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Wohlfühlen in Basel: Les Trois Rois

Nur eine Hotelbar? Nein! Die Bar im Baseler Grand Hotel Les Trois Rois setzt sich ab vom manchmal tristen Trott der Tresen vieler Nobelherbergen. Völlig zu Recht firmiert die Bar derzeit als schweizer Bar des Jahres 2015 bei den MIXOLOGY BAR AWARDS. Wie aus der Champagner-Lounge eine echte Bar wurde, hat Markus Orschiedt im entspannten Gespräch mit Barmanager Thomas Huhn herausgefunden. 

Hotelbars können Orte des elaborierten Nichtstuns sein, Zeitinseln, an denen die Hektik der Stadt vorbeirast, Oasen zum Wohlfühlen oder Altare der Bar- und Servicekultur. Sie sind Treffpunkte für ein nach Alter, Stil und Herkunft gemischtes Publikum, einer Melange aus Einheimischen und internationalen Gästen. Natürlich kennen wir auch das Gegenteil: Hotelbars, die unter der Last der Vergangenheit ächzen, deren Luft auch ohne Zigarre stickig ist, deren Pianist mit traurigen Augen seiner Routine nachgeht, deren Drinks mit Patina belegt sind und das Publikum grau in grau sich schweigend Langweilt. Das Les Trois Rois gehört mit Sicherheit zur ersten Kategorie, hat einen internationalen Ruf und wurde daher im letzten Jahr von der Jury der MIXOLOGY BAR AWARDS zur Schweizer Bar des Jahres 2015 gewählt.

Ein Saarländer im Kokon

Garant dieses Erfolges ist der 39-jährige gebürtige Saarländer Thomas Huhn. Seit acht Jahren leitet er als Barchef diese Institution und integriert gekonnt Tradition und Innovation. „Das Hotel ist Inhabergeführt und lässt einem daher einen großen Gestaltungsspielraum“, zeigt sich Huhn erfreut. Das war nicht immer so: „Wir mussten schon einen Weg gehen von einer Champagnerbar zur einer anerkannten Cocktailbar. Etwa zwei Jahre hat die Umstellung gedauert“.

Das Trois Rois liegt direkt am Rhein. Schon von Weitem leuchtet es in den Himmel und seine Fassade spiegelt sich im ruhigen Fluss. Die Lobby funkelt im warmen Licht, das Entrée ist sympathisch und — wie es sich für ein gutes Luxushotel gehört — entspannt und ohne Dünkel. Die asiatische Pianistin lächelt den Neuankömmling an und man schlüpft in einen Kokon aus warmem, goldgelbem Licht, blutroten Vorhängen, schweren Ledersesseln, Kronleuchtern, Art Déco-Lampen und cremefarbenem Leder an der Bar. Der Kamin züngelt und die Terrasse gibt den Blick auf den Rhein, das Treiben am anderen Ufer und die historische Mittlere Brücke – eine der ältesten befestigten Europas – frei. Prompt erscheint der Service und unterstützt den Gast bei der Auswahl der Getränke. „Es ist zwar so, dass ich intensiv eine hohe Qualität bei den Produkten anstrebe und jedes Segment gleichwertig besetze, auch Neues anbiete. Aber das alles nützt mir wenig, wenn der Gast nicht im Vordergrund steht. Das entscheidet über Sieg oder Niederlage“, diktiert Huhn. Er sieht seinen Job darin, nah am Gast zu sein und sein Personal darin zu schulen.

Lokal und International

Thomas Huhn fühlt sich wohl in Basel und das überträgt sich auf seine Arbeit und die Atmosphäre der Bar. Nach vielen internationalen Stationen zu Land und auf dem Wasser hat er in Basel eine neue Heimat gefunden. Die oft beschriebenen Schwierigkeiten, als Zugereister von den Schweizern distanziert betrachtet zu werden, kann er nicht nachvollziehen. „Das ist eine andere Kultur, der muss man Zeit geben und auf die Leute auch mal zugehen. Basel ist natürlich auf Grund seines mediterranen und familiären Flairs optimal für Schweiz-Einsteiger.“

Programmatisch bietet das Les Trois Rois das Spektrum, das in internationalen Hotelbars über den Standard hinausweist. „Trotz der administrativen Aufgaben sehe ich mich weiterhin als kreativen Bar-Arbeiter. Ich möchte im Rahmen des Möglichen auf neue Trends reagieren und diese in unser Haus aufnehmen“, so Huhn. Dem sind in einer Hotelbar manchmal Grenzen gesetzt, aber dass man auf dem richtigen Weg ist, beweist allein die Tatsachen, dass sich das Publikum zu rund 70 Prozent aus lokalen und zu 30 Prozent aus internationalen Gästen zusammensetzt. „Man muss das balancieren. Einheimische sind etwas preisbewusster, außer während der Messen in der Stadt, da spielt Geld keine Rolle.“

Immer wieder wird mit Bottle Aging, eigenen Infusionen und selbst hergestellten Sirups gearbeitet. Im Spirituosenbereich fokussiert sich Huhn gerade auf Mezcal, Sherry, Madeira und Eaux de Vie. Inspirationen für das Trois Rois holt sich Huhn immer wieder auf Reisen und bei Besuchen anderer Bars. „Als Gast bin ich aufgeschlossen und probiere gerne Empfehlungen und Eigenkreationen. Ich mag das, wenn Ideen an mich herangetragen werden“, erklärt er mit Neugierde. Auch aus Cocktail-Wettbewerben fließt Neues auf die Barkarte, „allerdings nehme ich nicht mehr selbst teil, sondern ich unterstütze die jüngere Generation, gebe dem Personal dafür frei oder beteilige mich als Juror“.

Bier, Gin und Gäste auf der Flucht

Auch beim Bier schläft das Les Trois Rois nicht. „Wir schenken das Ueli Royal aus, bieten aber auch Monatsbiere verschiedener Stile an. Weizen, Pale Ale oder Trappistenbiere kommen dabei besonders gut an, das freut uns“ Auch die Gin-Welle hat schon längst die Alpen erklommen. So finden sich im Backboard auch schweizer Neulinge und Nischenprodukte. „Nginious!, Nutmeg und Gin 27 sind präsent, und Michael Schneider aus der Basler Bar-Institution Des Arts macht den wunderbaren Seven Sense, das unterstütze ich natürlich. Gin ist nach wie vor das große Thema, auch bei unseren ausländischen Gästen“, erklärt Huhn.

Insbesondere für die amerikanischen Gäste hält das Trois Rois eine profunde Rum- und Whiskyauswahl vor, die dann gerne in der zeitgenössisch gestalteten Zigarren-Lounge Abnehmer findet.

Das Les Trois Rois ist eine klassische Hotelbar, aber mit Leben und Agilität. So wundert es nicht, dass sich neben den Baselern auch Weltstars und natürlich – gemäß des Namens – gekrönte Häupter hier sehen lassen. Egal, ob es die Rolling Stones sind oder das japanische Kaiserpaar. Die Kaiserin sorgte übrigens einmal für Aufregung und brachte das sonst so souveräne Haus mächtig ins Rotieren. Sie büxte nachts aus und machte alleine einen Spaziergang durch Basel. Aber bald war sie diskret wieder eingefangen und zurück gebracht in den Kokon. Denn die Wohlfühloase war sicher nicht der Grund für die Flucht der Palastgefangenen aus Nippon.

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