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Das braucht die Homebar

Das braucht die Homebar: ein einfacher Leitfaden für Anfänger:innen

Auch das Mixen daheim will gelernt sein. Vor wildem Aktionismus aber steht die Auswahl dessen, was die Heimbar wirklich benötigt. Bevor also der Tischtresen überquillt vor Überflüssigem, geben wir einen einfachen Überblick über die Utensilien, die in der Homebar wirklich nötig sind.

„Nach oben gibt es kein Limit.“ Diese bekannte Phrase gilt auch für den Umfang und die Ausstattung der eigenen Homebar. Wer sich jedoch weder sofort in astronomische Unkosten stürzen noch den Überblick über Sinnvolles und Schnickschnack verlieren möchte, findet hier einen kleinen Leitfaden, um auf den richtigen Weg zu gelangen. How to Homebar? Wir erklären die grundlegende Zusammenstellung und erste Schritte für die eigene Bar zu Hause.

1) Schnaps und Wein

Beginnen wir beim Offensichtlichen: Ohne Ruß kein Rausch. Wer sich seine Homebar einrichten möchte, benötigt jedoch nicht gleich das komplette Spirituosenarsenal einer professionellen Bar; nicht jeden Sirup, nicht jeden deutschen Gin und auch keine Rum-Sammlung, die alle karibischen Inseln abdeckt. Zum Start genügen die Basics: ein Bourbon Whiskey, ein Rye Whiskey, weißer und dunkler Rum, Tequila (100% Agave), Vodka, Gin, gerne auch noch einen Cognac oder Brandy sowie eine Flasche guten Scotch (kräftig-torfig oder mild – hier entscheidet die eigene Vorliebe). Wer zusätzlich mit Obstbrand beginnen möchte, wählt am besten Birnenbrand.

Nach persönlichem Cocktail-Gusto sollte die Homebar dann mit Likör und Wermut ergänzt werden. Insbesondere Klassiker wie Manhattan verlangen häufig nach süßem (rotem) Wermut und Bitters. Zusätzlich empfehlen sich einmal der Kirschlikör Maraschino sowie der Orangenlikör Curaçao. As Standard-Amaro kann man auf Campari zurückgreifen. Bei Bitters, die als Tropfenform („Dash“) zur Anwendung kommen, reicht eine Flasche des Klassikers Angostura Bitters erstmal aus. Ganz unabhängig vom harten Stoff und den eigenen Lieblingsprodukten, sollte jede:r gute Gastgeber:in darüber hinaus auch immer die eine oder andere Flasche Vino griffbereit haben und einen festen Platz im Kühlschrank für Champagner reservieren.

2) Alkoholfreies und Eis

Bleiben wir gleich bei der Aufteilung des Kühl- und Gefriersystems. Denn am besten verabschiedet man sich im Namen einer Homebar schon einmal von ein paar TK-Pizzen und Feinfrosterbsen, um im Kühlfach Platz für Gläser und das zu schaffen, was essenziell ist für gelungene Cocktails: Eis! Dazu braucht es dann ebenfalls noch gut gekühlten Stauraum für Tonic Water, eventuell andere Filler und Bier.

Unterschätzt werden darf jedenfalls nie, wie viel Eis in der Homebar benötigt wird. Es kommt in der Herstellung beim Shaken und Rühren zum Einsatz, sowie noch einmal als Frischeis im Drink.

Am schönsten ist selbst hergestelltes Klareis. Verschiedene Methoden, wie das geht, finden sich hier. Am besten aber hebt man sich das noch für später auf und greift auf herkömmlichere Eiswürfelformen aus Silikon zurück. Würfel mit einer Kantenlänge von drei bis vier Zentimetern eignen sich optimal, sind sozusagen die Allzweckwaffe in der Hausbar. Große Kugeln, Tetraeder und Würfel jenseits der fünf Zentimeter sind schönes Beiwerk und machen sich insbesondere in Drinks, die lange gekühlt bleiben und zugleich wenig verwässern sollen, gut.

Wenn größere Mengen einfaches Eis benötigt werden, empfiehlt sich ein Abstecher in den Supermarkt oder zur Tankstelle. Dabei sollte man jedoch darauf achten, dass es sich nicht um Eiswürfel mit einem Hohlraum in der Mitte handelt. Diese sind für Drinks gänzlich ungeeignet, da sie aufgrund ihrer geringen Dichte schnell schmelzen und zudem im Shaker durch die Wucht des Schüttelns rasch in Kleinteile zerspringen, was den Cocktails mehr verwässert als kühlt.

3) Früchte und Zucker

Im Einkaufswagen sollten dann eigentlich auch schon die nötigen Zitrusfrüchte für die Bar in den eigenen vier Wänden liegen: Zitrone, Orange und Limette. Nicht gleich ganze Stiegen, aber frisch und keineswegs in Form von Premix- und Squash-Abfüllungen. Denn echte Früchte sind nicht nur besser, da der saure Saft à la Minute gepresst auch besser schmeckt (hier findet sich ein Leitfaden zur richtigen Pressung), sondern weil nicht zuletzt die Zesten der Schalen und ihre ätherischen Öle vielen Cocktails den letzten Schliff geben.

Wer regional denkt, könnte als Säurequelle auch zu Verjus greifen. Das erste Erlernen des Säurespiels sollte aber mit Zitrussäften erfolgen.

Ganz generell gilt für viele Drinks die grobe Sour-Faustregel „sechs-drei-zwei“, also 6 cl Spirituose, 3 cl aus einer Säurequelle und 2 cl Zuckersirup. Letzterer sollte in der Homebar weder fehlen noch mit dünnem Läuterzucker improvisiert werden. Ob der Zuckersirup allerdings selbstgekocht (hier eine einfache Anleitung) wird oder von industrieller Seite zum kleinen Preis erstanden wird, spielt in der Grundrezeptur eine bescheidene Rolle. Schließlich reden wir von Wasser mit Zucker.

Vor allem die Auswahl des richtigen Shakers ist wichtig
Die Auswahl des richtigen Shakers ist wichtig. Am besten fährt man mit einem zweiteiligen Tin Tin Shaker

4) Hardware und Gläser

Mindestens ebenso wichtig wie die grundlegenden Zutaten sind die richtigen Utensilien. Angefangen beim Shaker. Hier gilt vor allem: bitte nicht den billigen Dreiteiler! Anstelle des in Homebars (und gerne auch in Supermarkt-Sonderangeboten) weitverbreiteten Cobbler Shakers aus extrem dünnwandigem, gar fast weichem Blech, empfiehlt sich aufgrund der einfacheren Handhabe und Effektivität der zweiteilige Boston- beziehungsweise Tin Tin-Shaker. Passend dazu werden dann noch Strainer und Teesieb benötigt, um kleine Eissplitter, Fruchtfleisch oder die Überbleibsel von Kräutern zu filtern.

Für gerührte Drinks sollten zudem ein entsprechendes Rührglas und ein langer Barlöffel, der zugleich als Maß für Flüssiges dienen kann, griffbereit stehen. Und apropos Messen: Ein Jigger, hierzulande standardisiert in Zentiliter (cl) statt Flüssigunzen, gehört ebenso zur Grundausstattung der eigenen Bar. Weiteres Handwerkszeug sind eine Presse für Zitrusfrüchte und ein scharfes Messer.

Ist jeder Punkt dieser Liste abgehakt, bleibt noch die Frage nach dem richtigen Glas. Grundsätzlich reichen hier vier Glastypen. Ein Tumbler für im Grunde alle Cocktails, die auf Eis serviert werden sollen, ein Highballglas für Longdrinks, eine Coupette beziehungsweise Cocktailschale für Drinks ohne Eis und zuletzt ein Nosingglas, um sich professionell durch neue Spirituosen zu probieren.

5) Enthusiasmus und Freude

Herzlichen Glückwunsch. Wenn man bereits simultan zum Lesen alles Aufgezählte im Internet bestellt hat, dürfte in zwei bis vier Werktagen die Homebar komplett sein. Theoretisch zumindest. Denn es bleibt natürlich immer der Feinschliff, eine Homebar ist nie ganz vollständig und die Getränkebranche immer gut für eine köstliche, flüssige Überraschung.

Um mit der Homebar daher dauerhaft auf dem richtigen Weg zu sein, bedarf es vor allem noch eines guten „Dashes“ Enthusiasmus. Dazu zählt es, die entsprechenden Bezugsquellen für neuen Stoff zu kennen, offen gegenüber Neuem zu sein, zu experimentieren. Hauptsache, man wird des neuen Hobbys nicht gleich wieder müde und gibt nicht nach dem ersten oder zweiten Versuch gleich wieder auf, weil das Ergebnis weder so aussieht noch so schmeckt wie der Cocktail in der Bar. Den haben ja auch Profis gemacht, die im Regelfall seit Jahren nichts anderes tun!

6) Fünf Drinks zum Ausprobieren

So, nach der Theorie zur Praxis: Welche in der Zubereitung relativ einfachen, aber doch komplexen Drinks lassen sich mit diesem Wissen nun zubereiten? Wir haben einige Klassiker aus unserem Portfolio zusammengestellt, mit denen man sich einfach an die Materie heranmixen kann. Also viel Spaß bei Negroni, Manhattan, Gin Basil Smash, Whiskey Sour oder Martinez.

Dieser Beitrag wurde erstmals 2015 auf MIXOLOGY Online veröffentlicht. Für diese Wiederveröffentlichung wurde er überarbeitet und mit neuen Bildern versehen.

Credits

Foto: Fesenko - stock.adobe.com

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