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Christian Schubert, ein gnadenlos leidenschaftlicher Gastgeber

Als Barchef des Zürcher George Bar & Grill hält Christian Schubert seine internationale Klientel mehr als bei (Trink-)Laune. Der gebürtige Rostocker überzeugt seine Gäste gerne mit eigens und spontan kreierten Drinks. Und freut sich über nichts mehr als über regen Austausch am Tresen.

“Wenn ich Freunde bei mir zuhause habe, werden sie genauso verwöhnt wie meine Gäste an der Bar. Ich will, dass sie sich wohl fühlen”, lautet Christian Schuberts Motivation und Arbeitsmaxime, seinen Besuchern einen unvergesslich schönen Aufenthalt bereiten zu wollen. Kein Trinkgeld der Welt sei so bewegend wie das positive Feedback der bunt gemischten internationalen Besucherklientel, die immer wieder gerne zurückkehrt.

“Das gibt einem mehr als alles andere”, findet der Barchef des Zürcher George Bar & Grill, dessen 95 Sitzplätze des Restaurants rund um die mittig platzierte Bar mit Dachterrasse abends zumeist doppelt belegt sind, und Gäste oft im Foyer sogar auf einen Platz an der Bar warten müssen.

Christian Schubert bleibt an Land

Die Rolle des Gastgebers liegt ihm besonders am Herzen. Warum, das weiß der aus einer Seefahrerfamilie stammende, gebürtige Rostocker eigentlich auch nicht so genau. “Es ist eben meine Art”, ist sich der leidenschaftliche Bartender mit einer Ausbildung zum Kellner und dem Zertifikat American Bartender der Barschule Rostock in der Tasche sicher.

Seit elf Jahren lebt der Wahlschweizer in Zürich. Nicht die Liebe, sondern sein drei Jahre älterer Bruder hat ihn nach dessen Auslandsaufenthalt in Manchester in die Stadt an der Limmat geführt. Während sich sein Bruder nach vielen Jahren in der Gastronomie für die Bankett- und Restaurationsleitung einer Schweizer Bank entschieden hat, fühlt Christian Schubert sich in seinem Metier als Bartender wie Zuhause. “Ich liebe es, hinter der Bar zu sein!”, so Schubert, der vor seinem Wirken in der George Bar & Grill unterschiedliche Arbeitserfahrungen in Schnelligkeit, Mengen- und Qualitätsansprüchen als Bartender in Arosa, im Radisson Blu Hotel am Zürcher Flughafen und zuletzt als Bartender, Barchef und Manager des Amber Clubs gesammelt hat.

Die Ausübung seines Handwerkes – klassische, aber vor allem einfallsreiche, spontane Drink-Kombinationen gemeinsam mit den Gästen aufgrund ihrer Vorlieben zu kreieren, gleichzeitig jedoch Entertainer, Seelsorger und Gesprächspartner zu sein – mache die Vielseitigkeit seiner Tätigkeit bedeutend. “Ich stimme Cocktails gerne auf Menschen ab. Die meisten entstehen, wenn man Gäste in den Kreationsprozess miteinbezieht, ihre Wünsche berücksichtigt und gemeinsam Getränke fabriziert.”

Analog statt digital

Es wäre ein vielfach Leichteres, die Barkarte auszupacken und damit “sehr, sehr viel Arbeit” in der im 1920er-Jahre-Stil in Blau- und Brauntönen gehaltenen Bar zu umgehen, die Herzstück und Blickfang zugleich des 2014 eröffneten George Bar & Grill darstellt und sich drei Stockwerke über dem Züricher Casino befindet. Doch auf das Lächeln und die Zufriedenheit der Gäste will Christian Schubert nicht verzichten. Schließlich besucht man eine Bar, um sich bei guten Drinks zu unterhalten.

Menschen, die unentwegt in ihr Handy starren, anstatt sich zu auszutauschen, kann er nicht verstehen. “Dafür gehe ich doch nicht in eine Bar!” sagt Christian Schubert und weiß, Gäste charmant abzulenken und sie aus der digitalen in die reale Welt zu entführen.

Manchmal auch, sie zu ihrem Glück aufzufordern: Unterhaltet euch doch, habe er vier jungen Damen mit Blick auf ihre Handys ans Herz gelegt. “Ganze zehn Minuten haben sie es nur geschafft”, erzählt er. Zwingen kann und will er niemanden, aber teilhaben lassen an der faszinierenden Dynamik des nächtlichen Geschehens, wenn am Ende des Abends einzelne Grüppchen an der Bar zu einer kommunikativen Gesamtheit verschmelzen. “Oft kommen Leute um 19 Uhr auf ein schnelles Bier und bleiben dann bis zwei Uhr nachts.”

Oder sie erfahren bei Schubert, dass es mehr als Piña Colada oder Hendrick’s Gin gibt. Beispielsweise einen White Negroni mit Berliner Brandstifter Gin. Der Besuch des Bar Convent Berlin (BCB) ist auch für den Barchef des George wie Bartender’s Christmas und ein jährlicher Pflichttermin, um mit neuen Ideen im Gepäck Zürichs Barkultur ein wenig aufzufrischen.

Team is king

Sein sechsköpfiges Team mit einer jungen “Powerfrau” an Bord hat Schubert, der seit kurz nach der Eröffnung im Mai 2014 als Barchef agiert, selbst und nicht nach Ausbildungsgrad und Fachwissen, sondern nach den Kriterien Leidenschaft und Motivation aufgebaut. “Das Team ist das Wichtigste. Ohne ein solches wäre ich nur die Hälfte”, ist er überzeugt.

Denn der beste Drink der Welt hilft nichts, wenn Bartender einen solchen nicht an den Gast heranführen können. Zwingende Kreativsitzungen für Signature Drinks einer jeweiligen Sommer- als auch Winterkarte stehen im Team Schubert jedoch nicht an. Zum einen, weil diese wie bereits erwähnt oft spontan und zugeschnitten auf den Gast, zum anderen nach Dienstschluss bei einem Feierabend-Bierchen direkt an der Bar oder in der benachbarten Tales Bar von Schuberts Landeskollegen Wolfgang Bogner entstehen.

Die hauseigene Küche des George ermöglicht dem Team, Ingwer-, Zitronen-, Rote Beete- oder Vanille-Sirups und Bitters täglich selbst und zudem die begehrten, selbst marinierten Nüsse und Oliven herzustellen. George’s Basilikumsirup lässt einen Gin Basil Smash zu einem Basil George werden, der zig Male pro Abend gemixt wird. Von Hugo hatte das Team eines Abends die Schnauze voll. “Wir mussten uns daher was einfallen lassen, und so ist der ‘Kein Hugo’ aus hausgemachtem Ingwersirup, Limettensaft, Ingwer-Beer und Prosecco entstanden”, erzählt der Rum-Liebhaber und Genießer vorwiegend purer Spirituosen, der aber auch gerne zu Old Fashioned, Moscow Mule oder Horse’s Neck greift.

Christan Schubert ankert in Zürich

Mit dem cremigen und süßen Drink Ed von Schleck auf Vodka-Basis schlägt der Barchef eine Erinnerungs-Brücke zu Deutschlands Kult-Eis. Sein am rechten Unterarm tätowierter Anker verrät seine Hingezogenheit zum Küstenleben. Auch die Idee von einer eigenen kleinen Bar ist in ihm zwar nur gedanklich, aber fest verankert. Doch in naher Zukunft bleibt der Anker, wo er ist. In Zürich am Zürisee.

Credits

Foto: Fotos via George Bar & Grill

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