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Bean Weinbar Berlin

Bean – die neue Weinbar von Gonçalo de Sousa Monteiro

Mit dem »Bean« hat Gonçalo de Sousa Monteiro seine zweite gastronomische Idee verwirklicht und Berlin eine weitere einzigartige Adresse geschenkt. Und zwar tatsächlich an jener Adresse, an der man auch seine erste Bar findet. Man kann dort wahrhaft länger verweilen als nur eine Schallplatte lang.

Die drei zentralen Orte im Bean treffen direkt in einer Ecke das Raumes aufeinander: Die offene Küche, die Eiswanne mit den offenen Weinen und der Plattenspieler. Denn Musik kommt in Gonçalo de Sousa Monteiros zweiter Bar nur vom Plattenspieler. In der Plattenreihe ganz vorne an steht gerade Miles Davis’ Soundtrack zu Louis Malles Meisterwerk Fahrstuhl zum Schafott.

Bean Weinbar Berlin
Das Bean: ein vitaler Ort in der Mitte von Berlin.

Das Bean: ein vitaler Ort in der Mitte von Berlin

Doch mit dem Schlagwort vom Schafott ist man falsch im Bean – eher das Gegenteil stimmt. Das Bean, man merkt es schon wenige Tage nach der Eröffnung, ist kein schwermütiger, sondern ein vitaler Ort, eine modern und undogmatisch gedachte Weinbar im Herzen von Berlin. Und das kurioserweise neben (direkt neben!) Monteiros erster Bar, dem mittlerweile legendären Buck & Breck in der Brunnenstraße.

Das ist kein zweites Album!

Mit der zweiten Bar ist es oft so wie mit dem zweiten Album, das eine Band oder ein einzelner Musiker nach einem gefeierten Debüt aufnimmt. Das berühmte „schwierige zweite Album“, das sich lächerlich überzogenen Erwartungen aussetzen muss. Womit wir wieder beim Plattenspieler wären. Doch gleichzeitig hinkt der Vergleich, denn ein Gonçalo de Sousa Monteiro muss in der internationalen Bar- und Gastronomieszene sowieso niemandem mehr etwas beweisen.

Das ist keine Bar!

Das Bean entzieht sich mit seinem Motto „Champagne – Vin Nature – Dosen“ ohnehin jeglicher Angriffsfläche als zweite Bar Monteiros. Denn es ist eben keine Bar im engeren Sinne, vor allem nicht im mixologischen Sinne. Das Bean ist eine Weinbar, will aber kein Vertreter der aktuell gehypten Weinbars sein, in die bestimmte Menschen mittlerweile wieder gehen, um sich zu profilieren. Sie ist damit keine B-Seite zum Buck & Breck. In Plattensammlerbegriffen Erfahrene würden wohl eher von einer Double A Side sprechen.

Bean Bar Berlin
Serviert werden etwa Oktopus mit Sellerie, Minze und Zitrone.
Bean Bar Berlin
Polpetine an Tomatensauce und Röstbrot.

Bean

Brunnenstraße 177
10119 Berlin

Donnerstag bis Sonntag von 17:00 Uhr bis 23:59 Uhr

Bean: Eine Weinbar ohne Dogmen

So simpel, wie die Begriffs-Trias aus Champagner, Naturwein und Dosen daherkommt, so ehrlich ist sie auch. 15 Champagner bietet das Bean an, als normalen Schank-Champagner den aus dem Buck & Breck vertrauten Janisson-Baradon, dazu kommen ein paar weitere „Bubbles“ aus anderen Anbaugebieten. Daneben warten rund 35 Naturweine, die allesamt nach dem gleichen Grundsatz ausgewählt wurden: Sie müssen schmecken. Dogmen bleiben draußen, die Flaschen stehen im Bean nicht aus Prestigegründen, sondern weil der Wirt von ihnen überzeugt ist. Das kann sowohl ein leichter katalanischer Wein sein, aber eben auch ein amphorengereifter, halbtrüber georgischer Kawenzmann, an den auch erfahrene Gaumen sich erstmal herantasten müssen.

Und der eigentliche Clou: Das Bean und sein Betreiber vollziehen nicht die klassische Trennung zwischen Offenausschank und ganzer Flasche: „Natürlich sind viele der Weine nicht durchgehend offen, andere schon. Grundsätzlich ist das aber der Gedanke: Es wird immer mal auch einfach so eine speziellere Flasche aufgemacht – und was offen ist, ist offen und kann eben auch per Glas bestellt werden.“

Bean Bar Berlin
Das ist kein zweites Album!

Glück in Dosen

Fehlen noch die »Dosen«, natürlich sorgsam kuratiert, aber in Hülle und Fülle. Hier wird eine weitere Leidenschaft Monteiros gastronomisch ausgelebt, nämlich eine offensichtliche Passion für die Handwerkskunst der Konserve. Beste Dinge finden sich da eingelegt in Öl oder Essig, der allergrößte Teil davon lebte vorher im Meer. Übrigens nicht, wie man vielleicht erwarten könnte, alles aus Monteiros portugiesischer Heimat, sondern ausgewählt nach einem klaren Leitsatz: »Was schmeckt«. Serviert werden etwa Oktopus mit Sellerie, Minze und Zitrone, geräucherte Kabeljauleber mit Pimiento del Piquillo oder Blutwurst auf Bohnen-Hummus und gebratenem Romana dann in kleinen Vorspeisenportionen zu wahrhaft mehr als fairen Preisen – was im Übrigen auch für das flüssige Angebot gilt.

Der Schnaps bleibt nebenan

Was es wirklich nicht gibt im Bean, sind Schnaps oder Cocktails – mit Ausnahme eines herausragenden Bellinis. Erweitert werden soll das Sortiment allmählich durch weitere Wein-Spielarten, also Sherry, Port und Madeira. Damit manifestiert sich auch die Idee als Aperitifbar noch deutlicher, denn das Bean will kein Ort für die späte Nacht werden: Um 23:59 Uhr ist Schluss, signalisiert das unscheinbare Schild an der gläsernen Tür. Aber das ist ja auch gar nicht nötig, wenn es direkt hinter der nächsten Tür noch einen vertrauten Ort gibt, in den man wechseln kann.

Inzwischen läuft seit etwa drei Minuten keine Musik im Bean. Denn der Chef steht gerade draußen bei seinen Gästen, ist im Gespräch und schenkt Wein nach. Aber die kurzzeitig fehlende Musik stört auch niemanden. So ist das halt mit Plattenspielern. Und mit B-Seiten. Und mit vitalen Orten, die man einfach geschehen lässt. Mitten in Berlin, wo sonst alle von Konzepten sprechen.

Credits

Foto: Katja Hiendlmayer

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