Glitzert und macht gute Laune, der Glitterball
Paris – die Stadt der Liebe, des Eiffelturms und des überteuerten Bieres in Touristengegenden. So war bis vor einiger Zeit der Blick auf die Hauptstadt unseres Nachbarlandes. Barkultur ließ sich zwar in manchen Ecken immer finden, war jedoch nie ein großes Thema.
Und heute? Nun, heute ist das Bier immer noch teuer, der Eiffelturm steht auch noch da, und obwohl mittlerweile Brückengeländer das zeitliche segnen, weil Liebende dort zu viele Schlösser befestigen, dürfte der Ruf als Stadt der Liebe unbeschädigt sein.
Paris ist wieder tres chic
In puncto Barkultur hat sich in den letzten Jahren aber definitiv etwas geändert. Die Barszene blüht förmlich auf und ist mittlerweile viel mehr als Experimental Cocktail Club und Buddha Bar. Nicht nur das. Paris wird zunehmend auch interessanter für internationale Bartender. Eine von diesen ist Christina Schneider, die sich zuvor vor allem in Berlin als Barchefin des Nhow Hotels einen Namen gemacht hat. Den Unterschied zwischen französischer und deutscher Barszene fasst Schneider in einer Beobachtung zusammen: „Während der französische Gast sich noch auf das Trinken und genießen von klassischen Cocktails wie Manhattan und Negroni zubewegt, ist der deutsche Gast in den letzten Jahren mit bierernster Klassik, einer Menge Benimmregeln und Hosenträgern geradezu erschlagen worden.“
Eine Sicht von Außen, die bisweilen gut tut und ja auch erhellende Wirkung haben kann. In den Augen von Christina Schneider sind die Franzosen in ihren Trinkgewohnheiten ein wenig verspielter und offener gegenüber ungewöhnlichen Kombinationen und Orten. Ein Grund dafür, dass Bars wie Glass oder die Candelaria Bar so populär sind. Neben den guten Drinks steht hier nämlich noch etwas anderes im Vordergrund: Spaß. Ein Barbesuch soll Spaß machen und nicht einer Doktorarbeit gleichen.
Verspielte Variante
Einer der erfolgreichen Drinks im Glass, der diese Verspieltheit und Leichtigkeit widerspiegelt, ist der Glitterball Cocktail. Eine Variante des Twentieth Century Cocktails, den man wohl dem Londoner Bartender C.A. Truck zuschreiben kann, jedenfalls wenn man dem Cafe Royal Cocktail Book von 1937 glauben schenken möchte. Creme de Cacao und Gin werden durch einen selbst gemachten Schokoladenvodka ersetzt und seine Tiefe bekommt der Drink durch einen Löffel des Kräuterlikörs Chartreuse jaune.
Laut Schneider ein schöner Mix aus klassischem Drink und leichter Verspieltheit, „und eine gute Gelegenheit, die überschüssige Ernsthaftigkeit abzulegen und den Leuten etwas mehr Spaß zu schenken. Im Glas und vor der Theke“.
Paris – Stadt der Liebe, des Eiffelturms und der großartigen Cocktails – wieder den tierischen Ernst.