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Ein Hauch Extravaganz

Erst kürzlich öffnete das Breeze by Lebua im renommierten Steigenberger-Hotel Frankfurter Hof seine Pforten. Restaurant und Bar in einem, setzt das Konzept vollends auf Hochglanzoptik und moderne Handwerkskunst am Brett. Ein Grund also, auf einen Besuch vorbeizuschauen. Philipp Gaux war für uns vor Ort.

Luxus ist ein schwieriger Begriff. Mitunter inflationär verwendet, ist heutzutage so vieles plötzlich purer Luxus. Sei es nur dadurch, in den Genuss zu kommen, der individuellen Freizeitgestaltung nachzugehen, ohne dabei direkt durchs Summen des Smartphones an seine Arbeit erinnert zu werden. Diejenigen allerdings, denen schon einmal das Privileg zuteil wurde, auf der höchsten Dachterrasse der Welt zu dinieren, um anschließend, weit über der restlichen Skyline Bangkoks, einen Cocktail zu bestellen, wissen für welchen Luxus das Lebua steht. Alle anderen dürfen ab jetzt aufatmen: 13 Stunden Flugzeit sind von nun an nicht mehr nötig, Lebua und sein ausgeklügeltes Konzept gilt es seit kurzem exklusiv in Frankfurt zu bestaunen und zu erleben.

Erlebnisreicher Besuch

Erleben? Richtig gehört. Wir sprechen beim Breeze nicht von irgendeinem Besuch, viel eher geht es um das Große Ganze, um ein Erlebnis sondergleichen. In der Tat erscheint das beim ersten Hören doch vielleicht ein wenig hochgegriffen und fast vermessen, hat man sich doch mit Frankfurt gerade in einer Vorzeigestadt deutscher Trinkkultur angesiedelt. Doch gerade die klassisch-moderne Optik mit fernöstlichem Hauch und eine stets hohe Qualität der Cocktails sollen dieses Erlebnis möglich machen.

Man will hier mehr. Mehr sein als nur irgendeine Bar. Trendsetter werden, sich nicht an der Konkurrenz orientieren, zu einer zentralen Ideenschmiede regionaler Trinkkultur heranreifen. Hostessen, die den Weg durch ein unterirdisches, durchgestyltes Labyrinth weisen, hochwertiges Voss-Wasser zum Neutralisieren der Geschmacksnerven vor dem guten Drink oder asiatische Spezialitäten die zuvor mittels Food-Pairing genau auf die unterschiedlichen Komponenten des ausgewählten Cocktails abgestimmt wurden, untermauern dieses Primus-Ziel. Wahrer Luxus, wahrlich ambitioniert.

Alles beim Alten?!

Mitnichten. Gerade hier gebührt dem Management besonderes Lob. Wie einfach wäre es doch gewesen, das etablierte Bangkoker Konzept Eins-zu-eins zu übernehmen. Das 2006 im State Tower eröffnete Restaurant mit zugehöriger Bar ist im asiatischen Raum schließlich eine feste Größe. Doch in Frankfurt ging man den unbequemen Weg: Wenn’s dir nicht gefällt, mach neu. Keine Dachterrasse, viel eher eine unterirdisch gelegene Oase der Ruhe. Keine brillante Aussicht über eine Megametropole, sondern zeitloser Schick und höchste Qualität.

Natürlich bedarf es für ebendiese an erfahrenen Barchef. Der Portugiese Joao Franco und sein argentinischer Bar-Kollege Fernando Fastuca erfüllen dieses Profil. Franco, zunächst einige Jahre im Mandarin Oriental Barcelona, zuletzt sogar direkt für Lebua in Bangkok tätig, lebt die Philosophie des Unternehmens und bedient sich eindrucksvoll am A-Z der Cocktailkunst. Doch geht es den Beiden nicht nur um Erfahrung: Kreativität, Einfühlungsvermögen, Spontaneität und Passion sind ebenso wichtige soft-skills, deren Tragweite sich bei der Zubereitung einiger Drinks offenbart.

Von Trockeneis zu Wasabi

Um in Frankfurts Barszene aufzufallen, bedarf es bekanntlich weit mehr als nur Ausgewogenheit. Längst hat sich die Szene etabliert, längst verlangen internationale Gäste mehr als nur einen Sazerac. Um zwischen all dem Dschungel-Dickicht an Rotationsverdampfern und Sous-Vide-Gestrüpp im Frankfurter Wirrwarr noch aufzufallen, hat sich das Breeze etwas schier Besonderes ausgedacht.

In einer klassischen Karte werden die sogenannten „Series“ vorgestellt. Diese Klassifizierung dient nicht nur der Versinnbildlichung der zu wählenden Tinktur, sondern stellt ebenfalls die Arbeitstechniken vor, die dem Entstehungsprozess ebendieser zu Grunde liegen. Aushängeschild der Bar und Leitfaden des Gastes, lässt die Karte somit schwarz auf Weiß Trinkkultur der höchsten Güte vermuten.

 Da wäre zum Beispiel ein klassischer Negroni mit Twist (Fallen off the Glacier), der mit Portwein und Orange Bitters formvollendet wird und durch Zugabe des selbsthergestellten Campari-Sorbets ein weiteres Überraschungsmoment offenbart. Ein Saketini – abermals Brücke nach Asien – wartet mit Wasabi-Sirup, Ingwerlikör und Sake auf und erhält durch das Trockeneis einen sprudelnd-lebhaften Charakter.

Viel Tamtam also?

Extravaganz birgt auch den ein oder anderen Nachteil. Spielereien täuschen um den eigentlichen Geschmack hinweg, die Optik überwiegt und verdrängt den einst so gefragten Klassiker. Die Kunst hierbei: Neue Akzente zusetzen und dem Geschmacksprofil des Originals treu bleiben. Das gelingt dem Team vor allem mit der „Twisted Classics“-Serie. Ob ein bereits erwähnter Negroni mit Campari-Sorbet oder einem Breeze-Martini mit Kaffirlimette/Curry-Espuma. Man will den Gast verzaubern, dem Kunden durch den gesetzten Twist am Ende der Zubereitung – gerade dann, wenn er schon zum Glas greifen will und zum Trinken ansetzt – ein wahren Wow-Effekt ermöglichen.

Viel schöner, dass neben all der virtuosen Darbietung am Brett auch der regionale Aspekt nicht zu kurz kommt. Nicht nur im Restaurant möchte man seinen Gästen neben pan-asiatischer Küche auch für Asien eher untypische, mit Käse gefüllte Dim Sums anbieten, sondern auch hinter der Bar arbeitet man verstärkt mit deutschen Spirituosen. Somit rundet eine Kombination aus Siegfried Gin, Verjus und Früchte-Shrub den Abend ab.

Ein Feuerwerk für den Gaumen?

Die Breeze-Bar steht ganz im Einklang zu ihrem asiatischen Vorbild für Luxus und gediegenes Ambiente. Die verheißungsvolle mondäne Trinkkultur, die hier geboten wird, ist mit Sicherheit gekommen, um zu bleiben. Fast schon bescheiden wirkt bei all dem Angebot und all der Eleganz doch die sous-terre-Lage des Etablissements. Vielleicht schützt diese ja gerade vor all den sich nächtlich tummelnden Schwätzern, die der Qualität einer Bar allzu häufig schaden und einen jeden Cocktail zu verwässern wissen.

Comments (1)

  • K.Blitz

    “hochwertiges Voss-Wasser”!

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