Der Drink mit dem besonderen Punch, Cus D’Amato.
Was soll man über Mario Kappes, seit nunmehr sieben Jahren zweiter Löwe im Hamburger „Le Lion“, noch groß Worte verlieren. Wer ein wenig über seinen Werdegang erfahren möchte, dem sei das Interview in MIXOLOGY 3/2014 empfohlen, und wer leckere Drinks möchte, der gehe in den Löwen und lasse sich beraten.
Eine Sache, die vielleicht nicht jeder weiß und man auf den ersten Blick eventuell auch nicht vermuten würde: Mario Kappes begeistert sich für Kampfsport. Seit Langem gilt seine Leidenschaft dem Eskrima, und kürzlich folgte er dem Verlangen, den Rührlöffel gegen Boxhandschuhe zu tauschen. Nur temporär, aber in keiner geringeren Boxbude als der berühmten Ritze auf St. Pauli.
Keine neue Karriere
„Ich will aber nicht der neue Koberer vom Kiez werden, sondern sehe mich auch in den kommenden Jahren hinter der Bar.“ So die beruhigenden Worte von Mario im Gespräch über das Entstehen seines neuesten, schlagkräftigen Drinks, dem Cus D’Amato.
Mit die schönsten Anekdoten in Gesprächen mit Kollegen sind die, die besondere Stammgäste beinhalten. Jeder kennt diese gewissen Gäste, die irgendwie aus der Masse hervorstechen. Zum Beispiel durch ein besonderes Trinkverhalten.
Zwei Stammgäste des Löwen zum Beispiel widmen sich immer einem bestimmten Thema, das sie dann den Abend über verfolgen. „Wir hatten in der Vergangenheit großartige Abende, an denen die Beiden sich nur auf Tequila- oder Mezcalcocktails festgelegt haben. An einem anderen dann sollten es Bourbondrinks sein, wieder ein anderer Abend war torfiger Scotch gefragt“, blickt der Barmann auf die Geschichte zurück. „Und irgendwann in diesem Sommer kamen die Zwei in die Bar und gaben Himbeere als Motto des Abends aus.“
Historische Varianten des Cosmopolitan wurden getrunken und der Clover Club und einige andere Klassiker mit Himbeere seziert. Kappes erinnert sich: „Den Abschluss bildet für die beiden Gäste allerdings immer ein kurzer Drink, klassisch und ohne Säure. Kollegin Kuppsa hatte die Herren bis hierhin ausnahmslos begeistert, hatte in dem Moment aber keine spontane Idee, was sie anbieten sollte und fragte mich nach einer.
Ich ging kurz in mich und probierte die Likör-Himbeer-Kombination. Die Safran- und Anisnoten vom Strega passten zur Himbeere, wie ich es mir vorgestellt hatte. Und verlangten nach einem kräftigen Gegengewicht, das die feinen Aromen aber nicht erschlägt.“
Und da er in den Wochen zuvor häufiger die 1993/2013er-Abfüllung Glenfarclas aus Oloroso Fässern verkauft hatte, und ihm der Geschmack vertraut war, wagte er das Experiment.
One lucky Punch
Äußerst angetan vom Ergebnis ließ er sein Team verkosten, servierte den beiden Stammgästen den Drink und erhielt Zustimmung von allen Seiten. Ein weiterer Gast, dem der bis dahin namenlose Drink serviert wurde, beschrieb ihn mit „short and beautiful – but with a serious punch“.
Nachdem entschieden wurde, den Drink in Zukunft öfter anzubieten, folgte die Namensfindung. Die Kriterien für Mario Kappes sind dabei leicht erklärt: „Der Name muss kurz sein, im Gedächtnis bleiben und neugierig machen. Und nicht zuletzt, eine Geschichte erzählen, mit der man mit dem Gast auch ein Gespräch beginnen kann, ohne den ganzen Abend über Schnaps zu reden.“
Cus D’Amato war ein berühmter Boxtrainer, der unter anderem als Berater für Cassius Clay tätig war und der Entdecker von Mike Tyson ist. Leider verstarb D’Amato kurz bevor Tyson seinen ersten Titel holte. „Als ich den Namen das erste Mal vor Augen hatte war ich mir noch unsicher. Erst als ich las, dass 1993 eine Straße in New York nach ihm benannt wurde, war das Schicksal besiegelt.“ (Hinweis der Redaktion: 1993 ist der Jahrgang des verwendeten Whiskys. Der Autor brauchte auch ein paar Momente.)
Der geneigte Whiskykenner mag an dieser Stelle bemerken, dass es nicht mehr sehr viele Flaschen dieses Whiskys gibt. An dieser Stelle darf versichert sein, dass Jörg Meyer, erster Hamburger Löwe, einen großzügigen Lagerbestand angelegt hat.
Credits
Foto: Cus D'Amato via Ken Regan
Joerg Meyer
Die Löwen danken für den tollen Artikel.
Ich hoffe man erlaubt uns einen Link auf unseren BILDUNGSTRINKEN Podcast. In dieser Folge erzählt Mario von seinen Kreationen Cus D’Amato, Professor Langnickel und Don Raphael.
Der Cus D’Amato entwickelt sich, 18 € hin oder her, zum Bestseller … ich befürchte fast das die 120 Flaschen 1993 Glenfarclas nochmals aufgestockt werden müssen, bevor der Tropfen vergriffen ist.
Der Drink ist ganz nach meinem Geschmack. Simple & elegant – und wie gesagt mit PUNCH
– Bravo Mario.
Gruß
Joerg Meyer
Markuss Engeler
Wir haben den gelungenen Artikel ebenfalls gelesen und umgehend den “Cus d’Amato” in unser Angebot mit aufgenommen. Allerdings haben wir mangels guter Himbeersirup-Qualtität den Himbeersirup vorerst mal durch Chambord ersetzt. Das Resultat gefällt! Sobald wir einen geeigneten Sirup gefunden haben, werden wir uns auch dem Original zu wenden.
Herzliche Grüsse an die Löwen.
Die 16 Basler aus dem ZUM KUSS
Armin Zimmermann
Wir waren bei der Entstehung des Drinks dabei und berichten darüber auf http://bar-vademecum.de/cus-damato/