Wilde Freiheit & Tequila: Bettina Kupsa mit eigener Bar
Hamburg calling – schon wieder! Bereits vor einigen Wochen wurde via Twitter bekannt, dass mit Bettina Kupsa eine der bekanntesten Barfrauen des Landes demnächst ein eigenes Barprojekt realisieren wird. Im Gespräch mit ihr erfahren wir mehr über ihre Pläne, den Abschied vom Le Lion und warum nichts am Agavenbrand vorbeiführt.
Betty Kupsa hat sich in den vergangenen Jahren zu einer der bekanntesten Persönlichkeiten innerhalb der deutschsprachigen Mixologenszene gemausert. Ursprünglich aus Österreich, verschlug es die studierte Marketing- und Kommunikationsfachfrau bereits vor knapp 20 Jahren in die Hansestadt an der Elbe. Nach frühen gastronomischen Gehversuchen, samt erster eigener Kneipe, begann Betty ihre Karriere als Vollzeit-Bartenderin genau genommen erst vor knapp fünf Jahren im Blauen Barhaus.
Aus der Luft zum Löwen
Seither ist viel geschehen: nach einer Station in der berühmt-berüchtigten 3 Freunde Bar holte Jörg Meyer sie im Sommer 2012 schließlich ins Team seiner international renommierten Bar Le Lion, wo sie schnell zur festen Säule und beherzten Gastgeberin avancierte. Spätestens seit sie sich im vergangenen Oktober an der Seite des irischen Cocktailexperten Phil Duff auf charmante Weise durch die Verleihungsgala der MIXOLOGY BAR AWARDS 2015 moderierte, dürfte die Dame mit dem markanten Pagenkopf auch dem einen oder anderen ausländischen Angehörigen der Barwelt ein Begriff geworden – und geblieben – sein.
Auch beim gemeinsamen Gespräch ist die Bartenderin mit dem offenen Wesen und herzlichen Lachen, wie eigentlich immer, bester Laune. Denn es gibt etwas zu besprechen: Für Betty Kupsa geht es, wahrscheinlich noch in diesem Jahr, in eine ganz besondere Richtung: in die Selbstständigkeit!
Zeit für „mehr Betty“?
„Die Zeit im ‚Löwen‘ war durch Nichts zu ersetzen“, meint Betty, die sich nach einem ersten eigenen Laden nun zum zweiten Mal an das Projekt „eigene Bar“ macht. „Allerdings war es nach zweieinhalb Jahren sehr klassischer Bar-Arbeit doch Zeit, wieder einmal etwas ‚wilder‘ zu werden“.
Wild? Also mit auf dem Brett tanzenden, feuerspuckenden Bartendern? Das wohl nicht, aber ein wenig mehr von der Person Kupsa wird man erwarten dürfen in der geplanten Trinkstätte. „Das Team aus dem Le Lion wird mir schon sehr fehlen. Aber irgendwann fühlt man, dass es Zeit für etwas Neues ist. Für mich ist dieser Punkt, der schon lange auf der Agenda steht, nun gekommen“, gibt die 37-jährige ihrem Befinden Ausdruck. Bis Ende März finden Stammgäste und Cocktail-Afficionados die überzeugte Hamburgerin, der man die Österreicherin nicht mehr anhört, noch an alter Wirkungsstätte.
Gibt es denn schon eine Location, einen Namen? Vielleicht einen Arbeitstitel? „Ich bin bereits seit einiger Zeit aktiv auf der Suche“, gibt Betty zu Protokoll. Auf die Frage, ob das nicht etwas riskant sei, antwortet sie: „Dieses Nebeneinanderherarbeiten an der Bar und am eigenen Projekt ist schon sehr kraftraubend. Also habe ich mich entschieden, mich jetzt wirklich voll und ganz dieser Aufgabe zu widmen. Es mag riskant wirken, aber“, und das fügt sie augenzwinkernd hinzu, „falls es zwischendurch nötig ist, muss ich nicht unbedingt ausschließlich Manhattans rühren. Da geht auch ruhig etwas anderes.“
Was zählt? Die Lage. Und die Lage. Ach ja, und: die Lage
Die Gelegenheiten, gute Standorte zu finden, seien derzeit für hamburgische Verhältnisse überaus häufig und hochwertig, so Betty. Fragt man nach einem bevorzugten Ort, meint sie: „Altona und Ottensen finde ich aktuell sehr verlockend. Aber im Prinzip bin ich da relativ offen. Wenn es um St. Pauli oder die Schanze geht, ist es zwar etwas komplizierter, da hier einzelne Meter vieles entscheiden – ausschließen werde ich da aber nichts.“ Insgesamt ist Betty zuversichtlich, dass es noch in diesem Jahr losgehen wird.
„Trotzdem werde ich nichts überstürzen“, macht sie deutlich, denn „ich habe damals mit meiner ersten Gastronomie viele ungeliebte Kompromisse eingehen müssen. Das werde ich diesmal tunlichst vermeiden. Zwar muss man eine Bar in Details letztendlich immer an die jeweilige Location anpassen, aber das grundsätzliche Konzept steht nicht mehr zur Debatte.“
Eine Ode aus Ottensen nach Jalisco?
Solange noch nicht Hammer, Spachtel und Schlagbohrer zum Einsatz kommen, wird bereits umfänglich am inhaltlichen Konzept gefeilt: „Es wird wenige meiner Bekannten überraschen, aber einen deutlichen Schwerpunkt möchte ich auf Tequila setzen. Dem gehört schon seit Langem meine große Leidenschaft. Ich experimentiere da momentan schon viel im Privaten herum.“
Wichtig zu betonen ist ihr, dass der Fokus ausdrücklich beim Tequila liegt: „Selbstverständlich werden wir auch etwas Mezcal führen, aber prinzipiell finde ich Tequila wesentlich aufregender.“ Neben der persönlichen Liebe zur Produktfamilie ist die künftige Unternehmerin jedoch auch der Auffassung, dass es gerade für Tequila nach wie vor enormes Potential gibt, das auf seine Ausschöpfung wartet: „Ich merke in letzter Zeit, dass die Gäste enorm offen geworden sind, was qualitativ guten Tequila angeht. Der Bad Boy wandelt sein Image endgültig“, freut sich Betty.
Das Jahr wird spannend
Ein wenig mehr Wildheit dürfen wir uns also vorstellen, mit mexikanischer Mineralität und Fruchtigkeit zwischen Alster und Elbe, alles natürlich mit einer gehörigen Portion Herzlichkeit, die jedermann erwarten wird, der Betty kennt. Nach dem heiß erwarteten „Winchester“ nun also der zweite Streich, der dieses Jahr aus dem „Löwenrudel“ angekündigt wird. Und dabei ist gerade einmal März!
Credits
Foto: Hamburg und Mexiko via Shutterstock. Postproduktion: Tim Klöcker. Bilderserie via K. Hiendlmayer.
Willi
Konzept á la Mayahuel – gefällt mir richtig gut!
Ganz viel Erfolg Betty!
Tom
war auf einer Hamburgreise in ihren Fängen und würde es sofort wieder tun