobald weitere Spenden generiert sind, soll der Verein eine richtige Homepage erhalten und in die Planung für weitere Aktionen gehen. Bis dahin informiert die Facebook-Page weiter über alle aktuellen Geschehnisse. Das gesamte Team von MIXOLOGY wünscht Dennis Wolf und dem Verein Gastronomie gegen Rassismus alles Gute und viel Erfolg bei seiner selbst gesetzten Aufgabe!

Credits

Foto: Hände und Menschen via Shutterstock. Postproduktion: Tim Klöcker

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