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Chambers Club

TEA TIME IM GREEN DOOR: DER CHAMBERS CLUB

Arash Ghassemi hat eine Vorliebe für Tee. Diese kommt besonders gut im Chambers Club zu tragen. Der Cocktail aus dem Green Door in Berlin beweist eindrucksvoll, wie ungewohnte Ingredienzien erst als Komposition funktionieren. Und ist gleichzeitig eine Hommage an die Ruhe, die im Tee liegt.

Die ganze Welt blickt auf Kaffee. Ob der von unseren kapitalistischen Freunden jenseits des Atlantiks in die Welt hinausgetragene Venti Caramel Frappuccino oder die vom Hipster-Barista im Coffee Shop unseres Vertrauens gebrühte äthiopische Bohne aus Fair Trade-Anbau: Kaffee boomt.

Dabei wird der einst große Kontrahent der schwarzen Bohne sträflich vernachlässigt. „Tee wird unterschätzt, er verfügt über so viele Aromen, ist unglaublich facettenreich. Der große Unterschied zwischen Tee und Kaffee ist, dass ersterer unterschwellig kommt, subtil anklingt und gekonnt, ja geradezu unaufgeregt die unterschiedlichen Komponenten eines Drinks unterstützen kann; dass er sie miteinander verbindet und sie zu einem stimmigen Ganzen werden lässt“, so Arash Ghassemi, Barchef in der Berliner Green Door, über die Wirkung der Kraut-Mischung.

Tea Time im Green Door

Und so ist es nur allzu selbstverständlich, dass der Chambers Club-Cocktail das Sujet rund um den Tee aufgreift und mit ihm arbeitet. „Wir haben uns nach sorgfältigem Ausmixen für die ‚Japanese Smoked Tea‘-Mischung entschieden. Das harmonierte einfach am besten mit dem restlichen Aromen-Spektrum.“

So ist der Chambers Club vielleicht auf den ersten Blick ein Drink der vielen Komponenten, präsentiert sich aber gerade ob seiner wohldosierten Verhältnisse als stimmiges Gesamtbild. Der Bourbon fungiert in Verbindung mit einem fünf Jahre alten Barbados-Rum als aromatische Bass-Drum, im Hintergrund pulsierend spürbar und gerade daher so angenehm, weil diese Melange sich nicht als Protagonist hervorspielen möchte.

Chambers Club: Keine A-Prominenz, Newcomer am Start

Denn die Bühne wird hier ganz klar der aromatisch sehr spannenden Verbindung aus einem mit Oleo Saccharum angereicherten Japanese Smoked Tea mit einem Achillea-Likör (Schafgarben-Likör) bereitet. Letzterer verleiht dem Drink vor allem eine süße und dennoch ungewohnt starke Note. Ergänzt um Crème de Mûre und aufgegossen mit einem zuspielenden Champagner wird der Chambers Club erst besonders komplex, offenbart ein erfrischend süßlich-prickelndes Bouquet. Es ist die verruchte Kunst, die Spannung zwischen Verbotenem und der Stilistik der 1970er Jahre, die auch die Idee hinter der Bar selbst aufgreift: So war Marilyn Chambers einst Darstellerin des bekannten Pornofilms „Behind The Green Door“.

Arash Ghassemi, der sich zukünftig noch viel intensiver mit Tee beschäftigen will, ist der Grund für den stiefmütterlichen Umgang klar. „Kaffee scheint einfach hipper zu sein. Er ist schnell gemacht und entspricht daher mehr unserem Zeitgeist. Alles muss schnell gehen heute. Tee ist ruhig und unaufgeregt, braucht eben auch Zeit. Und Zeit ist ein teures Gut, über das die Menschen heutzutage nicht mehr zu verfügen scheinen.“ Genau deswegen haben er und seine Kollegin Maria Gorbatschow sich in den letzten Wochen intensiv mit der Thematik auseinandergesetzt und die Karte auch auf diesen Punkt ausgelegt.

Das leicht verstaubte Kostüm des Tees aufgreifend, ist es nur konsequent, den Drink zwischen Klassik und Moderne wandeln zu lassen. Einerseits ungewöhnlich und ob der Kombination aus Achillea, Bourbon und Rum progressiv erscheinend, andererseits sich durch das Trio Tee, Crème de Mûre und Champagner einer leicht aristokratischen Note nicht entziehen könnend, ist der Chambers Club ein überaus interessanter Drink, der zwischen denn Epochen tänzelt.

Credits

Foto: Foto via Tim Klöcker.

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