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Peggy Knuth

Peggy Knuth und die Herrenrunde der Salut! Bar

Von einer, die früh auszog, um hinter dem Tresen heimisch zu werden: Peggy Knuth, Barchefin der Salut! Bar.Die gebürtige Stralsunderin ist eine Freundin klarer Worte und klarer Kante. In ihren Drinks in der Berliner Speakeasy-Bar darf es aber auch gerne mal Rosenblüte sein.
Die Teile des Oberkörpers, die man sehen kann, sind tätowiert, sie trägt einen Pferdeschwanz und meist Ketten, die mehr Aufmerksamkeit fordern, als man zuvor dachte. Überhaupt verleitet die Rede von Peggy Knuth zu derart oberflächlichen Randnotizen, wie hier eben geschehen. Und das ist nicht gerecht, denn Peggy hat ihr Handwerk gelernt und hält damit nicht hinterm Berg.

Die Salut! Bar und der Aquavit

Erst im Juni vergangenen Jahres wurde Peggy Knuth nämlich, gemeinsam mit ihrem Kollegen Piotr Sajdak, zu den Linie Aquavit Bartendern des Monat gekürt, und zwar mit dem Drink Three Mermaids: Hierfür werden 4,5 cl Linie Aquavit, 0,5 cl weißer Minzlikör, 1,5 cl Cassis und 1,5 cl trockener Wermut aus Eis gerührt, in die Flasche abgeseiht, mit Lavendel geräuchert, in Coupettes serviert und schließlich mit Lavendel-Rauch garniert.
Namensgebend für diesen Drink sind drei Damen, die eines Abends die Salut! Bar aufgesucht und nach einem Linie Aquavit-Drink gefragt hatten. Gab es davor nicht, jetzt schon. Außerdem gewann sie Mitte Oktober des letzten Jahres, gemeinsam mit Stefanie Brach aus der Christiansen’s Bar in Hamburg, das Finale der Carlos I Colegio & Competición. Eine weibliche Doppelspitze in einem Wettbewerb, in dessen Jury ein Charles Schumann waltet, lässt aufhorchen. Schließlich ist er es, der es kategorisch ablehnt, Frauen hinterm Tresen einzustellen. Während eine Manier wie diese als zum Himmel schreiender Sexismus bezeichnet werden kann, ist Peggy da schmerzfrei: „Ist seine Bar, da gelten seine Regeln. Ich lasse mir ja auch nicht sagen, wie ich mein Wohnzimmer einzurichten habe.“
Nun sind Menschen keine Einrichtung und ein Wohnzimmer kein öffentlicher Raum. Wobei sich fairerweise auch fragen ließe, inwiefern ein heutiges Speakeasy öffentlicher Raum ist – aber wir wollen in diesem Artikel nicht über Rechtsgeschichte sprechen, sondern über Peggy Knuth.

Mach dein Ding!

Peggy Knuth stammt aus Stralsund. Bartechnisch erstmals auffällig wurde sie in Berlin im Perro Loco, das sie ihrem damaligen Lebensgefährten Thomas Fender geführt hatte. Aber das ist inzwischen lange her. Mittlerweile ist sie Barchefin in der Salut! Bar in Berlin-Schöneberg – „Barmaid“, wie sie sagt.
Ihr Weg hierher hatte sie über das Nachtleben in Friedrichshain und Neukölln geführt, von zu Hause ausgezogen ist sie hingegen bereits früh. „Ich hab’ schon immer mein eigenes Ding gemacht und es macht mir nichts aus, auf mich alleine gestellt zu sein“, beschreibt sie. Obwohl sie es gerne mag, wenn Menschen wissen, was sie wollen, fällt es ihr leicht, auf den Gast und seine Unsicherheiten einzugehen. Das gilt mitunter gerade für den männlichen Gast. Einen Drink auf der Karte serviert Peggy Knuth mit Rosenblüte. Das ist für viele Männer schwierig: „Und wenn ich das Gefühl habe, da ist mal wieder so einer, frage ich lieber nach.“ Oft bestätigt sich dieses Gefühl.
„Sexismus ist für mich und auch in der Salut! Bar absolut kein Thema. Ich stelle ausschließlich Männer ein und das tut unserer internen Dynamik ausgesprochen gut, da stimmt alles.“ Auch innerhalb ihrer Arbeit am Gast stellt sie zwischen den Geschlechtern kein Gefälle fest. Nicht nur, dass Peggy vom männlichen Gast absoluten Respekt erfahre, „manche Mädels sind sogar richtig süß anhänglich.“ Jüngst sei eine Gruppe junger Frauen am Tresen gewesen, die sich auf Peggy regelrecht eingeschossen habe. Und als Peggy dann auch noch ein Machtwörtchen gegenüber einem etwas ungeschickten Tischnachbarn spricht, sind die Mädels kaum mehr vom Tresen zu kriegen.

Peggy Knuth und ein Abend nach Mermaid’s Manier

Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern gibt es für Peggy Knuth überhaupt in der Barszene nicht: „Wer einen Teil vom Kuchen will, muss ihn sich nehmen.“ Peggy kann es nicht leiden, wenn Frauen – ach, aber Männer auch! – am Rand des Geschehens stehen und sich dann darüber beschweren. Und weil Peggy zu allem anderen als zum Beschweren zumute ist, hat sie eine Veranstaltungsreihe ins Leben gerufen: Zum ersten Mal hatte der „Femme Fatale“-Abend Ende September des letzten Jahres stattgefunden. Zwei Gastbartenderinnen, in diesem Falle Lu Geipel (inzwischen Kantine Kohlmann) und Lucia Schürmann (Galander Haifischbar) widmen Robe und Drinks famosen Vertreterinnen der Femme Fatales der Barszene und mischen, was das Zeug hält.
Und dieses Zeug gibt es in der Salut! Bar zuhauf, denn an handgemachten Zutaten mangelt es hier nicht. Von Cherry Gastrique über Pistazienlikör, Falernum oder Walnuss Orgeat, die Apothekenküche der Salut! Bar ist umfassend bestückt, und so besteht neben dem saisonal wechselnden Menü die Möglichkeit zu nahezu jedem Drink. Ohne Sahne, versteht sich.
Wer es also auf einen ausgezeichneten Tiki-Drink jenseits des hochprozentigen Epizentrums abgesehen hat und obendrein Lust auf eine Reise in die Roaring Twenties in ihrer ganzen Dimension hat, der halte die Augen offen in der Berliner Goltzstraße und labe sich an den good ol’ days.
Die nächste Nacht der Femme Fatale wird am 14. Februar stattfinden, gemischt wird von Peggy Knuth, Julia Rahn aus dem Frankfurter Roomers und Stefanie Brach, Peggys Mitgewinnerin der Carlos I Competition. Klingt nach einem Abend nach Mermaid’s Manier.

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