Live Fast – Drink Slow: das BrewDog Pub in Berlin
BrewDog, die kultige Brauerei aus Schottland, eröffnete nun den langersehnten ersten Brewpub in Deutschland – das BrewDog Pub Berlin Mitte. Dort wird in geselliger Atmosphäre alles angeboten, was die Pubs der Craft-Pioniere ausmacht: Verspielte Elemente, freundliches Personal – und jede Menge tolles Bier.
Berlin trägt den Bären im Wappen und zahlreiche Brauereien verwendeten Meister Petz in verschiedenen Variationen auf dem Etikett und im Logo, um ihre Hauptstadtverbundenheit auf diese Weise zu untermalen. Nun ist die Stadt der Bären auf den Hund gekommen – im positivsten Sinne. Das BrewDog Pub Berlin Mitte steht vor der Tür.
Nun dauern bekanntermaßen diverse Bauprojekte in Berlin etwas länger. Seit der ersten Ankündigung im Jahre 2013 über den ersten entschlossenen Eröffnungstermin (Dezember 2015) ist einiges an Zeit vergangen. Zunächst war die Entscheidung und der Findungsprozess für die perfekte Lage ein mühsames Unterfangen, dann gab es diverse Verzögerungen mit dem Neubau, in dem sich der BrewDog Pub angesiedelt hat. Aber das Warten hat sich gelohnt. Eindrucksvolle 30 Zapfhähne erstrecken sich hinter dem langen Tresen und die Flaschenbier-Kühlschränke sind mit etlichen weiteren Brauspezialitäten aus aller Welt gefüllt. Es dürften mehr als 100 sein.
Bau slow – zapf fast
Allmählich registrieren die Berliner das Viertel rings um die östliche Invalidenstraße als kulinarisch relevant. Anfangs nur Bar-Insidern durch den diskreten Auftritt des Buck & Breck bekannt, später kam noch die Redwood Bar und vereinzelte neue Geschäfte hinzu. Mittlerweile ergänzt durch Institutionen wie Tommi’s Burger Joint oder die Weinbar Schwein mit ihren vorzüglichen Speisen. Das Umfeld zeigt es: die Digitale Boheme zieht nordwärts von Mitte und südwärts vom Prenzlauer Berg, daher darf freies W-Lan im Pub selbstverständlich nicht fehlen.
Eine große Fensterfront, durch die schummrig-gemütliches Licht strahlt, weist dem Durstigen den Weg zur Schänke der brauenden Hunde. Nicht irritieren lassen: Am hellsten leuchtet ein rotes Element, das auf den ersten Blick aussieht wie das Backpatch einer Outlaw-Motorradgang, auf den zweiten Blick aber die Philosophie enthüllt: „Live Fast – Drink Slow“.
Im Inneren wartet ein großer Gastraum mit hohen und niedrigen Tischen, Diner-artigen Sitznischen am Fenster, langen Gemeinschaftstafeln zwischen massiven Säulen und schönen Retro-Leuchten. Ein Markenzeichen für BrewDog Bars in aller Welt ist der rohe, industrielle Charakter mit viel Eisen, nacktem Beton, offenen Rohrleitungen und Holz. Und natürlich die Leuchttafel im alten Kino-Style, auf der die aktuelle Belegung der Zapfhähne verzeichnet wird. Ein weiteres Merkmal von BrewDog Pubs sind diverse verspielte Momente, so stehen auch in Berlin Mitte einige Flippergeräte und Brettspiele stehen zur Nutzung bereit.
Man muss dem freundlichen Personal um den nimmermüden Barmanager Dean Pugh nach den ersten Wochen seit der Eröffnung angemessenen Respekt zollen. Der Andrang, die Neugierde und der Bierdurst der Berliner schien immens. Die Zapfhähne glühten und an manchen Abenden war ein freier Platz echte Mangelware. Die Gäste-Mischung war angenehm vielfältig und nicht primär Craft Beer-nerdig. Anscheinend hat es das Team gut verstanden, sich in die Nachbarschaft zu integrieren, die auch prompt samt Kind, Kegel und Opa die Tische belagert und Bier und Pizza verlangt. Oft in englischer Sprache.
Der Mix stimmt
Dank des deutschen Vertriebspartners Hofmark waren in den vergangenen Jahren bereits einige wenige Varianten von BrewDog-Bieren hierzulande verfügbar. So kommen einige der Biere, die ständig am Hahn sind, den Bierfans bekannt vor. Punk IPA, Thrashy Blonde, Dead Pony Club oder 5 A.M. Saint gelten bereits als Klassiker der 2007 gegründeten Brauerei. Dazu kommen wechselnde Spezialitäten aus dem riesigen BrewDog-Sortiment, das in der Vergangenheit immer wieder mit Spezialsuden für Schlagzeilen sorgte. Darunter ein Wettstreit um das stärkste Bier der Welt mit Bieren wie Tactical Nuclear Penguin, Sink the Bismarck und End of History mit 55% Alkohol. Bekannt auch das alljährliche #Mashtag, bei dem die Fans der Marke im Internet mitbestimmen dürfen, was für ein Bier eingebraut wird. Auch mit dem „Hello, My Name Is Vladimir“ sorgt BrewDog für Aufmerksamkeit, als sie per Gerstensaft gegen die homosexuellenfeindliche Politik Russlands protestierten.
Ergänzt wird das Sortiment der schottischen Brauerei durch eine Biervielfalt, die von Belgien bis Kanada und von Barley Wine bis Weizenbier reicht. Für jeden ist etwas dabei. Ideal zum Erkunden der Vielfalt ist das Verkostungsbrett mit vier Varianten, die man sich aus dem gesamten gezapften Repertoire auswählen kann. Gerne berät das Barteam dabei kompetent und engagiert.
Die Küche schickt dazu passende Speisen. Insbesondere die Pizzen sind sehr beliebt. Zwar sind sie nicht immens groß, aber von Montag bis Donnerstag gibt es von 12 bis 17 Uhr zwei zum Preis von einer. Passende Biere werden zu jeder Pizza gerne empfohlen. Wenn die Tage wieder wärmer werden, dürfen sich die Gäste zudem auf einen hübschen Biergarten hinter der Bar freuen.
Die rasante Reise geht weiter
Das Brauprojekt, das 2007 mit zwei Mann und einem Hund begann, entwickelte sich prächtig. Heute zählt das Unternehmen 540 Mitarbeiter, der Bierausstoß liegt bei knapp 140.000 Hektolitern im Jahr. BrewDog gilt als der am schnellsten wachsende Getränkeproduzent Großbritanniens. Mit dem bewährten Funding-Konzept „Equity for Punks“ wirbt BrewDog gerade wieder um neue Anteilseigner, um eine neue Brauerei in USA zu errichten.
Es ist keine neue Erkenntnis: Der Hund ist ein Verwandter des Wolfes und Whisky ist ein Familienmitglied der Gersten-Sippe. In diesem Jahr eröffnete daher BrewDog eine eigene Destillerie mit Namen „Lone Wolf“ in den schottischen Highlands. Verschiedene Brände von Whisky über Rum zu Vodka sollen hier künftig entstehen. Dabei natürlich auch ein BrewDog Pub.
Knapp 50 Pubs mit dem BrewDog Logo sind weltweit, von Helsinki bis Hong Kong, von Sao Paulo bis Södermalm in Betrieb. Die Berliner Neueröffnung ist die einzige, die tatsächlich von BrewDog selbst geführt wird. Der BrewDog Pub Berlin Mitte trägt – anders als andere internationale BrewDog Pubs – ebenjenen Zusatz „Mitte“. Deutet das darauf hin, dass es in Berlin womöglich noch einen weiteren BrewDog Pub geben wird? Die Bären heißen die Hunde und ihren einsamen Wolf jedenfalls herzlich willkommen.
Credits
Foto: Foto via BrewDog