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Der Death in the Afternoon Cocktail besteht aus Absinth und Champagner

Abspenstige Perlen: Sechs spezielle Cocktails mit Champagner

Wer an Champagner-Cocktail denkt, denkt an French 75 oder Old Cuban. Und das zu Recht. Es geht aber auch anders. Wir präsentieren von Black Velvet bis Death in the Afternoon sechs ungewöhnliche Cocktails mit Champagner.

Cocktails mit Champagner: Manches Mal eröffnen sie einen Abend. Manches Mal beenden sie einen Abend. Und manches Mal begleiten sie einen durch die ganze Nacht. Zu den bekanntesten Vertretern der Kategorie zählen der Klassiker French 75 oder der Neo-Klassiker Old Cuban. Und natürlich das Urgestein, der Champagner Cocktail mit dem signifikanten, mit Angostura Bitters beträufelten Stück Zucker. Wir präsentieren an dieser Stelle sechs weniger bekannte Champagner-Cocktails, die relativ einfach herzustellen sind.

6 Cocktails mit Champagner

Serendipity

Zutaten

1 Zweig Minze
1 cl Calvados
2 cl Apfelsaft (nach Möglichkeit klar)
7 cl Champagner

Es gibt wenige Cocktails, deren Entstehung auf den Tag genau zurückverfolgt werden können. Der Serendipity ist einer davon. Er entstand für einen Gast am 31. Dezember 1994 in der Hemingway Bar des Ritz in Paris, Schöpfer war der langjährige Bartender Colin Field. „Wer an dem Drink riecht, erkennt die Äpfel, aber auch die erdigen Töne des Calvados. Es ist Frankreich im Glas mit den besten Produkten, die Frankreich zu bieten hat“, erklärt Field das Profil des Serendipity. „Ein wenig spritzig und leicht erfrischend, der perfekte Cocktail, um den Frühling in Paris zu genießen.“ Nach dem Probieren hätte der Gast „Serendipity“ damals gerufen – und somit dem Drink gleich seinen Namen verliehen. Der Begriff (in deutsch: Serendipität) beschreibt den Umstand einer glücklichen Fügung, deren Ergebnis so schön ist, dass man es kaum besser hätte planen können. Und das trifft auf diesen erfrischenden Cocktail allemal zu.

Étude

Zutaten

2 cl Suze
10 cl trockener Champagner

Der Étude Cocktail besteht aus nicht mehr als aus dem Enzianlikör Suze und Champagner und orientiert sich am klassischen Champagner Cocktail. Anders als beim Champagner Cocktail kommen jedoch keine Angostura Bitters zum Einsatz, die vielen Champagner-Sorten nicht besonders gewogen sind. Beim Suze hingegen stehen die Dinge anders: Der Enzian wird umspielt von Orange und Vanille, die Aromen drängen sich nicht auf. Leichtere, von Zitrusnoten geleitete Champagner finden an der Orange Anklang, die hefigeren Kaliber können sich an die Vanille lehnen. Suze ist auf diese Weise wie geschaffen für Champagner, was den Étude Cocktail zu einer Übung in Subtilität werden lässt.

Seelbach Cocktail

Zutaten

3 cl Bourbon Whiskey
1,5 cl Triple Sec
7 Dashes Angostura Bitters
7 Dashes Peychaud’s Bitters
15 cl Brut Champagner

Der Seelbach Cocktail ist ein Cocktail mit einer imposanten Geschichte. Oder vielmehr: einer beeindruckenden Lügengeschichte. Adam Seger, seinerzeit Restaurant-Manager im Seelbach Hotel in Louisville, Kentucky, behauptete im Jahre 1995, die Rezeptur des angeblich zwischen 1912 und 1917 entwickelten Seelbach Cocktails gefunden zu haben. Sein prägnantes Aromenprofil, das sich nicht zuletzt der mehr als gesunden Dosis von 14 Dashes Bitters verdankt, war auch ein Grund, weswegen Segers Schilderungen als glaubhaft angenommen wurden. Die Verwendung strenger Würztinkturen nach Herzenslust war vor hundert Jahren noch wesentlich verbreiteter als heute. Später gab Seger zu, dass er die Geschichte erfunden hatte, um nicht länger ein „Nobody“ zu sein. Die Barwelt nahm ihm diesen Bluff auch nicht unbedingt krumm – geblieben ist nicht zuletzt ein spannender Cocktail.

Death in the Afternoon

Zutaten

1 Jigger Absinth
Fill Champagner

(Wir empfehlen 0,75 – 1,5 cl Absinth.)

Der „Death in the Afternoon“ gilt als einer der Lieblingsdrinks von Ernest Hemingway und wurde durch den Autor selbst initiiert, 1935 im Cocktailbuch mit dem speziellen Titel „So Red the Nose or Breath in the Afternoon“. Das Rezept selbst ist vor allem minimalistisch, lediglich Absinth und Champagner werden hier als Zutaten aufgezählt. Die Fülle an unterschiedlichen Absinthsorten in Europa erlaubt trotzdem eine Variation und ein Ausbalancieren des Aromas, verschiedene Champagnerqualitäten fügen sich hier nahtlos an. Das gibt dem Drink das Potential, auf Barkarten mehr Erwähnung zu finden, gleichzeitig ist der Death in the Afternoon ein mit Vorsicht zu genießender Zweiteiler. Man nimmt man statt einem Jigger Absinth wie in der Ursprungsvariante vielleicht nur einen halben oder verdünnt den Drink mit ein bis zwei Dashes Zuckersirup. Und tastet sich an das persönliche Lieblingsverhältnis der Zutaten heran.

Black Velvet Cocktail

Zutaten

½ Teil Stout (Guinness)
½ Teil Champagner

Der etwas ungewöhnliche Black Velvet Cocktail ist ein Biercocktail, der wohl im Jahr 1861 erstmals ins Glas gekommen ist. Er besteht aus Guinness und wird schlicht mit Champagner aufgefüllt. Seine schwarze Farbe soll an ein getragenes Trauerband erinnern, da der Drink im Londoner Brocker’s Club als Nachruf auf Prinz Albert, den Mann von Königin Victoria, erfunden wurde. Geschichtet nimmt der Black Velvet einen Farbverlauf von klar und durchsichtig am Boden des Glases zum typischen, tiefen Schwarz des Stouts an. (Anmerkung: Dieser Farbverlauf gelingt jedoch nur selten, in älteren Quellen wird er jedoch erwähnt. Eine Erklärung könnte sein, dass im 19. und frühen 20. Jahrhundert meist sehr süße Champagner getrunken wurden. Diese würden eher die Voraussetzung mitbringen, sich unter dem Stout abzusetzen als die heute üblichen, trockenen Champagner.) Aber auch ohne visuelle Spielereien einen aromatischen Versuch wert.

Prince of Wales (Rye Whiskey)

Zutaten

4,5 cl Rye Whiskey
1 Dash Angostura Bitters
1 ca. walnussgroßes Stück frische Ananas
1/4 BL Maraschino
3 cl trockener Champagner
(1 BL Puderzucker – optional)

Die 1901 erstmals schriftlich festgehaltene Rezeptur des Prince of Wales Cocktail gibt Rye Whiskey als Basis an – und nicht den heute gängigen Cognac. Der Namen bezieht sich in diesem Fall tatsächlich auf den Erfinder: Albert „Bertie“ Edward, Sohn von Queen Victoria, Prince of Wales und ein veritabler Hobby-Bartender. Vor allem ist an diesem Cocktail zu beachten, der er kein klassischer Champagner-Cocktail ist. Sondern eher ein modifizierter Old Fashioned. In den üblichen Champagner-Cocktails wird der französische Schaumwein nämlich im Vergleich zur Spirituose höher dosiert, die meisten derartigen Drinks sind tendenziell eher fizzy und spritzig. Nicht so im Prince of Wales: Hier dient der Champagner schlicht der aromatischen Auffächerung, als Bereicherung des Rye Whiskeys. Und er bringt eine ganz leichte, perlende Cremigkeit hinzu. Wie Oliver Ebert aus dem Becketts Kopf vor Jahren so schön schrieb: „Es soll nicht blubbern, das ist kein Jacuzzi!“ Das Ergebnis ist ein sehr dichter, komplexer und erwachsener Cocktail mit ordentlich Durchschlagskraft.

Dieser Beitrag wurde erstmals im August 2022 auf MIXOLOGY Online veröffentlicht. Er wird regelmäßig aktualisiert. 

Credits

Foto: Sarah Swantje Fischer

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