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BIER, BARS & BRAUER #30

Mikkeller eröffnet in Berlin, die DLG-Medaille prangt nun auch auf Craft Beer, und nachdem die BeerBartender Awards in Athen vorbei sind, wirft das Craft Bier Fest Wien seine Schatten voraus. Hinzu kommt ein kurzer Einblick in das Thema europäische und internationale Biersteuer, während die Preisdebatte ums Oktoberfestbier das größte Volksfest Deutschlands in Atem hält. Genug Lesestoff also für diese Ausgabe von Bier, Bars & Brauer!

Es ist für Veranstalter nicht immer einfach, möglichen Teilnehmern den Nutzen einer Plattform begreiflich zu machen, da er sich für gewöhnlich nicht unmittelbar in Zahlen ausdrücken lässt. Doch für das Gemeinschaftsgefühl und die Kontaktpflege sind die richtigen Plattformen Gold wert, seien es Messen, Feste, Konferenzen oder Preisverleihungen. Das ist der Grund für die zunehmende Bedeutung von Veranstaltungen wie der Conférences Planète Bière in Paris, der wandernden Craft Brewers Conference in den USA, das Craft Bier Fest Wien oder eben Brew Berlin, die neben etablierten Messen die Bedürfnisse kreativer Brauer in den Vordergrund stellen.

Mikkeller Bar eröffnet in Berlin-Mitte

In Bier, Bars und Brauer #24 war es noch ein Gerücht, nur drei Monate später eine Tatsache mit unmittelbar bevorstehender Eröffnung: In zwei Tagen, am 18.03.2017, feiert die Mikkeller Bar Berlin ihre große Eröffnung. Die Pforten in der Torstraße 102 öffnen sich bereits um 14 Uhr, und eine Sonderausgabe des Mikkeller Running Club wird die neue Bar an diesem Tag zu ihrem Ziel machen, Belohnungspint am Ziel inklusive. Ein solches erwartet auch Frühaufsteher, denn die ersten 300 Biere gehen aufs Haus.

Mit dabei sind ein paar absolute Raritäten, etwa das Recipe 1000, ein in Sauternesfässern ausgebautes, dunkles, belgisches Starkbier, oder Vertreter der Spontan-Serie, allesamt mit wilden Hefen vergoren. Für das leibliche Wohl sorgen der beliebte Gastropub Salt n Bone aus dem Prenzlauer Berg sowie der Salami Social Club, das zur Zeit wohl heißeste Eisen im Pizzaofen des Bezirks Friedrichshain. Die Mikkeller Bar wird unter der Obhut des Australiers Daniel Joanes stehen. Ob Markengründer Mikkel Borg Bjergsø sich allerdings zur Eröffnung in der Hauptstadt wird blicken lassen, ist nicht bekannt.

DLG zeichnet erstmals Craft Beer aus

So wirklich herum kommt man um die leidige Diskussion um den Craft-Begriff ja nicht, gerade wenn etablierte Qualitätsprüfungen wie die der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG) dafür mit einem Mal eine eigene Subkategorie erschaffen. Inwiefern das (wirklich gute) Alpirsbacher Klosterbräu Pils nun im Bereich Craft Beer bewertet werden muss, anstatt dass es seine DLG-Auszeichnung weiterhin einfach als “Bier” erhält, bleibt zu begründen. Gäbe es besondere Kriterien, hätte dies Sinn, doch eingereicht werden durften ausschließlich Produkte, die sich “gebraut nach dem deutschen Reinheitsgebot” auf das Etikett schreiben dürfen.
Sei’s drum, 59 Biere bestanden den Test und dürfen fortan das DLG-Logo in Gold, Silber oder Bronze tragen. Überwiegend handelt es sich dabei um Sondereditionen mittelständischer Traditionsbrauereien wie Riegele, Maxlrain oder Barre Bräu. Wer sich also von dem Test, welcher durch die VLB Berlin und das Weihenstephan-Institut der TU München durchgeführt wurde, eine Qualitätsaussage zu seiner liebsten, jungen Craft-Schmiede erwartete, schaut in die Röhre. Zumindest bleibt zu hoffen, dass diese ihre Biere einfach nicht eingereicht haben, denn ein kollektives Durchfallen wäre dann schon bedenklich…

Komm lieber Mai und mache: Craft Bier Fest Wien 2017, Frühlingsausgabe

Was die Braukunst Live! für Deutschland ist, ist das Craft Bier Fest Wien für Österreich: die erste und mit ca. 8.000 Gästen größte Veranstaltung mit Fokus auf der kreativen Bierszene der Alpenrepublik und darüber hinaus.
Die Premiere feierte das Craft Bier Fest Wien im Frühjahr 2014 und traut sich, anders als die meisten anderen Bierfeste, auch mal zwei Ausgaben pro Jahr zu: eine im Mai und eine im November. Am 5. und 6. Mai 2017 ist es in der Marx Halle (Karl-Farkas-Gasse 19, 1030 Wien) wieder soweit: Über 80 Aussteller aus Österreich, Ungarn, Deutschland, der Schweiz, Italien, den USA, Spanien, Norwegen, Island, der Slowakei, Irland, den Niederlanden, Polen, Litauen, Kanada und England werden auf dem Craft Bier Fest Wien vertreten sein. Neu ist die Vorstellung eines Gastlandes, welches bei der Konzeptpremiere Tschechien sein wird, vertreten durch Lucky Bastard, Pivovar Raven und das neuerdings in Besitz der Asahi Group befindliche Pilsner Urquell. Das Gastland wird sowohl im Bühnenprogramm als auch in Verkostungen mit besonderer Aufmerksamkeit bedacht.

Wie die Steuer den Biermarkt steuert

Deutsche Biertrinker sind preisverwöhnt. Punkt. Das liegt unter anderem an der Biersteuer, denn diese beträgt im produktionsstärksten Land Europas (95 Mio. Hektoliter und damit runde 50 Mio. vor Großbritannien auf Platz 2) gerade einmal € 0,79 pro Hektoliter und Grad Plato (die Maßeinheit für die Stammwürze, ein typisches Lager Pilsener Brauart hat zwischen 11 und 12 °Plato). Das gepeinigte Griechenland, von König Ottos Gnaden mit einer Gesetzgebung gesegnet, die ebenfalls vom bayrischen Reinheitsgebot beeinflusst wird, berechnet Biersteuer auf dieselbe Weise, verlangt allerdings glatte 5 Euro pro hl/°P. Noch nicht anschaulich genug? Wer verkaufen will, bezahlt dort pro 100 Liter Pilsener 60 Euro. Zum Vergleich: Je nach Biersorte könnte man damit das benötigte Malz bereits bezahlen.

Diese unterschiedliche Steuerpolitik führt z.B. dazu, dass Länder wie Polen oder Frankreich trotz niedrigerem Pro-Kopf-Einkommen oder deutlich niedrigerem Bierkonsum insgesamt mehr Biersteuer berappen. Einsamer Spitzenreiter in Europa ist Großbritannien, das, obwohl sein Pro-Kopf-Verbrauch nur zwei Drittel des deutschen beträgt, pro Jahr das ungefähr Siebenfache an Steuern berappt.

Ein sehr eigenwilliges Besteuerungssystem hat Japan. Hier wird Bier unterteilt in “vollwertiges” Bier mit einem Getreidemalzgehalt von über 67 Prozent (für Reinheitsgebotsländer unvorstellbar), Bier zweiter Klasse (Happoshu) mit unter 67 Prozent und schließlich Bier dritter Klasse, welches überhaupt kein Getreidemalz enthalten muss und stattdessen aus Mais oder Erbsenprotein hergestellt wird. Die Steuerlast sinkt entsprechend dem Malzanteil, was hochwertige Bierherstellung gewissermaßen bestraft. Damit haben gerade Craft-Brauer zu kämpfen. Eine neue Gesetzgebung soll nun Abhilfe schaffen.

Jenseits des Mythos: Septem, Volkan & Voreia sahnen bei den 1. Greek Beer Awards ab

Sehr groß sind sie im ersten Jahr noch nicht, die Greek Beer Awards, weshalb sie momentan auch noch bequem unter das Dach der 4. BeerBartender Awards passen. Während erstere von einer Fachjury entschieden werden, gibt es für letztere ein Online-Volksvotum. Jury- und Volksliebling waren in diesem Jahr vor allem die Brauereien Septem, ein Stück nördlich von Athen angesiedelt, und Siris, fast schon an der bulgarischen Grenze gelegen, mit der Marke Voreia. Beide heimsten gleich mehrere Awards in Gold und Silber ein und machten die Preise zwischen sich und der Santorini Brewing Company (Volkan) aus. Der Preis für die beste Neugründung ging an die einzigen Athener Crafties: Noctua Brewing. Die vier Jungs überzeugten mit schlüssigem Design, einer der Crew Republic nicht unähnlichen Herangehensweise an einen unbespielten Markt, in dem Bier vor allem als Sommerdrink gilt, und natürlich mit gutem Bier. Die Biere von Septem sind auf dem deutschen Markt über die Bierothek erhältlich.

OKTOBERFEST SOLL AUF JAHRE EINE PREISOBERGRENZE FÜR BIER ERHALTEN

In Ausgabe #19  berichteten wir bereits über die Preisleiden der Oktoberfestgäste, nun ist daraus ein Politikum geworden. Denn eine Preisobergrenze für die Massenveranstaltung zu fordern, das kommt beim Volk selbstverständlich gut an. Dachte sich wohl auch Josef Schmid, seines Zeichens zweiter Bürgermeister der Stadt München. Zudem würde er gern anstelle einer festen Standgebühr prozentual am Gewinn der Festzelte beteiligt werden – was gute fünf Mio. Euro mehr in die Stadtkasse spülen würde. Die Zeltbetreiber laufen folgerichtig Sturm, denn so erhöhen sich die Basiskosten, ohne dass man diese über den Bierpreis ausgleichen kann. Die Betreiber fordern daher nun auch eine Bierpreisobergrenze beim Einkauf bei den Brauereien sowie eine Beschränkung der Dauer auf maximal ein Jahr. Der Durchschnittspreis für die Maß (1 Liter) lag 2016 bei 10,54 Euro, die geforderte Grenze von Schmid bei 10,70 Euro.

Credits

Foto: Foto via Tim Klöcker.

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