Freche Früchtchen: Sechs Cocktails mit Obstbrand im Fokus
Cocktails mit Obstbrand: ein beliebtes Thema. Aber Theorie und Praxis liegen immer noch etwas auseinander. Fraglos finden sich immer mehr Cocktails mit Obstbränden auf den Barkarten, fraglos könnten es aber noch mehr sein. Wir präsentieren sechs klassische bis moderne Cocktails mit Obstbrand als Basis.
Obstbrände, so sagt man gerne, sind die Königsdisziplin der Brennkunst. Und nirgendwo wird diese so professionell betrieben wie im deutschsprachigen Der wohl am häufigsten verwendete Obstbrand in Cocktails im deutschsprachigen Raum ist Birnenbrand, und das aus gutem Grund. Aber die Bandbreite ist so groß, wie es Früchte gibt. Wir versammeln an dieser Stelle sechs klassische und moderne Cocktails, in denen Obst- und Fruchtbrände bzw. Geiste die Hauptrolle spielen.
6 Cocktails mit Obstbrand
Rose Cocktail (adaptiert nach Nicolas Kröger)
Zutaten
5 cl Kirschbrand
2 cl trockener Wermut
1 Barlöffel Himbeersirup
Der Rose Cocktail täuscht einen sowohl durch seine zartrosa Farbe sowie seine Zutaten: Kirsch, Wermut und Himbeersirup lassen an einen lieblich-fruchtigen Drink denken. Tatsächlich ist der Cocktail ein starker Cocktail, der es in sich hat – insbesondere, wenn man die zeitgenössische Rezeptur wählt, die das Verhältnis von Kirschbrand zu Wermut im Grunde umdreht. Zur Zeit seiner Enstehung, die in den 1920er Jahren vermutet wird und auf einen Pariser Bartender namens Johnny Milta zurückgeht, war der Anteil an Wermut im Rose Cocktail noch wesentlich höher. Moderne Variationen setzen jedoch einen hochwertigen, aromatischen Kirschbrand in Szene.
Spielwiese
Zutaten
2 cl Revolte Pandan
1 cl Humbel XB eXtra Birne
3 cl Faude Feine Brände Rote Beete Geist
4,5 cl Buttermilch
1,5 cl Birnendicksaft
Spielwiese nennt sich der Cocktail, der Linda Le in das Finale der Made in GSA Competition 2020 gebracht hat. Linda Le, die seit Langem die Bamberger Barszene prägt und mit der Kawenzmann Bar eine moderne Tikibar umsetzt, lässt natürlich auch ihre Rezeptur auf der Tiki-Zutat schlechthin, Rum, basieren. Diesem stellt sie Birne, Rote Bete und Buttermilch zur Seite. Das Ergebnis ist ein vollmundiger und dennoch erfrischender Drink, mit dem sich die erfahrene Barfrau den dritten Platz in Köln sichern konnte. Ihr Einreichungstext: „Wie nennt man den Raum zwischen Himmel und Erde? Den Raum zwischen den Birnen an den Bäumen und den Rüben unter der Erde? Den Raum, auf den dessen Grund Gras wächst und Tiere weiden? Ich nenne ihn die Spielwiese. Wo sich das Leben abspielt. In der Heimat oder in der Ferne, ob Tag oder Nacht, gemeinsam oder für sich.“
Birne-Ingwer-Mojito
Zutaten
5 cl Williamsbirne
2,5 cl frischer Limettensaft
2 cl Zuckersirup (1:1)
1 Dash Salzlösung (20%)
1 Stück Ingwer (daumengroß)
Blätter von ca. 6 Minzezweigen
Soda
Das Schoellmanns in Offenburg gilt als deutsche Pionierbar, wenn es um die Verarbeitung von Obstbränden in Cocktails geht. Um das Jahr 2008 entstand dieser Birne-Ingwer-Mojito als Twist auf den großen Rum-Klassiker, entworfen von Willi Schöllmann und seinem damaligen Barchef Jonas Stein. So simpel der Drinks aus späterer Perspektive, so sehr ist er auch ein Blick in die großen Jahre des Cuisine Styles, wenn Willi Schöllmann sagt: „Birne und Ingwer harmonieren einfach extrem gut, das war damals schon als großartiges Foodpairing vertraut. Das haben wir dann einfach ins Glas transportiert.“ Andererseits zeigt diese Simplizität aber einmal mehr, wie große Drinks funktionieren, die sich dauerhaft gut verkaufen: nämlich durch die einfache Beschaffung hochwertiger Zutaten und einer hohen Replizierbarkeit. Keines der enthaltenen Produkte ist rar, man bekommt das alles problemlos auch in Hamburg, München oder Berlin.
Professor Langnickel
Zutaten
4 cl Kirschwasser
2 cl Guignolet de Dijon Gabriel Boudier
2 cl Lustau San Emilio Pedro Ximénez Sherry
Der Professor Langnickel ist keine fruchtige, spritzige Kirschbombe. Vielmehr ist er eine komplexe Kirschdecke, die sich geschmeidig um den Gaumen wickelt. Es ist dabei eine Zutat, die den Drink für seinen Erfinder zu dem macht, was er ist: der Guignolet de Dijon von Gabriel Boudier. Ein betont fruchtiger, dabei ungemein trockener Kirschlikör aus Frankreich. „Jeder andere Kirschlikör funktioniert nicht, zumindest keiner, den ich ausprobiert habe. Der Guignolet de Dijon von Boudier ist am gesamten Konstrukt am wenigsten austauschbar“, erklärt Mario Kappes, der den Cocktail 2008 im Le Lion entwickelt hat. „Das Destillat wiederum muss als Gegengewicht ein klares, eindeutiges Kirschdestillat sein, auf jeden Fall eines ohne Saft oder Süßungsanteil. Mit zu fruchtdominierten Spirituosen funktioniert der Drink nicht.“ Ganz wichtig in diesem Fall: den Drink mit der Zitrone abzesten, um ihm zusätzliche Frische zu verleihen.
Der Goldene Apfel
Zutaten
2 cl Humbel No.12 Quittenbrand 2018
2 cl Gilka Kaiserkümmel
2 cl Companion Aperitivo Amalfi Lemon
1,5 cl The Seventh Sense Falernum
2,5 cl Verjus Koegler
Tobias Lindner aus dem Jigger & Spoon in Stuttgart ist ein wettbewerbserfahrener Bartender. So war er bereits zuvor Finalist der Made in GSA-Competition oder Deutschland-Gewinner 2019 des prestigeträchtigen Wettbewerbes von Patrón Tequila, den Patrón Perfectionists. Sein Drink „Der Goldene Apfel“ spielt namentlich auf die Quitte an, die hier zu tragen kommt. Als Brand von Humbel wird sie kombiniert mit Gilka Kaiserkümmel, dem Companion Aperitivo sowie Falernum und Verjus, was dem gebürtigen Bonner samt einer souveränen Performance den 1. Platz der Made in GSA Competition 2021 einbrachte.
Jack Rose Cocktail
Zutaten
6-7 cl Applejack (optional 1 cl ersetzt mit Apfelbrand) oder Calvados
2,25 cl frischer Zitronensaft
1,5 cl Grenadine
Der Jack Rose ist bereits bei David A. Embury ein Namensgeber seiner sechs essentiellen Drinks-Kategorien. Zu großer Popularität hat ihm das nicht unbedingt verholfen. Nichtsdestotrotz ist ein gut gemachter Jack Rose ein überragender Drink. Einfach, frisch und fruchtig. Selbst gemachter Granatapfelsirup verleiht dem Jack Rose eine zusätzliche Dimension, ansonsten sollte man bei der Wahl der Grenadine auf ein Qualitätsprodukt achten.
Credits
Foto: Sarah Swantje Fischer