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Neue Heimat, Bar & Food Night

Neue Heimat, ein verwunschener Ort in Friedrichshain. An verschiedenen Tagen werden hier diverse Ideen in die Nacht geworfen. Essen, Trinken, Design, Klamotten. Eine Sinneskathedrale ist jeden Freitag die Bar & Food Night.
Wer sich paaren will, muss die Sinne anregen. Psychisch wie physisch. Man muss sich verführen und verführen lassen, bevor es zum Sekretionsaustauch kommen kann – vulgo: bevor es zum Sex kommt. Und wie begattet man nun eine Bloody Mary? Zum Beispiel unter Zuhilfenahme einer Auster, vor dem Schlucken gelutscht oder eben mitgeschluckt. Und wo kann man das? Etwa in der Neuen Heimat.
Genuss-Gangbang
Jeden Freitag ist hier seit dem 3. Oktober 2014 in den rauen und kantigen Hallen in Friedrichshain auf dem RAW-Gelände ein neuer Treffpunkt des Genuss-Gangbangs entstanden – die Bar & Food Night. Ein Fest, bestehend aus Musik, Drinks und Marketfood – fein aufeinander abgestimmt, aphrodisisch, sensorisch. Bars, Bacchanal, Düfte und Spezereien – alles findet sich hier. Atmosphärisches Dickicht.
Menschen streifen durch die Gemäuer, vorbei an Tresen und Ständen und erkunden eine gustatorische Kontaktbörse. Das nächste große Ding, wie manche prophezeien.
Neue Heimat für Hedonisten
Was ist Neue Heimat? Sicherlich nicht die gewerkschaftseigene Wohnungsbaugesellschaft gleichen Namens, die in den achtziger-Jahren mit einem krachenden Skandal unterging. Krachen lassen es hingegen die Macher der Bar 25 und des Chalets. Und genau die stecken auch hinter den Hallen auf dem Gelände mit dem poetischen Namen „Reichsbahnausbesserungswerk“ (RAW).
Mit diesem Konzept lassen sie es freitags allerdings etwas wohnzimmerig angehen, ohne schnarchig auf eine Couch zu bitten. Unweit von Bahngleisen und Spree, ist im August dieses Jahres eine Labsalwelt entstanden, eine neue Welt, eine neue Heimat für Hedonisten.
Eine Kulisse aus Stein, Holz, Eisen, Warenauslagen und warmen Lichtern bis ins Gebälk. Im Hof Bänke, Strohballen, Feuertonnen, Container, Bars und Graffitis. Das Publikum ist urban, hip, smart, szenig und apart. Natürlich! Latürnich!
Essen ist der neue Club
Auf die harten Bierbänke hingeworfen, bleibt man nicht lange unter sich. Ständig will jemand über einen hinübersteigen, auf der Suche nach einem Zipfel Sitzerei. Kommen und Gehen, Holen und Bringen, Gehen, Sehen und gesehen werden. Gewusel und Getümmel.
Es präsentiert sich eine hauseigene Bar, an der es Twists von Bloody Mary und Old Fashiond gibt, dass man sich hinlegen – nein, hineinlegen –  und noch einmal über den Sinn des Lebens nachdenken möchte. Das Leben wird auf hohem Niveau in Gläser gegossen. Runter kommt man dann wieder mit einem Craft Beer.

Das Stagger Lee, der mittlerweile legendäre Mördersaloon aus Schöneberg, ist Residentbegleiter der Sause. Dazu werden wöchentlich weitere Bars und Bartender geladen. Dann gibt es Sexy Tonic, El Presidente fassgelagert und andere feinste Rachenverwirrungen.
Passend dazu: Austern, Spätzle, Tarte und sonstigen Food aus aller Welt. Die Foodie-Bewegung ist hier mit Vollgas unterwegs. Pop-up-Restaurants neben Streetmarket-Ständen.
„Essen ist der neue Club“, sagt eine der Mitorganisatorinnen dieses Abends. Zur Recht. Gerade hat der DJ sich bemerkbar gemacht und jagt seine grollenden Bässe durch die Halle. Ein spontaner Dancefloor wird erobert. Platz da!
Wem die gaumen- und augengetriebene Schaufreude nicht ausreicht, der kann sich in die Höhle – „The Cave“ – begeben. Dort wird Jazz geschlemmt. Es ist rappelvoll, die Bartender schmeicheln wohltemperiert die Bestellungen über den Tresen.
Von wegen scheiß Friedrichshain, mit seinen versemmelten Gestalten. Dem Simon-Dach-Straße-Gesockse. Dem Warschauer-Brücke-Elend, den technoverirrten, aufgepumpten Volltrotteln, den Dachgeschoß-Neureichspießern, den hauptamtlichen Querschlägern. Bleibt alle weg. Das ist ein Ding, das ihr sowieso nicht versteht. Das ist das Leben. Das ist authentisch. Das ist eine Heimat. Hier paaren sich die Sinne.
 
 

Credits

Foto: Neue Heimat

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