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Das Melody Nelson in Berlin-Mitte

Einfach gute Drinks: Die Melody Nelson Bar ist umgezogen

Qualität in unprätentiösem Ambiente – ungefähr so lässt sich das Konzept der Melody Nelson Bar zusammenfassen. Daran hat sich auch nach einem Locationwechsel innerhalb von Berlin-Mitte nichts geändert. Wie haben uns die elegant-gemütliche Nachbarschaftsbar an ihrem neuen Standort angesehen. 

Die neue Location der Melody Nelson Bar in der Hannoverschen Straße in Berlin ist bei weitem keine Unbekannte: Hier residierte jahrelang das Chicago Williams, das mittlerweile nach Charlottenburg gezogen ist. Wo früher knalliges Rot dominierte, herrscht jetzt ein ruhiges Nadelwaldgrün, akzentuiert von einzelnen Art-Deco-Wandleuchten.

Auf der rechten Seite des Raumes befindet sich ein langer Tresen, die Wand dahinter ist golden – ein kleiner Hingucker in dem minimalistischen Ambiente. Hinter besagtem Tresen aus Birkenholz steht Alen Salihbegovic, der alte und neue Besitzer der Melody Nelson Bar. Auf der anderen Seite sitzt sein Partner Luca Maranta. Der ist neu – zumindest, was die Melody Nelson Bar angeht. „Eigentlich komme ich aus der Fotografie, aber wie Alen bin ich über die Jahre immer mehr in die Gastronomie gerutscht. Am Anfang war es einfach ein Zubrot, aber mit der Zeit hat mich das Mixen immer mehr interessiert. Damals hat alles mit einem Buch über die Bar angefangen. Das hat mich angefixt.“

Das Melody Nelson in Berlin-Mitte präsentiert sich als eine elegant-gemütliche Nachbarschaftsbar
Das Melody Nelson in Berlin-Mitte präsentiert sich als eine elegant-gemütliche Nachbarschaftsbar

Stabile Drinks ohne viel Chi-Chi

Von da an ging es recht schnell, und der Aushilfsjob wurde zum Hauptberuf, zeitweise mit bis zu fünfzig Angestellten, für die der ehemalige Barmanager verantwortlich war. Die beiden Eigentümer der neuen Melody Nelson kannten sich bereits seit längerer Zeit, und der Plan, etwas Gemeinsames zu schaffen, entstand, als der Mietvertrag der alten Bar auslief. Es folgte ein Umbau, der größtenteils in Eigenarbeit stattfand – „so richtig Berlin-Style“, wie Maranta sagt. „Das war keine einfache Zeit. Durch den Ukraine-Konflikt gab es immer wieder Materialengpässe, so dass wir viel später eröffnen konnten, als wir eigentlich geplant hatten“, erinnert sich Salihbegovic.

„Klar gab es mal Krisen“, so Maranta. „Aber hey, wir sitzen noch hier!“, fügt er lachend hinzu. Programmatisch soll es in der Melody Nelson so weitergehen wie bisher – mit dem Schwerpunkt auf guten Drinks ohne viel Chi-Chi. Jedoch mit mehr Fokus auf regionalen Produkten.

„Wir arbeiten in der neuen Melody Nelson Bar mehr mit regionalen Produzenten. Beim Gin haben wir aktuell einen Hersteller aus Brandenburg, auch bei Vodka setzen wir auf regionale Produkte. Bei den anderen Produkten wollen wir das nach und nach steigern“, erklärt Salihbegovic die neue Ausrichtung. „Viele gute Läden laufen manchmal Gefahr, ein wenig steif zu wirken. Deshalb haben wir die Garderobe auch direkt am Eingang. Hier hängt jeder seine Jacke selbst auf. Aber Wasserservice gibt es natürlich trotzdem“, präzisiert Maranta das Konzept.

Das Melody Nelson in Berlin Mitte ist eine gemütliche Nachbarschaftsbar

Melody Nelson

Hannoversche Straße 2
10115 Berlin

Die Welt im Glas

Aber wie sieht das aus – gute Drinks ohne unnötigen Tand?

Ein Blick in die Karte: Diese ist nicht nach Spirituosen, sondern nach Weltregionen aufgeteilt. Aktuell sind es Paris, New York, New Orleans, St. Tropez und Mexiko. Dort finden sich dann zum Beispiel der „Naked & Famous“ in St. Tropez oder ein Manhattan in New York. Neben den Klassikern und deren Variationen gibt es in der Bar auch stets drei Cocktails, die in Glasbehältern nachreifen, was ihnen ein runderes Geschmacksprofil verleiht. Neben dem Negroni, über dessen steigende Qualität im Reifeprozess schon vieles gesagt wurde, gibt es aktuell auch einen „Gimlets Wife“. Ein von Maranta ersponnenes Zitat des Originals – auf Basis des neuen Hendricks Flora Adora, verfeinert mit Bergamotte-Likör. Daneben finden sich die üblichen Klassiker von Low bis High ABV sowie frisch gezapftes Bier. Noch so etwas, auf das die Gäste in der alten Bar verzichten mussten.

Das neue Melody Nelson ist keine Raucherbar mehr

Die wahrscheinlich größte Errungenschaft dürfte jedoch das Barfood sein. Für Salihbegovic eine Herzensangelegenheit: „Als ich nach Berlin gezogen bin, gab es in fast allen Bars Essen. Das habe ich total genossen – dass man sich auch einfach mal ein Sandwich zum dritten Drink bestellen konnte. Aber mit den verschärften Rauchergesetzen hat sich das verändert.“

So auch in seiner alten Bar, in der das Rauchen erlaubt war. Damit ist in der Hannoverschen Straße Schluss. Dafür gibt es Snacks – Oliven, Käse, Weinblätter, Sardinen und Bündnerfleisch, aus der Heimat des gebürtigen Schweizers Maranta. Bei den Speisen gilt dieselbe Maxime wie bei den Drinks: nicht zu aufwendig, dafür qualitativ auf höchstem Niveau.

Ein Konzept, das gut ankommt. Viele Kunden freuten sich, dass sie die Bar jetzt nicht mehr verlassen müssten, wenn sich zwischen zwei Drinks der Hunger meldet, so die Macher. Erst recht, da die Qualität der spätabendlichen Snackmöglichkeiten draußen oft im krassen Kontrast zu den Drinks drinnen steht, die man gerade genossen hat. „Was Barfood angeht, sind wir gerade noch in der Try-and-Error-Phase. Aktuell gibt es vor allem Dinge, die wir im laufenden Betrieb servieren können, ohne viel Aufwand. Allerdings haben wir uns auch wegen der Küche für die jetzige Immobilie entschieden. Es gibt also noch viel Luft nach oben, wenn das Konzept funktioniert“, schwärmt ein begeisterter Salihbegovic.

Pragmatik und Produkt

Die Küche kommt den beiden Partnern auch in der flüssigen Produktion zugute: Aktuell entstehen dort hausgemachte Sirups. Doch auch hier gilt die entspannte Pragmatik, die die Melody Nelson Bar auszeichnet: „Wenn es kein industrielles Produkt gibt, hinter dem ich stehe, dann muss ich es selber machen. Bei Erdbeeraroma ist das klar der Fall. Bei Limette zum Beispiel nicht. Da gibt es sehr gute Produkte im Handel. Wir sind schließlich beide Familienväter, da ist man auch ganz froh, nicht auch noch neben den Öffnungszeiten dauernd im Laden zu stehen“, erklärt Maranta die Maxime.

Dass Pragmatik keine Lustlosigkeit ist, zeigt sich auch an den anderen Kreationen der beiden, die durchaus auch mal mit Fat Washing und Barrel Aging arbeiten. Ohne es jedoch an die große Glocke zu hängen und dabei unter Umständen Gästen das Gefühl zu geben, im falschen Laden gelandet zu sein. Oder wie Maranta es zusammenfasst: „Wir gehen unseren Weg, ohne das Rad dabei neu zu erfinden.“

Credits

Foto: Melody Nelson

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