Einfach zweifach: Fünf besondere Cocktails, die nur aus zwei Zutaten bestehen
Warum in das Komplizierte schweifen, wenn das Einfache liegt so nah: Wir präsentieren fünf Cocktails, die nur aus zwei Zutaten bestehen, aber trotzdem – oder gerade deswegen – phantastisch schmecken.
Cocktails, die nur aus zwei Zutaten bestehen, sind nicht nur einfach herzustellen. Sie sind auch gut dafür geeignet, seine eigene Aroma-Wahrnehmung zu trainieren, indem man die Menge der Zutaten oder natürlich auch die gewählten Produkte variiert, um auf diese Weise unterschiedliche Ergebnisse und Abweichungen festzustellen. Denn je weniger Zutaten ein Cocktail beinhaltet, umso mehr Gewicht nehmen diese im Drink ein. Zudem sind Zweiteiler ohne größeren Aufwand herzustellen – und diese fünf wollen wir dabei besonders ans Herz legen.
5 Cocktails, die nur aus zwei Zutaten bestehen
D er Rusty Nail ist kein Drink, dem man übermäßige, feingliedrige Komplexität attestieren müsste. Er ist, je nach Mengenverhältnis der Zutaten, entweder eine krautige, nicht bittere, süßlich-süffige, schmelzige Angelegenheit mit etwas Whiskygeschmack oder aber, mit wenig Drambuie, ein angenehmer Instant-Old-Fashioned mit Scotch: ein bisschen Süße, ein bisschen Kräutertönung. In diesem Umstand liegt vielleicht die große Kraft des Rusty Nail – er kann eigentlich fast alles sein, was Scotch sein kann. Von der dezenten Eleganz eines leichten Blends oder Lowland-Malt bis hin zur jodig-rauchigen Wucht eines Hebridenwhisky. Klassischerweise wurde und wird er mit den etablierten Blends zubereitet, die vor allem durch Highland- und Speyside charakterisiert sind: etwa Johnnie Walker, Chivas Regal, Grant’s oder der besonders in den USA extrem populäre J&B.
Bénédictine and Brandy (B&B Cocktail)
Zutaten
2 cl Bénédictine
2 cl Brandy bzw. Cognac
D er Mix aus Kräuterlikör und Brandy reicht weit ins 19. Jahrhundert zurück, der Ursprung dürfte gar in den 1870er Jahren liegen. Ursprünglich wurde die Kombination wohl als im Glas geschichteter Pousse Café getrunken, erst gegen Ende der 1940er Jahre kommt Eis ins Spiel. Der Mix aus Brandy und süßem Kräuterlikör wird nämlich ungleich reizvoller, stellt man ihn sich leicht verwässert und vor allem bestens gekühlt vor. Die Honigsüße des Bénédictine tritt dann ein wenig in den Hintergrund, die Kraft des Alkohols wird abgeschwächt und die teils bitteren und frischen Kräuternoten treten in den Vordergrund. In welchem Verhältnis man einen B&B am besten mischt, ist Geschmackssache. Wenn man die Süße mit Schmelzwasser und Eis ein wenig im Zaum hält, dann darf es gerne etwas mehr Bénédictine sein als Cognac. Wir entscheiden uns für die 1:1 Variante. Wichtig ist, dem eleganten Klosterlikör einen kräftigen Cognac mit Charakter zur Seite zu stellen.
Pisco Stinger
Zutaten
5 cl Pisco Mosto Verde Italia
1,25 cl Crème de Menthe (z.B. Tempus Fugit)
Der Pisco Stinger ist eine Variante des klassischen Stinger Cocktail. Letzterer ist auf der Basis von Cognac bzw. Brandy, für diesen modernen Twist wählt der Frankfurter Bartender Gabriel Daun ebenfalls eine traubenbasierte Spirituose, mit Pisco jedoch eine wesentlich frischere Variante. Er verzichtet somit auf die fassgelagerten Noten eines Cognac oder Brandy, und das völlig bewusst. „Ein aus Italia-Trauben gewonnener Mosto Verde harmoniert mit seinen frischen, etwas zitrisch anmutenden Aromen und seiner leichten Grasigkeit wunderbar mit der Crème de Menthe, die bemerkenswerterweise in der Variante mit Pisco noch etwas weiter in den Hintergrund tritt“, so Gabriel Daun. Im Gegensatz zu der klassischen Variante ist der Pisco Stinger kein Drink für den Herbst, sondern durchaus für die sommerliche Terrasse. Mit Suchtpotential.
Padovani
Zutaten
6 cl Single Malt oder Blended Scotch Whisky
2 cl Holunderblütenlikör
Die Geschichte des Padovani Cocktails ist schnell erzählt. Der Ursprung liegt bei Simon Difford, bekannt als Gründer des Difford's Guide. 2006 war er mit der Markteinführung von St. Germain Holunderblütenlikör beschäftigt. Nachdem sein Freund Xavier Padovani in dieser Zeit für den Blended Scotch „Monkey Shoulder“ als Brand Ambassador tätig war, waren Partnerspirituose und Namensgeber für den Zweiteiler schnell gefunden. Im ursprünglichen Rezept wurde der Padvonai zu gleichen Teilen gemixt – in späteren, modifizierten Varianten tritt der Likör in eine aromatisierende Nebenrolle. Blended Scotch oder Single Malt, peated oder eher leicht – die floralen Aromen des Likörs passen zu jeder Form von Scotch.
M+ M steht für Monte und Mezcal und ist eine Kreation, die bereits 2015 im Hause Amaro Montenegro entstanden ist. Durch das Employee’s Only in New York City fand der Drink eine stärkere Verbreitung und erreichte als Team Shot zum Teil auch unter dem Namen Managers Meeting seine eigene Fanbase. Überraschend ist das schon, verwunderlich weniger: Die einfache Kombination aus dem Amaro und dem Mezcal überzeugt im Glas und reiht sich ein bei anderen klassischen Zweiteilern wie dem B & B (Bénédictine und Brandy) oder dem Rusty Nail (Scotch Whisky und Drambuie). Stellt sich noch die Frage, wie wichtig ist die Wahl des Mezcals, als Gegenspieler zum blumigen, bitteren und süßen Hauptaromatiker? Lukas Motejzik aus der Zephyr Bar findet, es sollten „neben Espadin auch wilde Agavensorten verarbeitet wurden – die bringen wirklich nochmal einen eigenen starken Flavour mit.“
Credits
Foto: Sarah Swantje Fischer