TOP

Wacholderflut am Rhein

Größte Gin-Auswahl in Kufstein? Mitnichten, die rheinische Metropole Köln bietet mit der Bar Pepe, mehr als 540 Gin- und 37 Tonic-Sorten an. Die Bar existiert seit 16 Jahren im belgischen Viertel, setzt jedoch keinen Staub an, denn, „Da jeht noch mehr…“.
Rekorde und Auszeichnung sind eine feine Sache, spiegeln jedoch nicht immer die Realität wieder. Als MIXOLOGY Anfang Mai einen Artikel über das Stollen 1930 und seinen Eintrag im Guiness Buch der Rekorde publizierte, war die Kommentarleiste gefüllt mit Verweisen auf die Kölner Bar Pepe, die von der Barchefin Tatjana Friedrich geführt wird. Diese führte laut eigener Aussage, seit ihrem Arbeitsbeginn vor einem Jahr, den ständigen Verbesserungs- und Wandlungsprozess des Pepe voran. Dieses war Anfangs eine Tapas Bar mit dem Schwerpunkt auf Wein und Grappa, spezialisierte sich jedoch nach und nach auf das Wacholderdestillat. Inzwischen ist die kölsche Gastronomieinstitution, von Inhaber Tarkan Baskentli, eine Mischung aus mediterran angehauchtem Restaurant und Gin-Bar.
Europäischer Gin mit ein paar Exoten
Der räumliche Übergang zwischen beiden Elementen ist dabei fließend, genau wie die unterschiedlichen Einrichtungsstile und Details. Im Restaurant findet man eine klare und reduzierte Formsprache, die durch die Wandgestaltung unterstützt wird, die jedoch keinerlei Bilder oder Spiegel ziert, sondern in einem hellen Braunton mit einer Spachtel-Wischtechnik erscheint und einen modernen Charme ausstrahlt. Anders hingegen die rustikale, fast antiquiert anmutende Bar, deren vierstöckiges Backboard mit der großen Gin-Auswahl gefüllt ist und dabei in einem glühenden Orange-Ton erstrahlt. Davor hantieren ein bis drei, in Hemd und Fliege servierende Bardamen und Barherren und geben bereitwillig Auskunft über die knapp zehn Seiten Gin-Auswahl. Diese sollte man in Anspruch nehmen, sofern man sich abseits der klassischen dargebotenen Gins probieren möchte. Auswahl und Schwerpunkt liegen dabei stark auf europäischen Marken aus England, Schottland, Spanien, Deutschland und Frankreich, bieten aber auch exotische Destillate aus Ländern wie Senegal, Grönland oder Pakistan. „Wer bei so viel Auswahl verständlicherweise etwas vor den Kopf gestoßen ist und mit floralen, London Dry oder Old Tom Gin nichts anfangen kann, der kann zu unseren Gin & Tonic Tastings kommen. Mann muss aber dazu sagen, dass dort vorwiegend die Basics vermittelt werden, die fachlichen Feinheiten können aber bei Nachfrage noch ausgebaut werden.“

Crossover-Restaurant mit Gin-Bar
Die Getränkekarte wird jedoch nicht nur vom Wacholdertrunk dominiert, sondern bietet auch eine Auswahl an Tikis, Highballs, „Classic & Forgotten Drinks und eine zum Restaurantbetrieb passende Wein- und Champagnerkarte. Dies spiegelt sich auch in den Gläsern der Gäste wieder, sofern man das Pepe vor elf Uhr betritt. Nachdem die Küche jedoch zu diesem Zeitpunkt schließt, entwickelt sich in den engen Räumen, vor allen an Wochenenden, eine gepflegte Dynamik, die zwar nicht in Hektik verfällt, dafür aber die Distanz zu seinen Sitznachbar deutlich verringert und den Raum mit frischen Zitrus- und Gewürzaromen der präparierten Drinks erfüllt. Das Pepe soll ein Crossover-Restaurantkonzept mit einer auf Gin spezialisierten Bar sein, die  vor allem das anspruchsvolle und heimische Publikum anspricht, jedoch auch auf internationale Messebesucher eingeht. Dabei sind die im Restaurant angebotenen 40-60 Plätze vor allem an Wochenende komplett belegt und eine Reservierung ist angeraten. Im Sommer gestaltet es sich zum Glück ein wenig einfacher, da man den Außenbereich mit zusätzlich 80 Sitzplätze anbieten kann.
In Veedel Nummer 12
Man spürt und sieht vor allem, dass sich die vielen Details und Charakteristika dieses Restaurants und die Bar nicht gegenseitig erdrücken, sondern zu einem abgestimmten Ganzen fügen. Dazu trägt auch die ansehnliche Lage in dem szenigen Ausgehviertel am Rande der Innenstadt bei, dem belgischen Viertel. Dieses wurde übrigens im Jahre 2010 als lebenswertester Stadtteil Kölns ausgezeichnet, was wieder zum Ursprung führt: Auszeichnungen spiegeln nur manchmal die Realität wieder.

Credits

Foto: Pepe Bar & Restaurant via Alexander Agarius

Kommentieren