Aus zwei mach eins: der Bloody Nail
Zwei Klassiker zu einem Drink zu vereinen, führt oft zu einer bösen Überraschung. Eine Ausnahme bildet der Bloody Nail, eine Melange aus Rusty Nail und Blood & Sand. Das hat sogar Gaz Regan überzeugt.
Der mittlerweile leider verstorbene Gary „Gaz“ Regan war ein Urgestein der Barkultur. Bekannt war er auch dafür, Jahr für Jahr die 101 spannendsten Rezepte des jeweils vergangenen Jahres zu präsentieren. Vorausgesetzt, man machte ihn auf seine Kreation aufmerksam. Ein Drink, der dabei präsentiert wurde, ist der Bloody Nail. Wie sich unschwer erahnen lässt, kombiniert jene Rezeptur zwei Drinks – noch dazu zwei Lieblingsdrinks des Autors.
The guy who fixes shit
Zach Nelson heißt der Urheber des Cocktails, und der Drink entstand in der – mittlerweile geschlossenen – North Left Bar in Downtown Santa Ana, Kalifornien. An die Bar erinnert sich Zach als „Bar mit Anspruch, die sich selbst aber nicht zu ernst nimmt.“ Die Karte ließ aber durchaus klassische Drinks erkennen, und zumindest mit fassgelagerten Cocktails konnte man sicherlich auch bei dem einen oder anderen Cocktail-Geek punkten. Nelson punktet auf jeden Fall mit seiner Antwort auf die Frage, welche Position er in der Bar bekleidet hatte: „I am the guy who fixes shit and tries not to spill.“ Eine herrlich unaufgeregte Beschreibung eines Barchefs.
The Bloody Nail
Zutaten
50 ml Vatted Malt Scotch (z.B. Monkey Shoulder)
15 ml Drambuie
15 ml Cherry Heering
2 dash Orange Bitter (z.B. Gaz Regan’s Orange Bitter)
Schöner Abschluss eines Abends
Aber zurück zum Drink. Cocktails auf Basis von Scotch Whisky sind zwar keine absolute Ausnahme mehr, aber immer noch alles andere als ein auf jeder Karte zu findender Standard. Wie kommt man auf die Idee, zwei dieser eher ungewöhnlichen Drinks zu kombinieren?
„Ich liebe die Abwechslung. Wenn ich für den Rest meines Lebens nur noch die besten Sazeracs rühren dürfte, ich würde es hassen. Und mich auch. Ich mag es, Dinge auszuprobieren und manchmal mit nur kleinen Veränderungen einen neuen Drink zu kreieren. In diesem Fall habe ich einen Rusty Nail zubereitet, und im Augenwinkel blitzte mich der Cherry Heering an. Also habe ich es ausprobiert.“
Der Bloody Nail ist kein Crowdpleaser, aber ein Gewinner
Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Der Bloody Nail ist ein kräftiger, hocharomatischer Drink, der sehr ausgewogen und gut balanciert ist. Sicher kein „Crowdpleaser“, mit dem man eine Party den ganzen Abend glücklich macht. Aber ein hervorragender Abschluss für einen langen Abend oder als Ersatz für ein Dessert.
So verkauft ihn jedenfalls der Erfinder selbst: „Ich empfehle den Bloody Nail manchen Gästen anstelle eines Desserts, da er eine leichte und fruchtige Süße hat. Generell aber denke ich, dass er jedem schmeckt, der etwas für Scotch Whisky übrig hat. Oder dem Vodka zu langweilig ist.“ Auch eine Art einen Drink zu beschreiben.
Man kann es aber auch mit den Worten von Gaz Regan zusammenfassen: „Einer dieser eigentlich einfachen Drinks, die so grandios funktionieren. Etliche Bartender auf der ganzen Welt werden sich an die Stirn fassen und sich fragen, wieso sie nicht selbst auf diese Idee gekommen sind.“
Credits
Foto: ©Caroline Adam