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Porter neu

Bier für die Bar: Porter

Porter ist dunkel, malzbetont und doch erfrischend, außerdem vermag der Bierstil gerade in den neuen Interpretationen facettenreich zu überraschen. Moderne Kreativbrauer versehen ihre Biere gerne mit intensiver Hopfung oder einer zarten Rauchigkeit. Nicht zuletzt deswegen ist Porter in der Bar ein hervorragender Begleiter zu fassgereiften Spirituosen.
Porter ist nach den Lastenträgern und Transportarbeitern der Londoner Hafenanlagen benannt, die ihren Durst in den Pubs stillten. Diese mischten wiederum um das Jahr 1700 ihr Bier aus verschiedenen Fässern und vermengten je nach Hausrezeptur Stile wie Brown Ale, Mild Ale, Pale Ale und Jungbier.
Historiker finden die Entstehungsgeschichte des Porters zwar immer wieder in alten Quellen erzählt, eindeutige Belege dafür fehlen jedoch. Trotzdem ist die Geschichte erzählenswert und auch nicht ganz unwahrscheinlich. Sie spielt im Londoner Stadtteil Shoreditch, wo ein Wirt namens Ralph Harwood Anfang der 1720er-Jahre eine Biermischung ausschenkte, die in dem Pub „The Old Blue Last“ reißenden Absatz fand. Da hier jene Lastenträger verkehrten, erhielt das neue Bier ihren Namen und immer mehr Brauereien fertigten jenen neuen „Porter“-Bierstil. Später entwickelte sich daraus dann die Stout-Gattung mit ihren vielfältigen Varianten.

Porter: Alt und doch ganz neu

Vor der Welle der neuen Biervielfalt mit Experimentalbieren oder wiederentdeckten, beinahe ausgestorbenen Braustilen waren Porter-Biere eine Rarität in den Regalen. Dabei war der Bierstil ein Aushängeschild der Britischen Inseln und ein internationaler Erfolgsschlager, insbesondere im 19. Jahrhundert. Neue Fertigungstechniken sorgten für hochwertige Qualitäten, schmackhafte Malzmischungen und neue Transportmöglichkeiten sorgten für weiträumige Verbreitung.
Auch außerhalb Englands gefiel die Brauart und wurde vor Ort auch gerne imitiert, so dass sich allerlei spannende Abwandlungen entwickelten. Das Irish Porter gilt als die etwas trockenere Variante des Porter-Bieres. Robust Porter betont weniger den Röstcharakter, sondern eher die vollmundigen Malznoten. Ursprünglich ist Porter eine obergärige Bierart, aber mancherorts wurde es eben auch untergärig eingebraut. Es ist sehr rar in der Bierwelt, dass ein Stil mit beiden Hefevarianten zubereitet wird. Die Gattung des Baltic Porter entlehnt seinen Namen dem Ostseeraum, wo der Bierstil eben auch mit untergärigen Hefen angesetzt wurde und gerne auch mit einem hohen Alkoholgehalt versehen wurde. Smoked Porter verspricht hingegen eine deutliche, wahrnehmbare Rauchnote.

Die große Porter Katastrophe

Der Porter-Bierstil erfreute sich immenser Beliebtheit. Warum sonst hätte die auf Porter spezialisierte Londoner Meux and Company Brewery in der Tottenham Court Road ein riesiges Fass mit einem Fassungsvermögen von mehr als 600.000 Litern aufstellen sollen? Angeblich veranstalteten die Betreiber in dem Fass Dinner-Veranstaltungen, wenn es einmal geleert war.
Am 17. Oktober 1814 geschah jene Katastrophe, die in den Annalen der britischen Hauptstadt als „Die Londoner Bier-Überschwemmung“ eingehen sollte. Das gigantische Fass zerbarst und sprengte als Kettenreaktion noch weitere Fässer der Brauerei. Eine gewaltige Sturmflut von Porter-Bier ergoss sich mit immenser Wucht durch die Straßen der Umgebung. 1,5 Millionen Liter fegten Menschen und Kutschen hinfort und zerstörten Gebäude. Acht Menschen fanden den Tod in den Fluten. Der traurige Zwischenfall sorgte keineswegs für einen Abbruch der Popularität, ganz im Gegenteil.

Nach dem Ersten Weltkrieg geht es mit Porter bergab

Erst nach dem Ersten Weltkrieg folgten auch die Briten dem weltweiten Trend hin zu helleren Bieren, Porter verlor an Bedeutung. Zahlreiche Braustätten schlossen ihre Pforten. Erst mit dem Beginn der neuen Braubewegung in den Vereinigten Staaten erlebte Porter eine Renaissance, als in den 1970er Jahren die Anchor Brewing in San Francisco ein erstes Porter neu einbraute. Dem Beispiel folgten etliche US-Brauereien und nun auch wieder die Brauer in Großbritannien und Deutschland.
 

Hier ein paar Beispiele der zeitgenössischen Generation:

Fuller’s London Porter

Ein neues Bier nach historischen Rezepturen. Im Londoner Ortsteil Chiswick liegt die bewährte Braustätte, die auf vortreffliche Weise die englischen Traditionsbierstile kultiviert und neu entdeckt. Ihr London Porter gilt zahlreichen Bierexperten als Referenzbier für den klassisch-englischen Porter-Stil. Dunkles Mahagoni. Nase und Antrunk opulent und kraftvoll mit balancierten Röstnoten. Dazu eine überraschende Getreidefrische. Herrlich balanciert mit Säure, Süße, Bittere und Gewürzen. Ein milder Bourbon mit gutem Vanille-Gerüst erfreut den Gaumen als Begleiter.

Anchor Porter   

Mit diesem Klassiker begann die Wiederbelebung des Porter-Stils. Das obergärige Anchor Porter wird schon seit 1972 gebraut. Es ist ein überaus süffiger Vertreter des Braustils und wartet dabei doch mit einer komplexen Geschmacksvielfalt auf. Tiefschwarz mit cremiger Schaumbildung. Bitterschokolade trifft auf Trockenobst. Säure, Toffee und herbe Noten begeben sich in ein Zusammenspiel mit Rosine und Bitterschokolade. Spannende Fruchtnoten begleiten den langen Nachhall. Ein gereifter Rum aus Barbados oder Panama begleitet das Bier bestens.

Brlo Baltic Porter   

Das Baltic Porter der Berliner Brauerei Brlo ist eine der seltenen, untergärigen Varianten auf dem Markt. Das unfiltrierte Baltic Porter arbeitet mit den fein eingebundenen Hopfensorten Herkules und Tettnanger. In der Farbe ein dunkles Mahagoni, darauf ein luftiger Schaum. Komplexe Mischung aus staubigen Kakaobohnen, Trockenobst und feinen Röstnoten. Opulent mit herben Noten, die gut zu Speisen oder einem Whisky passen. Sehr süffig und elegant.

Landgang Dunkle Macht

Der Grenzgänger zum Smoked Porter. Die Brauspezialitäten von Braumeister Sascha Bruns überzeugen durchwegs. Die Besonderheiten des obergärigen Porters ist nicht nur die Mischung aus Gersten- und Roggenmalz, sondern der Anteil von getorftem Malz. Dazu die Hopfensorten Taurus und Northern Brewer. Sehr balanciert, opulent und komplex mit Anklängen von Zartbitterschokolade, dezentem Rauch, Torfsüße und Lakritz. Dazu eine finessenreiche Säurenote mit Kaffee. Langer, trockener Abgang mit bitteren und rauchigen Elementen. Dazu korrespondiert ein Islay Malt hervorragend.

Credits

Foto: Shutterstock

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