Von Ananas bis Amaretto: Fünf einfache Cocktails mit amerikanischem Whiskey
Am Anfang stand der Bourbon: So könnte man die Bar-Renaissance in ein Schlagwort packen. Es muss aber nicht immer Old Fashioned oder Manhattan sein. Wir präsentieren fünf einfache, aber komplexe Cocktails mit amerikanischem Whiskey – von Bourbon bis Rye.
Amerikanischer Whiskey war der Motor der Bar-Renaissance, die mit der Wiederentdeckung historischer Cocktails wie Old Fashioned und Sazerac in den Nullerjahren so richtig Fahrt aufnahm. Zu Beginn stand vor allem Bourbon Whiskey im Fokus, erst mit wachsender Popularität alter Drinks wurde auch Rye Whiskey – eine ursprüngliche Zutat vieler Cocktails – wieder populärer. Heute kann man aus einem Füllhorn an Produkten schöpfen – sowie auch Rezepturen. Trotzdem: Es muss nicht immer fancy sein. Wir präsentieren fünf einfache, aber komplexe Cocktails mit amerikanischem Whiskey.
5 Cocktails mit amerikanischem Whiskey
Amaretto Sour »The Morgenthaler Way«
Zutaten
4,5 cl Amaretto
2,25 cl Bourbon (mind. 50% Vol.)
3 cl frischer Zitronensaft
1 Barlöffel 2:1-Zuckersirup (optional)
1,5 cl frisches Eiweiß
Der Amaretto Sour galt lange als primitiver Cocktail: Amaretto, industrieller Sour-Mix, Eiswürfel – fertig. Nicht so im Rezept von Jeff Morgenthaler: Durch die Zugabe von Bourbon und Eiweiß entsteht ein süffiger, aber dennoch würziger und komplexer Cocktail mit Noten von Mandel, Karamell und Vanille.
Brooklyn Cocktail
Zutaten
3 cl Rye Whiskey
3 cl roter Wermut
0,5 cl Maraschino
0,5 cl Amer Picon
Der Brooklyn Cocktail ersetzt den klassischen Bitters eines Manhattan Cocktails durch den 1837 erfundenen Picon, ein aus Frankreich stammendes, bitteres Aperitifgetränk. Seinen Namen erhielt der Cocktail nach dem an Manhattan angrenzenden New Yorker Stadtbezirk gleichen Namens, der erst 1898 in die Stadt New York eingegliedert wurde. Erstmals publiziert wurde der Brooklyn Cocktail im Jahr 1908. Eine spannende, komplexe Variante eines Manhattans, die sich unter Bartendern großer Beliebtheit erfreut.
Bourbon Milk Punch
Zutaten
4 cl Bourbon (nicht zu kräftiger Natur, sprich keine Bonded-Qualitäten)
7,5 cl Vollmilch
2,5 cl Marshmallow syrup*
Der Bourbon Milk Punch ist ein Drink im herkömmlichen Sinne des Namens: Es handelt sich dabei um keinen klarifizierten Drink, der durch die Milk-Punch-Technik entstanden ist. Sondern in dem tatsächlich Vollmilch zum Einsatz kommt, und tatsächlich wirklich nur Vollmilch. Sprich dieser Bourbon-Klassiker, der schon in frühen Cocktailbüchern auftaucht und heute weitgehendst vergessen ist, ist kein Getränk für Menschen mit einer Laktoseintoleranz. Alle anderen sollten jedoch nicht damit warten, dieses Bruch-Drink zu probieren. Hier vorliegend in der adaptieren Rezeptur von Gabriel Daun.
Algonquin Cocktail
Zutaten
4,5 cl Rye Whiskey
2 cl trockener Wermut
2 cl frischer Ananassaft
Es ist nicht vieles bekannt über den Algonquin Cocktail. So rätselt man noch heute, wann genau er entstanden ist und von wem er kreiert wurde. Auch ob er überhaupt in dem gleichnamigen Algonquin Hotel in New York ein Signature Cocktail war oder er einfach nur als liebevolle Hommage an jene Zeit der Post-Prohibition erdacht wurde, bleibt ein ewiges Mysterium. Er ist gleichzeitig der wohl erste niedergeschriebene Drink, der Rye – oder generell Whiskey – mit Ananas vereint. Hinzu kommt trockener, weißer Wermut, der einerseits eine herb-sanfte, aber gleichzeitig auch hocharomatische Seite aufweist. Es gibt viele Drinks, die in einem Hotel entstanden sind. Der Singapore Sling zählt dazu, der Sidecar erblickte sogar im Pariser Ritz das Licht der Welt; der Rob Roy im Waldorf Astoria, die Bloody Mary im St. Regis. Der Algonquin Cocktail vielleicht im gleichnamigen Hotel, vielleicht auch nicht. Ein teuflisch guter Drink ist er allemal!
Toronto Cocktail
Zutaten
5,5 cl Rye Whiskey (Old Overholt oder Sazerac)
0,75 cl Fernet (del Frate Angelico)
0,25 – 0,5 cl Zucker- oder Ahornsirup (abhängig vom verwendeten Fernet)
keine Aromatic Bitters
Der Toronto Cocktail ist im Grunde ein Old Fashioned Cocktail, der mit einer Extra-Portion Bitterkeit in Form von Fernet in neue Sphären gehoben wird. Im historischen Verständnis wäre auch Cognac möglich, aber als Basisspirituose sollte hier Rye Whiskey gewählt werden. Die Menge des Fernet kann dabei im Vergleich zum Whiskey gerne deutlich geringer sein, da Fernet jedoch zumeist sehr trocken ausgelegt ist, kann und sollte hier mit etwas Süße in Form von Zucker- oder Ahornsirup nachgeholfen werden. Das macht den Toronto Cocktail zu einem dunklen, erdigen, bitteren aber auch köstlichen Drink. Er ist allerdings weniger etwas für Freunde transparenter und leichter Getränke, sondern eher etwas für jene, die es nach einem ultimativen letzten Nightcap nach einem langen Abend in einer kalten Winternacht gelüstet. Und er eignet sich – als Detail am Rande – hervorragend für ein Aging in der Flasche.
Credits
Foto: Sarah Swantje Fischer