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BIER, BARS & BRAUER #14

Eine kilometerlange Bier-Pipeline in Belgien oder eine künstliche Brauintelligenz, die Fragen stellt – Kuriositäten der Bierwelt bestimmen diese Ausgabe von Bier, Bars & Brauer. Etwas bodenständiger hält es Einbecker, das einen Sondersud in die Dose füllt, während ein Österreicher Waldbier mit Wacholder braut.

Man muss ja ehrlich sein – Bier-Pipelines gibt es in gewisser Weise überall, denn durch irgendwelche Leitungen muss das Bier ja fließen, während es seinen Weg vom Sudhaus zum Gärkeller zur Abfüllung zurücklegt. Je nach den Gegebenheiten der Brauerei ist das durchaus einiges an Wegstrecke. Das Besondere an unserem ersten Artikel in dieser Ausgabe ist, dass die Motivation dafür der Erhalt einer aktiven, historischen Braustelle in einer nicht weniger historischen Altstadt ist.

Bier-Pipeline in Brügge

Bier aus der Pipeline, das klingt im ersten Moment seltsam. Doch sobald man sich in Erinnerung ruft, dass auch unser Wasser (hoffentlich) in Trinkwasserqualität aus der Leitung strömt, wird aus der Spinnerei eine Wunschvorstellung, und in Brügge zur Realität: Über drei Kilometer erstreckt sich die Bier-Pipeline von der Brauerei De Halve Maan (bekannt für das Bier Brugse Zot) bis über die Stadtgrenzen von Brügge hinaus zur Abfüllanlage im Industriegebiet. Natürlich hätte man die Produktion ebenfalls dorthin verlagern können, doch da spielte Xavier Vanneste, Geschäftsführer von De Halve Maan im berühmten, historischen Stadtkern von Brügge, nicht mit. Das Bier der seit 1564 konstant betriebenen Brauerei sollte weiterhin aus Brügge selbst kommen. Nur der Transport erwies sich als zunehmend schwierig, die engen Gassen der Altstadt sind ein Alptraum für LKWs.

Die Pipeline – teils mit Eigenkapital, teils mit städtischen Mitteln, teils durch Crowdfunding finanziert – war dabei ein oft gehörter Witz, meist ging es dabei um illegale Bohrungen von Hauseignern in der Nähe der Pipeline, um schwarz zu zapfen. Nun bekommt er seine Pointe: Ab September soll das Bier fließen.

Brugse Zot Blond
0,33l
ca. € 2,30 (Bierlinie)

Künstliche Intelligenz hilft beim Bierbrauen

Intelligent Layer heißt die Firma, die IntelligentX entwickelt hat, eine K.I.-Software, welche durch Lernfähigkeit die Kommunikation zwischen Brauer und Konsument besonders einfach gestalten soll. Durch die Implementierung von Feedback über einen Facebook-Messenger-Bot erhalten die Brauer Rückmeldung. Der Clou: Der Algorithmus lernt mit der Zeit, anhand der bereits gegebenen Antworten bessere Fragen zu stellen. Der große Vorteil liegt in der effizienteren Datenauswertung für die Brauer, die dann die Rezepte entsprechend anpassen können.

Skepsis ist dennoch angebracht, denn das Funktionieren des Auswertungssystems setzt voraus, dass der Konsument sowohl seinen Geschmack kennt als auch seine Situation einzuschätzen weiß – und dies dem Algorithmus ehrlich vermittelt. Die Frage, warum jemand wann ein Bier mag oder nicht mag, kann so individuell sein, dass sie sich kaum sinnvoll verarbeiten lässt. Oder fragt die K.I.: “Hatten Sie einen anstrengenden Tag? War es warm? Welche Biere haben sie vor diesem getrunken? Was haben Sie gegessen?” Da dürfte sich so mancher recht schnell ausgefragt fühlen.

Einbecker und MBG bringen traditionelles Bockbier in der Dose

Sie ist weiter auf dem Vormarsch, die Dose im Bierbereich. Zwar konnte ihr Ruf auch kaum schlechter werden, doch gerade dank international populärer Craft-Brauer wie Brewdog oder Oskar Blues dreht sich ihr Image langsam, aber sicher. Ein weiterer Schritt in diese Richtung dürfte die Abfüllung eines eher traditionellen Bieres aus einer ebenso traditionellen Brauerei sein: Der naturtrübe, helle Bock von Einbecker, der an den Ursprung des Namens “Bockbier” erinnern soll, kommt nun nach der Geschenkpackung auch in der Dose.

Der Name “Ainpöckisch Bier 1378” rührt dabei von einer Verballhornung des Stadtnamens von Einbeck her. Der aus dem Niedersächsischen nach München gezogene Brauer braute dort ein Starkbier, welches den Trinkern wohl mundete, allein den Namen sprachen sie in ihrer Mundart aus, und so wurde aus “Einbeckisch Bier” das “Ainpöckisch Bier” und schließlich “ein Bock-Bier”, zumindest will es so die Legende. Nachdem sich das naturtrübe Starkbier bisher gut verkauft hat, bleibt abzuwarten, ob auch die Dosenkundschaft dem hellen Böckchen aus Einbeck eine Chance gibt. Die Dose erscheint in einem ansprechend matt lackiertem 0,5l-Gebinde und ist ab August im Handel.

Kiesbye kommt mit Wacholder-Waldbier

Freunde intensiver Geschmacksnoten lockt man mit hellem Bockbier natürlich nicht hinter dem Ofen vor. Da darf es schonmal Waldbier sein. Moment, Waldbier? Das heißt doch nicht etwa … doch! Axel Kiesbye bringt bereits seit 2011 Starkbiere heraus, die mit eigens gesammelten Zutaten aus den Wäldern Österreichs gebraut werden, mal Tannentriebe, mal Fichtenharz, mal Kieferzapfen. Diesmal soll es Wacholder sein, allerdings nicht nur die Beeren, sondern auch Nadeln und Zweige, allesamt in Hochwäldern eingesammelt. Das Bier wird in 0,33l und 0,75l-Gebinden erscheinen, natürlich in limitierter Stückzahl und – erstmals – auch im Fass. Erhältlich sein wird es jedoch erst ab Herbst, wenn Starkbiere wieder mehr getrunken werden.

Credits

Foto: Flaschen via Shutterstock. Post: Tim Klöcker.

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