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Das Frânz, Düsseldorf

French Connection Düsseldorf: Das Frânz

Bar-Restaurant-Konzepte sprießen aus dem Boden, mit der Diversität ist es jedoch oft so eine Sache. Das Frânz rund um Kent Steinbach und Dennis Lieske zeigt, wie es geht. Die Düsseldorfer Bar-Brasserie legt Wert auf eine unaufdringliche, charmante Atmosphäre und verbindet gekonnt regionalen Charakter und mit der richtigen Portion Savoir-Vivre.

Bar-Restaurantkonzepte verhalten sich in ihrer vermehrten Erscheinungsform quasi analog zu der mittlerweile an uns vorbeigezogenen Welle der Speakeasys. Die große Gefahr: fehlende Abgrenzung, unausgegorenes Konzept und das einfache Mitreiten auf der Welle des Hypes. Und doch – vor allem eben ob der ganzen Risiken, die ein solches Projekt mit sich trägt – ist es per se nichts Schlechtes und sollte einer Kollektivschelte also nicht zum Opfer fallen.

„Ich mache das Mojito‘s bereits seit 14 Jahren und habe einfach eine neue Herausforderung gesucht. Wer mich kennt, der weiß, dass nur das Alltagsgeschäft bis in alle Ewigkeit nicht mein Ding ist“, so der Wahl-Düsseldorfer Kent Steinbach über seine Beweggründe, sich eines neuen Projektes anzunehmen. Unterstützung erhält er dabei vom in der Barszene nicht minder bekannten Dennis Lieske. Für die Umsetzung der kulinarischen Aspekte beim Das Frânz war es den beiden wichtig, möglichst authentisch zu arbeiten. Wohl auch deshalb fiel die Wahl auf niemand geringeren als Robert Hülsmann, der sich mit seiner hervorragenden Arbeit rund um Brasserie-Konzepte in Düsseldorf und der Region bereits einen exzellenten Ruf erarbeitet hat.

Das Frânz: Noble Etikette mit Très Chic-Charakter?

Mit den Räumlichkeiten des ehemaligen Nooji haben die drei ihr passendes Objekt für Das Frânz gefunden. Gerade der hervorragende Zustand und die gastronomische Historie sorgten dafür, dass der Umbau schnell vonstatten ging und die Eröffnung – vor knapp einem Monat war es soweit – zügig angepeilt werden konnte. Dies setzt natürlich voraus, dass konzeptuelle Richtungen vorher vollends abgestimmt und nuanciert geplant wurden.

„Uns war es wichtig, mit dem Klischee rund um das Brasserie-Thema aufzuräumen. Brasserie ist nicht von oben herab, piekfein und verspießt. Brasserie heißt erst einmal nichts anderes als Brauhaus in der deutschen Übersetzung. Die hiervon ausgehende Leichtigkeit zu leben war im Grunde der Kerngedanke.“

Diese Ausrichtung spiegelt sich auch recht schnell wider. So gibt es keine edel-gebundene, verschnörkelt beschriebene, mit französischer Terminologie vollgepackte Karte, sondern ein schlichtes, aber ehrliches Blatt Papier auf dem Tisch. „Das ist auch daher praktisch, weil wir die Karte alle paar Tage wechseln und so immer mal wieder saisonale Gerichte und spontane Einfälle aufs Menü bringen können.“ Auch gibt es für das Personal keine Arbeitskleidung. Nicht nur wird dem Gast hierdurch ein Überraschungsmoment beschert, es zeigt ihm auch die Nähe, ja den unprätentiösen Charakter des Frânz.

Ambiguitäten

Das Frânz, also der Name! Doch wofür steht der eigentlich? Zum einen sicherlich für die im Volksmund übliche Abkürzung der Sprache Französisch, zum anderen aber auch für einen traditionellen, quasi urdeutschen Namen. Um die Affinität hin zur französischen Küche noch zu unterstreichen, fügte man dem Namen noch ein „Dächle“, auch Accent circonflexe genannt, hinzu.

Stilisiert im Menü durch eine Klammer, aussehend wie der Moustache des Hipsters von nebenan. Und doch kann in all diesen drei Elementen die Hauptaussage des Konzeptes wiedergefunden werden. Ehrliche französische Küche, ergänzt um regionale Einschläge und Besonderheiten, dargeboten auf eine unaufdringlich-charmante Art und Weise, an das junge Publikum gerichtet.

Ohlala! Wie Gott in Frankreich?

Hat man sich gastronomisch auf den Dialog der französischen Küche mit den lokalen Einflüssen geeinigt, so ist an der Bar die Vormachtstellung des „Hexagons“ unübersehbar. „Wir legen großen Wert auf die in Frankreich gelebte Aperitif-Kultur, daher stehen unsere saisonal wechselnden Kreationen auch ganz oben, auch auf der Speisekarte. Ansonsten ist das Bar-Back – soweit dies möglich ist – französisch geprägt. Wir haben eine gute Auswahl an exquisiten französischen Gins, Cognacs und Obstlern.“ So liegt der Fokus hier auf Drinks mit landestypischem Twist, aber ähnlich wie in der Küche ohne viel Tamtam.

Selbstverständnis ist das gelebte Leitbild, Besonnenheit und Nonchalance die Corporate Identity des Frânz. Dass Küche und Bar sich hier nicht fremd sind, sondern ergänzen, wird nicht alleine über die vollends gelebte Implementierung der Idee sichtbar, sondern lässt sich ebenfalls am generellen Zusammenspiel zwischen Bar und Restaurant nachvollziehen. So wird hier ganz im Sinne der französischen Kultur zunächst an der Bar der Aperitif angenommen und danach der Gaumen verwöhnt. Dies gibt dem Konzept den nötigen Freiraum der Rotation und verschafft eine auch unter der Woche sehr gute Auslastung.

Im Westen nichts Neues?

Gerade Düsseldorf erfährt mit aus dem Boden schnellenden Projekten momentan alles andere als eine Verschnaufpause. Dass aber jenes neue Konzept rund um die Herren Steinbach, Lieske und Hülsmann derart von Erfolg geprägt ist, lässt sich zum einen mit der im Musikbusiness an eine „Supergroup“ erinnernde personelle Konstellation, zum anderen mit einem ausgeklügelten Konzept erklären, das gerade aufgrund seiner erschwinglichen Exklusivität so aufregend und spannend ist. Das Frânz punktet durch die Eleganz der Schlichtheit.

Manchmal ist weniger eben mehr.

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