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Im Gespräch mit Tony Galea

In Friedrichshain führt Tony Galea die Antlered Bunny Bar, die ungefähr so groß ist wie ein Familienwagen, die jedoch durch Intimität und gute Drinks überzeugt.

Seit drei Jahren lebt der gebürtige Engländer Tony Galea nun in Berlin, trotzdem gibt er zu, dass es ihm manchmal noch schwer fällt, sich für viele Angelegenheiten preußisch in eine Schlange zu stellen und zu warten. Dabei erinnert ihn Berlin mit seiner Atmosphäre und der entspannten Trinkkultur ein wenig an das London seiner Jugend. Dort fing er später auch mit den ersten Jobs in der Gastronomie an, die sich jedoch eher auf den Service beschränkten. Dennoch, der soziale Akt des Bedienens sorgte dafür, dass ihm der Einstand als Bartender in einer Bar in Melbourne, während eines langjährigen Aufenthaltes in Australien nicht sehr schwer fiel. Außerdem mag er die Atmosphäre in guten Bars, weshalb er mit einem Grinsen gesteht: “Ich dachte mir, wieso werde ich nicht dafür bezahlt wenn ich mich in einer Bar aufhalte?“

Es sollte Berlin sein

Tony ist zusammen mit Alex und Kyla Boyle Partner des Café Aunt Benny, und der direkt anliegenden Bar Antlered Bunny in Friedrichshain. Alex lernte er vor eineinhalb Jahren kennen, als sie ihm in der Dessert Bar von dem Konzept erzählte, und ihm nach dem Zusammenstellen des Menüs den Platz anbot. „Dies war ein toller Zufall, der mir bestimmt ein paar Jahre Zeit erspart hat. Die Intention,  eine eigene Bar zu öffnen war zwar schon vorher da, ich wollte das aber ganz speziell in Berlin machen, da ich die Atmosphäre der Stadt sehr schätze.“

Stimmungsbasierende Drinks

Die Getränkekarte der Antlered Bunny Bar bildet eine kleine Schiefertafel, mit täglich wechselnden Angeboten und eine klassische Menükarte. Die Besonderheit hierbei ist, dass der Großteil der  angebotenen Drinks sich durch die Auswahl der Ingredienzien wie eine Zusammenstellung des saisonalen Angebotes der jeweiligen Jahreszeit anhört. „Wenn ich mir einen Drink bestelle oder selber mache, dann ist die Wahl sehr oft durch meine persönliche Stimmung beeinflusst. Sehr oft orientiere ich mich an den Zutaten und was ich damit verbinde. Genau das wollte ich auch in die Menükarten einfließen lassen: eine saisonal wechselnde Karte, die an die Jahreszeiten, als auch an das mögliche Empfinden der Gäste angepasst ist.“ In der kalten Jahreszeit bevorzugt er seine persönliche Kreation, den „Devils Advocate“. Dieser beinhaltet spanischen Brandy, amerikanischen Rye Whiskey, der nebenbei auch seine Lieblingsspirituose ist, diverse Bitters und einer Zimtstange zur geschmacklichen Abrundung, die einem „das Kaminzimmer nach Hause bringt“, wie er sagt.

Fußball und Kochen

Die saisonal wechselnde Karte hat seinen Ursprung im Kochen, was er neben der Liebe zum Fußball zu einer seiner Lieblingsbeschäftigung zählt, da er sehr viele Parallelen zum Bartending sieht.
„Wenn man ein guter Koch ist, dann kann man theoretisch auch in der Lage sein, ein guter Bartender zu werden, da man weiß, wie man verschiedene Geschmäcker kombiniert, Dinge neu kreiert. Manchmal fühle ich mich überwältigt wie viel Dankbarkeit mir von Menschen entgegengebrach wird wenn ich ihnen einen Drink serviere, der ihren Geschmack absolut trifft. Dies bestätigt mich natürlich und spornt mich auch weiter an“, offenbart Tony.

Absacker auf dem Heimweg

Wenn Tony sich selbst einen Drink mixen lässt, dann am liebsten von Arash Ghassemi aus der Chapel Bar, die sich auf seinem Heimweg befindet. Vor allem genießt er, dass dieser seinen Geschmack immer trifft, was dazu führt, dass er dort oft einen „knock off drink“ einnimmt. Gerne schaut er auch seinen ehemaligen Mitarbeitern Jakob Etzold und Robin Ploeger die damals gemeinsam mit ihm in der Stagger Lee Bar gearbeitet haben, beim Mixen zu. Sie haben ihm in der Anfangszeit in Berlin viel positive Energie mitgegeben und ihn in klassische Drinks eingearbeitet. Generell mag er es gemütlicher, wie zum Beispiel im Heiners oder dem Ol Tennabaums, da er eine gewisse Detailgenauigkeit was das Interieur betrifft sehr schätzt, durch die sich diese beiden Läden eben auszeichnen. Und hier muss er auch nicht preußisch in einer Schlange stehen.

 

Bildquelle: Hanna Skoog

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