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BIER, BARS & BRAUER #19

Willkommen zurück bei Bier, Bars und Brauer! Diesmal geht es ums Oktoberfest und seine Leiden sowie das Liebesbier in Bayreuth und seine Veranstaltungen. Des weiteren beschäftigen wir uns mit dem anhaltenden Trend zu alkoholfreiem Bier und einer kleinen, deutschen Brauerei bei den World Beer Awards.

Normalerweise machen wir ja einen Bogen um Award Shows, doch gleich acht Medaillen bei einer so großen Preisverleihung, das beeindruckt. Um fair zu sein: Alpirsbacher Klosterbräu hat sogar noch mehr Medaillen abgeräumt, allerdings war keine der drei internationalen Auszeichnungen in einem nicht landestypischen Stil.

Weltmeister von der Insel

Nein, die englische Fußballelf braucht noch immer fragwürdige Lattentreffer, um von höchsten Ehren träumen zu können. Hier soll es ums Bier gehen, und um eine deutlich kleinere Insel: Eine deutsche Brauerei gewinnt bei den World Beer Awards den Preis für das beste India Pale Ale? Das ist bei dem renommierten Bierwettbewerb keine kleine Überraschung, waren die Goldmedaillen hier doch mit Ausnahme einer japanischen Intervention fast immer für nordamerikanische Vertreter wie Goose Island, Deschutes oder Le Trou Du Diable reserviert. Zusätzlich handelt es sich beim Siegerbier auch noch um ein in Flaschengärung gereiftes und damit in Deutschland sehr seltenes IPA: das Überseehopfen von der Insel Brauerei auf Rügen.

Mit dieser Auszeichnung (und sieben weiteren in Gold) bekommt die Insel Brauerei Rückenwind für ihr sehr eigenes Konzept, welches auf aufwendiges Packaging, eine in sich geschlossene Präsentation im eigenen Regalsystem im Supermarkt und die Abwesenheit von leicht erkennbaren Standardsorten wie Pilsener oder Helles setzt,  sondern ausschließlich auf in Flaschengärung gereifte Spezialbiere setzt, die nicht immer einfach zu kategorisieren sind. Dennoch, oder deswegen, verkaufen sich die Biere laut Inhaber Markus Berberich mehr als zufriedenstellend.

Das neueste Mitglied der Insel-Familie ist übrigens das Quadriga, und auch bei dem güldenen Zehnprozenter fällt die Zuordnung zwischen französischer Hefe und Holzfassnoten nicht leicht. Imperial French Sparkling Tripel? Auf jeden Fall zielt es im 0,75l-Gebinde ganz klar auf jene, denen Sekt zu Sylvester zu altbacken ist.

Oktoberfestgäste trinken nicht genug

Zumindest nicht genug Bier. Dafür gibt es zwar noch Gelegenheit, das weltgrößte Bierfest dauert schließlich bis zum 3. Oktober 2016, doch zur Halbzeit sieht es mau aus: Nicht nur kamen in diesem Jahr weniger Leute (immer noch knapp 3 Millionen bisher), auch jene, die kamen, tranken etwa 15% weniger von dem Starkbier, welches in die zahllosen Maßkrüge fließt. Ob sich auch auf der Wies’n plötzlich der Genussgedanke breitgemacht hat, der langsam sinkende Bierkonsum in Deutschland sich auswirkt?

Wahrscheinlicher ist, dass es selbst Hartgesottenen langsam zu bunt wird, denn die Maß kostet inzwischen 10,40 bis 10,70 Euro. Was für einen Liter saisonales Starkbier an sich durchaus vertretbar sein könnte, lässt sich bei der Masse, in der Oktoberfestbiere produziert werden, schon etwas schwieriger kommunizieren, und da verzichtet so mancher Gast wohl lieber auf die ein oder andere Runde. Ansonsten ist, wie immer, das Wetter schuld.

Bierforum in Bayreuth

Cluster Ernährung nennt sich eine Initiative des Kompetenzzentrums für Ernährung (KERN), die bayrisch regionale Lebens- und Genussmittel geschlossen propagiert und zahlreiche Fortbildungen im Lebensmittelbereich, darunter etwa die Sommelierkurse für Bier, Käse und auch Gewürze, anbietet. Gemeinsam mit der Brauerei Geb. Maisel lud Cluster Ernährung zum Bierforum in Bayreuth, welches in den Konferenzräumen der Liebesbier-Erlebnisgastronomie stattfand. Von klassischer Rohstoffkunde über Food Pairing bis hin zur Analyse von Geruchs- und Geschmackseindrücken auf molekularer Ebene wurde einiges geboten.

Ungewöhnlich für Bayern, jedoch typisch für die progressive Einstellung bei Maisel & Friends, standen Zutaten von intensiver Aromatik – Spezialmalze, Aromahopfen, besonders aromaintensive Reinzuchthefen – im Fokus der Veranstaltungen und wurden in zahlreichen Vergleichsreihen demonstriert. Mit dem Craft Brauer Festival vom 18. bis 19.9.2016 und dem Bierforum bleibt das Liebesbier im Bierbereich ein Veranstaltungsort, mit dem zu rechnen ist, und Franken insgesamt steht mit der Brau Beviale in Nürnberg (8. – 10.11.2016) und der ProBier in Bamberg (18. – 19.11.2016) auch außerhalb von Bayreuth ein heißer Messeherbst bevor.

Wenig Alkohol weiter im Trend

Was die Zahlen vom Oktoberfest bereits andeuteten, bestätigt The Canadean Group, eine Marktforschungsfirma mit Fokus auf dem Getränke- und Lebensmittelsektor: Alkoholfreie Biere und Bier(mischgetränk)e steigen weiterhin in der Beliebtheit beim Kunden. Im Bereich von 0,0%-Vol. bis 3,0%-Vol. Alkohol stieg der Konsum in Deutschland um 3% bzw. 5% und legt damit das größte Wachstum im Bierbereich hin.

Verantwortlich für diese Entwicklung sieht man das weiterhin steigende Bewusstsein für gesunde Ernährung und körperliche Fitness. Marktführer sind sowohl im alkoholfreien Bereich als auch im Segment der leichtalkoholischen Getränke deutsche Marken: Erdinger Alkoholfrei und Oettinger Radler.

Credits

Foto: Flaschenvia Shutterstock.

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