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Bijou Bar in Berlin: Alles auf Anfang

Die Bijou Bar in Berlin-Mitte hat durchwachsene Zeiten hinter sich. Jetzt hat die Hotelbar einen Neustart unter der Ägide von Jenny Klama und Max Eirich gewagt. Das Duo soll das im Monbijoupark gelegene Juwel wieder in der Wahrnehmung der Berliner Bargänger verankern. Der erste Eindruck ist vielversprechend.

Für Berliner ist die Gegend rings um den Hackeschen Markt oftmals ein geeignetes Viertel um Touristen zu parken, damit diese die Einheimischen in den wirklich relevanten Ausgehvierteln nicht behelligen. Selbstverständlich lässt sich auch in diesem Teil der Stadt sehr ordentlich trinken, wie die G & T Bar oder The Liberate beweisen.

Die Gastronomie im Monbijou Hotel erfuhr seit der Eröffnung 2013 einen eher holprigen Pfad. Kurzlebige Restaurantinspirationen und ein maßloses Mezcal-Konzept sorgten eher für Kopfschütteln als für eine erfolgreiche Einbettung in der Berliner Gastro-Szene. Was stets schade war, denn von Anfang an wirkten hinter dem dunklen Holztresen vorzügliche Bartender und hervorragende Gastgeber, wie Steffen Zimmermann oder Konrad Friedemann.

Irgendwie hatte die Bar sich in eine unternehmerische Sackgasse manövriert. Nun zog die Unternehmensführung die Reißleine. „Alles auf Anfang“ lautete das Motto, und so ging es darum, einen Neustart mit neuem Team, neuen Drinks und neuer Atmosphäre zu schaffen. Und: Der erste Eindruck löst ein gutes Gefühl aus. Diesmal könnte es gelingen.

Bijou Bar: das royale Schmuckstück

Der Name „Bijou“ erklärt sich übersetzt Juwel oder Schmuckstück. Die Bijou Bar ist versteckt gelegen im Monbijou Hotel im historischen Stadteil Spandauer Vorstadt (die sich trotz ihres Namens in Berlin-Mitte befindet) nahe dem Monbijoupark. Dieser wiederum hat seinen Namen vom Schloss Monbijou, welches in dem Park stand und in Folge des Zweiten Weltkriegs zerstört worden war. Zuvor hatte es als Damen- und Gästehaus der royalen Hohenzollern-Familie gedient, später dann als Hohenzollern Museum.

Wie passend also, der königlichen Residenz eine elegante Herberge im Stadtzentrum des modernen Berlin zu widmen. Immerhin verweist das Monbijou Hotel auf 101 Zimmer, während das Schloss lediglich 42 Säle vorzuweisen hatte.

Wer das Hotel betritt und sich rechts hält, gerät zunächst zu der äußerst gemütlichen Lobby-Bar mit ihrer Kaminzimmer-Atmosphäre, welche die getränketechnischen Basis-Bedürfnisse der Hotelgäste rings um Wein, Bier und Longdrinks erfüllt. Eingeweihte wagen sich noch ein Stückchen Wegstrecke weiter in Richtung Frühstückssaal, um dann mit einer scharfen Linkskurve die Schritte zum etwas versteckten Herzstück der Getränkekultur des Hauses zu lenken.

Jenny Klama und Max Eirich polieren das Juwel auf

Einen Hauch von Speakeasy-Atmosphäre umgibt sie schon, jene Bar, die in der Mitte des Hauses und dennoch so versteckt liegt. Einiges hat sich verändert. Und zwar zum Positiven. Von Dienstag bis Sonntag kümmert sich hier ab 19 Uhr das neue Barteam aus Jenny Klama und Max Eirich um das getränketechnische Wohl der Gäste. Jenny Klama mixte zuvor im Westteil der Stadt und trug maßgeblichen Anteil an der Ernennung der Bar am Steinplatz zur „Hotelbar des Jahres“ im Rahmen der MIXOLOGY BAR AWARDS. Max Eirich bewies im Meisterschueler, dass er einerseits einen perfekten Drink abzustimmen vermag, andererseits aber auch den Tresen rocken kann, wenn die Hütte brennt. Die beiden ergänzen sich hervorragend im Team.

Viele Ideen und Esprit steckten die beiden in das neue Getränkemenü der Bijou Bar. Whisky spielt bei den Drinks eine wichtige Rolle. Dazu kommen zahlreiche selbst gemachte Zutaten, wie Butterscotchlikör oder Bratapfelsirup. Faszinierende Eigenkreationen und Twists auf Klassiker prägen die Karte. „Bijou dich mal“ verbindet geschickt Bourbon, Schokolade, Karamell und Erdnuss. Der „El Eukakümmlós“ hingegen ist eine pfiffige Variante eines Gimlet und besteht aus Gin, Eukalypthus, Limette und Kümmel. Die Drinks liegen preislich bei um die 13 Euro.

Jenny Klama hat die Karte selbst gemalt

Die Karte ist äußerst hübsch und clever gestaltet. Die Eigenkreationen werden zum Teil sehr kunstvoll gestaltet, wie klassische Stilleben sind die Drinks und die Zutaten gemalt. Sehr eindrucksvoll vor allem dadurch, da Jenny Klama durch die Bilder ein künstlerisches Talent beweist: Sie selbst hat die schönen Bilder gemalt.

Die Spirituosenauswahl ist opulent, was ein Blick in den bewährten und eindrucksvollen Rücktresen im Kolonialstil belegt. Die Karte listet zahlreiche der Spirituosen auf und versteckt in diesen Kapiteln die klassischen Drinks von Rob Roy bis French 75. Ein Probiertipp ist der Chamenta Cocktail, eine Eigenkreation von Jenny Klama aus Brancamenta, rotem Wermut, Angostura Bitters und Champagner.

Sympathisch auch der Herrengedeck-Abschnitt im Menü. Hinter „Der Champagner des Nordens“ verbirgt sich eine Brlo Berliner Weisse mit einem Doppelkümmel von Faude feine Brände. Wer eine „Raue Küste“ bestellt, darf ein Störtebeker Scotch Ale mit einem Dalmore 15 Jahre erwarten. Insgesamt kommen auch die Bierfreunde auf ihre Kosten. 14 Positionen umfasst die Auswahl der Brauspezialitäten von Brooklyn Lager bis Crew Republic Drunken Sailor IPA.

Jenny Klama und Max Eirich gelingt vielversprechender Neustart

Der Raum ist der Alte geblieben und doch neu. Neue Tapeten mit goldenem Blattmuster passen hervorragend zu den violetten Sofas. Das Licht ist heller, eine kleine Bibliothek am Eingang macht den Raum insgesamt freundlicher. Die rauchgeschwängerte Höhle von einst gehört ebenfalls der Vergangenheit an. Wen es in der Nichtraucherbar nach einem Glimmstängel verlangt, geht einfach einen Schritt in den Hof.

Im Sommer wird dann auch die hübsche Dachterrasse mit Traumblick über das Stadtviertel mit passenden Drinks versorgt. Was für ein vielversprechender Neustart jedenfalls. Es sieht nun schwer danach aus, dass die Bijou Bar unter der Ägide von Jenny Klama und Max Eirich endlich eine feste Größe unter den Barflys der Hauptstadt werden könnte.

Credits

Foto: Foto via Shutterstock.

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