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Leben und shaken lassen: Christoph Henkel und sein Crispy Martini

Karbonisierte Drinks setzen nicht nur optische Akzente, sondern verändern Cocktails auch auf geschmacklicher Ebene. Christoph Henkels Crispy Martini veranschaulicht das eindrucksvoll. Mit seinem Martini-Twist baut der Head-Bartender des Kölner Shepheard Brücken, ohne dabei alte Gebilde einzureißen.

Er bekämpft seine unzähligen Gegner genauso mühelos wie die Unnahbarkeit mancher Frau mit den Waffen der Eloquenz und des Charmes. Mutig und risikofreundlich gelingt ihm die Flucht aus scheinbar unausweichlichen Situationen, nur um diese Nahtoderfahrungen anschließend mit seinem trockenen Humor zu ertränken. Auch an der Bar bestellt jener Connaisseur nicht immer geflissentlich, dennoch zielsicher seinen Drink, den Martini Cocktail. Geschüttelt, nicht gerührt. Nein, hier ist nicht die Rede von Christoph Henkel aus dem Shepheard, sondern von James Bond, dessen Martini ersteren zu unserem heutigen Twist beflügelt hat.

Lizenz zum twisten

„Meine Idee war es einfach, einen Drink zu kreieren, neu zu interpretieren, den jeder kennt und mit dem jeder etwas anfangen kann“, so der 25 Jahre alte Head-Bartender aus der renommierten Kölner Bar. So hat er den Crispy Martini erfunden, ein Twist, der nicht nur ob seiner Ingredienzien überrascht, sondern gleichermaßen mit einer besonderen Technik aufwartet.

Ähnlich wie beim ursprünglichen Martini-Rezept versucht Henkel, klare Linien zu schaffen und das Puristische hervorzuheben. Seine Komposition verlangt hierbei nicht nach den üblichen Zutaten. So vertraut Henkel auf den Elegant Crisp Gin des kleinen britischen Familienunternehmens Chase, ersetzt trockenen Wermut mit einem fruchtigen weißen Port und verleiht dem Cocktail mit grünem Kardamom den letzten Schliff. Letzteres fügt einem Drink bekanntlich floral-erfrischende Noten hinzu, sollte jedoch ob seiner Intensität vorsichtig eingesetzt werden.

Die Wahl der Spirituose ist oftmals keine leichte. In einem klassischen Cocktail jedoch auf einen Big-Player zu verzichten und jenen Anteil über ein relativ unbekanntes Destillat zu substituieren, ist gleichermaßen mutig und eine Statement für sich. „Chase ist ein kleines Unternehmen, das noch ganz am Anfang seines Erfolges steht. Ich habe diese Marke und die damit verbundene Tradition kennenlernen dürfen und bin von deren hochwertigen Produkten vollends überzeugt. Es handelt sich um ein Familienunternehmen, alles ist Handarbeit. Jeder hilft und trägt seinen Teil dazu bei, die Marke voranzutreiben. Ich finde, kleine Familienunternehmen haben es verdient, unterstützt zu werden.“, so Henkel über seine Rolle als Förderer.

Im Angesicht des Shakers

Einen interessanten Martini-Twist zu schaffen ist die eine Hürde. Ihn durch eine interessante Technik jedoch nicht nur optisch, sondern auch geschmacklich weiter zu entwickeln, wahre Königsklasse. Hierfür hat sich Henkel eines Verfahrens bedient, das bisher nur selten Einzug in die gehobene Barkultur in Deutschland erhalten hat. Das Karbonisieren von Cocktails ist nicht nur unter visuellem Aspekt eindrucksvoll, auch wird dem Drink über die Anreicherung der Kohlensäure eine neue Textur gegeben und dem Kunden ein besonderes Trinkgefühl verschaffen. Seine Drinks zu karbonisieren bedeutet eben nicht nur Spielerei, es stellt eine Weiterentwicklung dar, mit der man einen Klassiker auf eine andere Ebene heben kann. Der Zusatz der feinperligen Kohlensäure macht den Cocktail nicht nur extrem spannend, er verleiht auch ein anderes Trinkgefühl. Besonders eignet sich der Einsatz bei Twist auf Klassikern. So kann man Negronis, Manhattans und auch Gimlets plötzlich ein ganz neues Gewand verleihen. „Nur auf die Säure sollte man aufpassen, das funktioniert nicht so gut“.

Dennoch – und das liegt vor allem an den hohen Anschaffungskosten – trifft man solch einen Perlini-Shaker in Deutschland nicht allzu oft an. Er bleibt Privileg der Top-Bars des Landes und erhält sich so auch seine Exklusivität. Einen Martini trinkt man ja schließlich auch nicht alle Tage. Henkel ist überdies von der Entwicklung überzeugt und sieht ihre Nutzung auch ein wenig als Pflicht gegenüber seinen Gästen.

„Wer die Möglichkeit hat, einen solchen Shaker zu nutzen, der sollte es auch tun. So kann man seiner Kundschaft auch einmal etwas Neues präsentieren und sie einfach mal überraschen. Schließlich sind sie es ja, die unsere Bars füllen und es einem ermöglichen, seine Kreationen zu verbreiten“, so der Wahl-Kölner demütig.

Der Cocktail stirbt nie

Letztlich baut Henkels Crispy Martini Brücken, ohne dabei alte Gebilde einzureißen. Unterliegt der Cocktail einer klassischen DNA, so wird diese um weiterführende Bausteine und Elemente ergänzt. Steht sein Drink letztlich für die gute alte Zeit der kernigen Männer im Mad Men-Stil, wird er ebenso durch Anwendung einer spektakulären Technik mit der Neuzeit vertraut gemacht. Ein Klassiker 2.0 mit einem Gimmick, das Waffenmeister Q seinem Top-Agenten wohl nur zu gerne vorgestellt hätte. Auch James hätte seine Freude gehabt. Ganz bestimmt.

Credits

Foto: Glas via Shutterstock, James Bond via MGM. Postproduktion: Tim Klöcker.

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