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Das Gelbe Haus in Nürnberg ist 25

Das Gelbe Haus in Nürnberg feierte Ende Mai ein Vierteljahrhundert Bestehen und damit Bargeschichte in der Stadt in Franken. MIXOLOGY ONLINE spricht mit Inhaber und Barchef Oliver Kirschner über die letzten zwei Dekaden und Pläne für die Zukunft.
So ein Jubiläum hat einen angemessenen Rahmen verdient und es hat ihn auch bekommen. Drei volle Tage Programm. Eine Live Band, viele Gäste und jeder Tag einem anderen Thema gewidmet. Am ersten drehte sich alles um den Gin, am zweiten standen Cocktails  im Fokus und der letzte Tag klang mit dem Thema Single Malt aus.
Franken in den späten Achtzigern
Aber zurück zum Anfang. Das Jahr 1989, Schauplatz Nürnberg. Wenn ein Jurastudent, dessen Interessen mehr bei der Bar als dem Grundgesetzbuch liegen, und ein Sprengstofftechniker gemeinsame Sache machen, dann kommt eine Bar dabei heraus. Zumindest  im Fall vom Gelben Haus. Kirschner wirkte zu Zeiten des Studiums bereits hinter der Bar und entdeckte so seine Faszination für das Feld. Dem Jurastudium war bald ein Ende gesetzt und Kirschner machte sich mit seinem damaligen Geschäftspartner auf die Suche nach dem richtigen Platz für die eigene Lokalität. Man ging die Suche strategisch an, besuchte um die hundert Objekte und die beiden wurden schließlich in Gostenhof in der Troststrasse fündig. Der Stadtteil liegt außerhalb der Nürnberger Stadtmauern, womit man den bayerischen Lärmschutzbedingungen entgeht und dennoch nah genug am Nachtgeschehen ist.
Wenn Kirschner  auf die letzten zweieinhalb Dekaden zurückblickt, dann hat sich Einiges getan in der Stadt an der Pegnitz. „In Berlin war viel los, besonders zu der Zeit damals, aber für uns war immer klar, dass wir in Nürnberg bleiben wollen“, gibt Kirschner an. Die Barwelt  1989 in Nürnberg war insgesamt überschaubar, heute gibt es in den Augen Kirschners jedoch fünf bis sieben Bars mit einem professionellen Standard. „Als wir angefangen haben, war das Konkurrenzdenken viel stärker ausgeprägt. Heute wird mehr genetzwerkt und die Bartender tauschen sich aus“, bewertet Kirschner die Entwicklung positiv. Retrospektiv lässt sich auch das Geheimnis der Ausdauer der Bar besser beurteilen. So versteht sich das Gelbe Haus als Klassiker und zeitloser Langstreckenläufer, was nur funktioniert, wenn man nicht jedem kurzlebigen Trend hinterher läuft: „Zunächst muss der alltägliche Ablauf in der Bar stimmen, erst dann gibt es Raum für ausgefallene Ideen. Die kaufmännischen Aspekte der eigenen Bar werden sehr oft unterschätzt. “ Ähnlich nüchtern ist Kirschners Blick auf Cocktailwettbewerbe: „Man gehört als Gewinner dann einer Marke.“

Mehr als eine Bar
Das Gelbe Haus verstand sich von Anfang an als Gruppe. Neben der Bar wurden von Kirschner bereits damals zwei Freibäder bewirtschaftet und zusätzlich ein Restaurant auf der Nürnberger Burg. Heute besteht das Imperium ums Gelbe Haus zusätzlich aus einem Catering-Service und der Tafelhalle. Für die Zukunft ist es das Ziel, das auch stärker nach außen zu kommunizieren. Kirschner begreift das Unternehmen als Gesamtkomplex und bemüht das Bild eines Hauses „in dem alle Zimmer zueinander passen müssen.“ Er selbst möchte verstärkt als Berater für die Bar- und Gastronomieszene auftreten und Konzepte entwickeln.
Karte wechsle dich
Nicht nur die Visionen für das Unternehmen umweht ein frischer Wind, sondern auch die Cocktailkarte im Gelben Haus. Lange wollte Kirschner keinen Signature Drink für seine Bar, über die Jahre sammelten sich jedoch viele Rezepte von befreundeten Bartendern an. Einige davon sollen nun als vierteljährlich wechselnde Karte zusätzlich zum Menü kommen. Beständigkeit im Stil, Veränderungen in homöopathischen Dosen und als Unternehmen breit aufgestellt zu sein,  scheinen die Geheimnisse hinter dem Vierteljahrhundert Gelbes Haus zu sein.

Credits

Foto: Fotos via Gelbes Haus

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