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Barkultur als Bestandteil des täglichen Einkaufs: Bridge Zürich

Zürichs Bar-Terrain ist um zwei gehobene Trinkstätten reicher. Es handelt sich dabei aber um keine klassischen Bars. Vielmehr sind Blended Bar und Bridge Bar eingebettet in die neu eröffnete Food-Plattform „Bridge“ in der Europaallee der Kette Migros. Saisonalen Salat kaufen und dabei Sazerac Highballs trinken: Kann so das handelsgastronomische Gesamterlebnis von morgen aussehen?

Bridge nennt sich der seit vergangener Woche und aufgrund der Pandemie verspätet eröffnete, neue kulinarische Hotspot in Zürich. Auf insgesamt 2.000 Quadratmetern und zwei Etagen sollen hier – neben dem herkömmlichen Einkaufserlebnis – Veranstaltungen wie Wein- und Spirituosen-Tastings, Kochworkshops oder verschiedene Pop-Ups kombiniert werden. Es gibt aber noch ein Segment in diesem ineinander übergehenden Gesamterlebnis, das dem Trend hin zur modernen Markthalle folgt: gehobene Trinkkultur.

Bridge Bar und Blended Bar

Die beiden Einrichtungen, die dafür sorgen sollen, heißen Bridge Bar und Blended Bar. Sie sollen das Einkaufserlebnis, zu dessen Angebot u.a. saisonales, regionales Obst und Gemüse, Fleisch, und Fisch bis hin zu Brot und Manufaktur-Produkte zählen, auch um Cocktailkultur erweitern. Und das zu jeder Tages- und Nachtzeit.

„Bei uns geht alles ineinander über, vom Retail über die Gastro bis in die Bar mit hochwertigen Cocktails. Mit der Etablierung gehobener Trinkkultur wollen wir auch in diesem Bereich Kompetenz und Qualität beweisen, ein spannendes Trinkvergnügen aus der Hand kompetenter Mitarbeiter anbieten, und nicht nur Bier oder Wein“, erklärt Dave Böhler, Gesamtprojektleiter und Geschäftsführer von Bridge, betrieben von der Genossenschaft Migros Zürich. „Wir wollen für Touristen einen spannenden Ort bieten, aber unser erster Fokus richtet sich auf die Zürcher.“

Es war Jennifer Ann Hunziker, die die Grund- und saisonalen Karten der Bars vorgeplant hat, letztlich ist es jedoch Luis Alberto Estrada, der das liquide Konzept für beide Bars prägt. Mit jeweils sechs saisonalen Cocktails in der Blended Bar will er auch eine Brücke zu den kulinarischen Vierteljahres-Motti im Bistro schlagen und Food-Beverage-Pairings servieren. In den nächsten drei Monaten kocht dort beispielsweise Emilio Espinosa-Schwarz südamerikanische Speisen im Bistro, gefolgt von mediterranen oder nordischen Motti. Wenn Espinosa-Schwarz peruanisch kocht, dann heißt das: viel Pisco, der neben einer variablen Grundkarte mit zehn Drinks das saisonale Barmenü der Blended Bar speist.

„Es hat mich von Anfang an gereizt, innerhalb dieser Plattform mit zwei unterschiedlichen Bars und hochwertigen Angeboten, neuen Produkten, abwechselnden Drinks sowie kreativen Bartendern zu arbeiten“, sagt Luis Alberto Estrada, der nach Stationen in der Baltho Bar & Kitchen, Bar am Wasser oder The Boat House als Barmanager beider Bars agiert.

Vorerst Take-Away, dann bis in die Morgenstunden

Als Barchef der Blended Bar steht ihm wiederum Rodrigo Zimmermann zur Seite, der Zürchern vor allem als Barchef der Spitz Bar oder des Pop-Ups im Hotel Greulich in Erinnerung ist. Als Chef einer Bar, die in klar vorgegebenen Prozessen und Standards wie zum Beispiel im Bestellwesen in der Unternehmensstruktur steckt, betrete er Neuland. „Das unterscheidet sich zum Teil stark davon, wie ich es von eigenständigen Bars kenne. Das Mehr an Struktur ist für mich aber auch eine Möglichkeit, mich in diesem Bereich zu entwickeln. Ich freue mich auf diese neue Herausforderung“, teilt Zimmermann mit.

Vorerst ist der Food-Court mit Retail mit einem Take-away-Konzept in die erste Phase gestartet, Tastings finden lediglich digital statt. Während der Corona-Einschränkungen schließt auch die Blended Bar zeitgleich mit dem Food-Court um 20 Uhr, beziehungsweise von Donnerstag bis Samstag jeweils um 21 Uhr. Im regulären Betrieb soll die Bar mit ihren rund 140 Außen-Sitzplätzen in der Europaallee nach Betriebsschluss aller anderen Stationen aber dann räumlich abgetrennt und mit einem eigenen Zugang bis in die frühen Morgenstunden geöffnet sein.

Als Barchef der „Blended Bar“ wechselt Rodrigo Zimmermann in die Bridge

Bridge Zürich: Sazerac Highballs und Daytime Drinking

Die Blended Bar legt in der Take-Away-Phase ihren Fokus auf lokale Craft-Biere, Weine, Sparkling Cocktails on Tap (beispielsweise gibt es einen Americano Sparkling Cocktail mit Rinomato Aperitivo, Cocchi Storico Vermouth, Orange & Peach Bitters, Soda) sowie Sazerac Highballs, Gin Collins oder Spiced Margaritas. In der Bridge Bar im Obergeschoss setzt man auf leichtes Daytime Drinking: Kaffee, Smoothies und Soft Drinks um „Znüni“ (Zwischenmahlzeit um 9 Uhr), alkoholfreie Biere oder Spritz-Variationen „Zmittag“, Low ABV-Drinks, Schweizer Biere oder Sparkling Cocktails zum „Zvieri“ (Zwischenmahlzeit um 16 Uhr), sowie Apéro und viele Gin & Tonic-Sorten zum Ausklang. Dazu gibt es natürlich auch Cocktails, Weine, Schaum- oder Portweine, Amari und Wermuts.

Das anfängliche Take-away-Konzept gilt für alle Stationen, wozu unter anderen auch die Pop-up & Streetfood-Küche oder die Gerichte aus dem Bistro im Erdgeschoss zählen. Im Hinblick auf eine Änderung oder Lockerung der bestehenden Einschränkungen ist man vorbereitet. „Der ominöse schwarze Schwan namens Corona, mit dem niemand gerechnet hat, hat uns alle sensibilisiert. Aber es ist auch in der Gastronomie eine Selbstverständlichkeit, das mitzutragen, um a new normal zu ermöglichen“, erklärt Böhler. Es sei Glück, nicht nur eine zentrale Sitzfläche, sondern viele dezentrale Sitzzonen zur Verfügung zu haben, um Gäste flexibel und mit ausreichend Abstand platzieren zu können. Flexible, mobile Plexiglas-Abtrennungen und mobiles Inventar wie Vierer-Tische, ein Besucher-Zählsystem oder Desinfektionsmöglichkeiten stünden bereit.

„Um die Krise zu überwinden und den Gästen ein Sicherheitsgefühl zu vermitteln. Wir hoffen aber nicht, langfristig damit arbeiten zu müssen“, gesteht Böhler, der sein Alles-unter-einem-Dach-Konzept nicht als reine Antwort auf Corona sehen möchte. Ganz im Gegenteil: „Wir bieten ein starkes analoges Erlebnis, das auf gemeinsamen Genuss ausgelegt ist. Sieht die Zukunft so radikal aus, dass wir dies nur noch sehr eingeschränkt anbieten können, liegt ein Grundlagen-Irrtum vor, und auch unser Gesamtkonzept müsste dann neu gedacht werden. Davon gehen wir nicht aus.“

Ein Ort, an dem man seine Freunde auch findet

Als eine von zehn Genossenschaften der Schweizer Supermarktkette Migros beschreitet Migros Zürich mit dieser Projektinitiative jedenfalls einen unternehmerisch neuen Weg. Einen, der die Kombination aus Handel und Gastronomie intensiviert und einen Treffpunkt mit Markthallen-Flair inklusive Barkultur bieten will. Gut vernetzt ist man sowieso: Gleich am ersten Wochenende nach ihrer Eröffnung beteiligte sich auch die Bridge Bar neben anderen an dem von Dirk Hany (Bar am Wasser) initiierten Cocktail Take Away Festival, dessen Erlös der Kinderhilfe Sternschnuppe zu Gute kam.

„Wir sehen uns als Food-Plattform in der Größe einer kleinen, überschaubaren Markthalle, in der man seine Freunde auch tatsächlich findet. Mit fließenden Grenzen und Brücken von und zu allen Stationen soll ein schöner Ort für ein Aufenthalts-, Einkaufs- und Genusserlebnis entstehen“, beschreibt Dave Böhler.

Darauf vielleicht einen „Call me when you get there“ aus der Bridge Bar, eine Spritz-Variante, bestehend aus Schweizer Paul Bier 01, Rhabarber-Likör, Soda und Pflaumen-Orangen-Essenz. Und hoffentlich heißt es dann auch bald: See you when you get there!

Credits

Foto: Tobias Stahel

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