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Lützowbar: Es brodelt in der Keimzelle

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ie Bar am Lützowplatz war eine Basis für die Berliner Barkultur. Nun wagt die Lützowbar mit Barchef Thomas Altenberger den Neustart. Peter Eichhorn hat am legendären, 16 Meter langen Tresen Platz genommen und sowohl einen Blick zurück als auch nach vorne geworfen.

»Hallo, Nachbar! — so scheint die bekannte Gestalt an der Wand in der markanten Sichtachse die Gäste zu begrüßen. Und tatsächlich lebte David Bowie ja während seiner Berliner Zeit nicht allzu weit entfernt in der Schöneberger Hauptstraße.»

Ehrgeiziger und visionärer Start

Das war in den 1970er Jahren. Damals gab es die Bar am Lützowplatz noch nicht. Aber so, wie David Bowie die Musikwelt beeinflusste, so prägte die “Lützowbar” die Berliner Trinkwelten der Nachwendezeit. Im Sommer 1990 eröffnete die Bar ihre Pforten. Die Köpfe hinter dem ehrgeizigen Gastronomieprojekt waren die Brüder Peter und Stefan Glückstein. Das Interieur gestaltete der Architekt Jürgen Sawade, der kurz zuvor bereits das wenige Häuser weiter gelegene Grand Hotel Esplanade entworfen hatte.

Ehrgeizig und visionär waren damals die Pläne. Es galt, eine Bar auf Weltniveau zu schaffen und am längsten Tresen der Stadt die größte Champagnerauswahl der Welt zu servieren. Seither hat sich viel getan in der Berliner Barlandschaft und bei den Cocktails. Und dennoch bleibt die Erinnerung an die alte Bar am Lützowplatz stets wach, auch wenn das Barteam zuletzt im Sommer 2015 die Shaker verräumte und ihre Tür abschloss.

Bewährte Hauptstadt-Barflys erinnern sich noch gut an die legendären Mai Tais, die prominenten Gäste und nicht zuletzt an die Tatsache, dass etliche Bars und Tresenpersönlichkeiten aus der Lützowbar hervorgegangen sind: allen voran Beate Hindermann, Stefan Weber und Thomas Pflanz. Dazu Bars wie Green Door, Victoria Bar und Hildegard Bar.

Lützowbar Berlin Schöneberg

Alles neu macht der März

Nun ist es soweit: Die Shaker klappern wieder, die Champagnerkorken knallen und der 16 Meter lange Tresen füllt sich wieder mit Nachtschwärmern und trinkfreudigem Publikum. Die Legende lebt weiter!

Das Design der Bar ist noch immer jenes, das nach der letzten Mischung aus Insolvenz-Schließung-Neueröffnung im Jahre 2013 entstanden war, als das Designerbüro von Etage Vier mit einer gelungenen und eleganten Mischung aus Chesterfield-Sofas, Retro-Lichtdesign, Leder und Holz einen edel-intimen Raum und zugleich ein einladendes, großzügiges Flair schufen. Blickfang am Ende des langgezogenen Raums war stets ein markantes, großflächiges Bild. Erst war es Mao, dann der Tiergartentunnel – und jetzt eben David Bowie.

Der Barchef ist ein alter Bekannter

Der Barchef, der nun den künftigen Pfad der Bar am Lützowplatz prägen wird, ist den Berliner Bargängern ebenfalls ein bewährter Bekannter: Thomas Altenberger leitet nun die Geschicke des Barbetriebs an jener Schnittstelle zwischen Regierungsviertel, Tiergarten und dem alten West-Berliner Hotelquartier.

2005 kam Thomas Altenberger nach Berlin, in die Bristol Bar im damaligen Hotel Kempinski am Kurfürstendamm, und entwickelte mit seinen „Cusine Style Cocktails“ eine eigene Handschrift, die ihm 2008 im Gault Millau den Titel zum Bartender des Jahres eintrug. Später ging es in die Harry’s New York Bar im Hotel Esplanade und weiter in die Bar Lebensstern, wo er im Rahmen der MIXOLOGY BAR AWARDS 2014 zum Gastgeber des Jahres gekürt wurde.

Für die 40seconds Group entwickelte er weitere Barformate, wie die Bar im Restaurant Golvet oder die Vesper Bar am Kurfürstendamm. Nun kehrt der 49-jährige in einen vertrauten Kiez zurück, liegt doch die Bar am Lützowplatz genau zwischen Esplanade und Lebensstern.

Lützowbar Berlin Schöneberg

Highballs, Cocktails & Champagner

Ein sympathisches und engagiertes Barteam versammelt Thomas Altenberger, um eine klassische und zeitgemäße Mischung aus Cocktails und Atmosphäre zu schaffen: „Wir haben eine Auswahl an circa 200 hochwertigen Spirituosen. Einen Schwerpunkt auf eine bestimmte Gattung gibt es dabei aber nicht. Unsere Cocktailkarte wird eine Mischung aus klassischen Cocktails und Highballs aufweisen, welchen wir einen schmackhaften Twist geben. Beispielsweise durch Kräuter, Infusionen, Sous Vide oder Espumas und Shrubs.“

So mixt die Tresencrew beispielsweise einen Mezcal Mule mit Passionsfrucht, Limette, Gurke, Mezcal und Ginger Beer. Mit dem „Lützow Spritzer“ feiern die Bartender ihr Viertel. Enthalten sind La Copa Dry Vermouth, Campari, Wassermelone, aufgegossen mit Rosé Crémant. Oder darf es ein „Lucky Luciano“ sein, bestehend aus Scotch Whisky, Sweet House Vermouth, Guignolet Kirschlikör und Fernet Branca Menta?

Die Cocktails liegen preislich um die 12 Euro. Geöffnet ist zunächst von Mittwoch bis Samstag ab 19 Uhr. „An den anderen Tagen stehen wir aber für Veranstaltungen zur Verfügung, im Sommer werden wir auch die herrliche Terrasse mit ins Konzept einbeziehen“, verrät Thomas Altenberger.

Eine Bar für die Metropole und die Welt

Ein Hauch historischer Bar-Aura gepaart mit dem Anspruch einer zeitgemäßen Weltstadt, so möchte sich die neue Lützowbar präsentieren. „Berlin hat ein ganz spezielles Flair mit seinen speziellen Kiezen und Vierteln“, berichtet Geschäftsführer Stilian Laufer, ebenfalls erfahrener Gastronomie-Profi in der Hauptstadt. „Aber eine Bar mit echtem kosmopolitischem Flair hat die City West bislang noch nicht vorzuweisen. Das ändert sich ab sofort mit der Lützowbar. Wir wollen diese Lücke schließen!“

Er wünscht sich Easy Drinking auf hohem Niveau mit einem bunt gemischten Publikum. Oder, wie Laufer scherzhaft bemerkt: „Hier definiert sich das aktuelle Berlin mit Politik, Unternehmergeist, Diplomatie und natürlich den Berliner Ureinwohnern.“

Am 6. März begann das behutsame Soft-Opening. Der echte Startschuss fällt am 16. März. Womöglich ist es ja ein gutes Zeichen, dass die neue Lützowbar just am dritten Todestag von Peter Glückstein die Türen wieder aufschloss und so dessen Idee einer Berliner Cocktailbar auf Weltniveau fortsetzt. Auf ein Neues!

Lützowbar

Lützowplatz 7
10785 Berlin

Mi-Do: 18-2 Fr-Sa: 18-3 So-Di geschlossen

Credits

Foto: Lützowbar

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