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Das Silverleaf in London willl hoch hinaus. Man muss es nur finden

Die im Februar eröffnete Silverleaf Bar in London ist Teil des Pan Pacific, dem Fünf-Sterne-Außenposten der Hotelgruppe aus Singapur. Entwickelt von den drei Londoner Bartendern Martyn Simpson, Chris Tanner und Liam Broom und realisiert vom britischen Star-Designer Tom Dixon, besticht die Bar mit modernem Design und minimalistischen Drinks, die vom Naturalismus inspiriert sind.

Wer um die Liverpool Street flaniert und durch den Innenhof des Bishopsgate Plaza – gesäumt von hoch aufragenden Gebäuden – spaziert, landet auf seinem Weg zum Silverleaf womöglich erst einmal beim Haupthotel Pan Pacific. Weise schmunzelnd, weist der Türsteher zum Eingang der Bar, der nicht über das Hotel erfolgt, sondern sich schräg gegenüber am Bishopsgate befindet. Weiß getünchte Backsteine sind mit dem Schriftzug Silverleaf markiert: ein vertikales Monogramm mit stilisierten, verflochtenen Buchstaben und kurzen Serifen.

Über den Aufzug erreicht man den dritten Stock und betritt eine überraschend ruhige, atmosphärische Cocktailbar. Stilvoll eingerichtet durch die Hand von Tom Dixon, Creative Director der gleichnamigen britischen Luxusdesignmarke, spezialisiert auf Möbel, Beleuchtung und Accessoires und gepriesen wegen seines ungewöhnlichen Einsatzes von Materialien.

Jeder Drink setzt sich aus zwei Hauptzutaten zusammen, wie hier der „Stonefruit Cardamom“
Jeder Drink setzt sich aus zwei Hauptzutaten zusammen, wie hier der „Stonefruit Cardamom“
Das „Whisky-Gewölbe“ ist mit außergewöhnlichen, raren Flaschen gefüllt
Das „Whisky-Gewölbe“ ist mit außergewöhnlichen, raren Flaschen gefüllt

Im Silverleaf gibt es Sessel wie Martinigläser

Das Interieur ist dementsprechend elegant und in erdigen Tönen gehalten. Stimmungsvoll kontrastieren glänzende dunkle und neutrale Töne mit goldenen Akzenten (selbst die Feuerlöscher sind mit einem Goldton überzogen) und hölzernen Skulpturen. Marmorierte Tische brechen spielerisch mit dem Uni-Farbschema. Mondäne Raumelemente wie Y-förmige Sessel, die an Martinigläser erinnern, bauen sich um lederne Rundtische auf. Sitzecken mit schweren Ledercouches und bauchigen Rundungen bieten geräumige Sitzmöglichkeiten auch für größere Gruppen. Der dunkle, lange Bartresen ist der geometrische Seitenscheitel des weitläufigen Raums. Man hat das Gefühl, sich an einem exklusiven Ort zu befinden.

„Als sich die Gelegenheit ergab, eine Cocktailbar in Partnerschaft mit dem Pan Pacific London zu eröffnen, haben wir die Chance sofort ergriffen, da uns das einen neuen Kanal für Kreativität eröffnet hat. Trotz der Zugehörigkeit bekommen wir viel Freiraum, ein unabhängiges Konzept zu realisieren,“ beschreibt Liam Broom, Bar-Manager des Silverleaf, der zuvor das bekannte Callooh Callay in Shoreditch geleitet hat.

Um das neue Projekt aufzubauen, hat er sich mit Milroy-Gründer Martyn Simpson und dessen früheren Bardirektor Chris Tanner zusammengeschlossen. „Wir haben alle Elemente, von denen wir gelernt haben, dass sie funktionieren, darauf ausgerichtet, unseren Gästen ein umfassendes Sinneserlebnis zu bieten – aus Sensorik, Ästhetik, Kuration und Trainings“, so Broom weiter.

„Wir wollten verspielte und zugleich hochästhetische Elemente für das Silverleaf“, wirft Chris Tanner, General Manager des Silverleaf, weiter ein. Ein in die Wand eingelassenes, goldfarbenes Whisky-Gewölbe ist mit außergewöhnlichen, raren Flaschen gesäumt. Die umfangreiche Sammlung seltener internationaler Spirituosen wird sogfältig durch das Team kuratiert. Man möchte sicherzustellen, dass die Gäste Zugang zu den besten Spirituosen der Welt haben.

Im Silverleaf kann man auch in intimer Runde trinken
Im Silverleaf kann man auch in intimer Runde trinken

Silverleaf

Beschwipste Synästhesie

Das Menü ist innovativ. Das betrifft nicht nur die Drinks, sondern insbesondere die außergewöhnliche Cocktailkarte. Unterteilt in Kerngeschmacksprofile und in eine eigene Symbolsprache übersetzt – von aromatisch, fruchtig, trocken bis fruchtig, erdig, rauchig – , wurden die symbolischen Farbprofile in kleine Kunstwerke umgewandelt und die feinen Geschmacksnuancen der Drinks farbenfroh im groben Pinselduktus herausgearbeitet. „So wird für den Gast visualisiert, wie jedes Getränk schmeckt. Eine beschwipste Synästhesie,“ sagt Broom.

Jeder Drink setzt sich aus zwei Hauptzutaten zusammen – aus etwas a) Üblichem und b)n etwas eher Ungewöhnlichem. Wie a) Watermelon und b) Sake oder a) Grape (Traube) und b) Spruce (Fichte). Im Finish erhält jedes Getränk eine minimalistische, natürliche Präsentation sowie einen Hauch von lebendigen Farben, die auch von den selbst hergestellten, essbaren Beilagen herrühren.

Das Interieur des Silverleaf wurde vom britischen Star-Designer Tom Dixon entworfen
Das Interieur des Silverleaf wurde vom britischen Star-Designer Tom Dixon entworfen

Silverleaf: Im Rausch der Sinne

Der Strawberry/Lapsang trifft mit einer intensiven Rauchigkeit und einer trockenen, fruchtigen Erdbeer-Süße den Gaumen, smooth getragen von der Kombination aus Japan Nikka Days und mildem Verjus. Der Watermelon/Umami hingegen durchschneidet die Kräuterbittere seines Umami-Wermuts mit der berauschenden Kombination aus Sake und Wassermelone.

„Der Apfel/Woodruff ist unser Mashup aus einem Tatanka und T’n’T und ist unser beliebtester Highball,“ erklärt Liam. Bestehend aus Ocho Blanco Tequila, Zubrowka Bison Grass Vodka, Pink Lady-Äpfeln, Molke, Verjus und Beebolin Waldmeister Bitters, wird das Obstgarten-Fruchtprofil besonders von der Saftigkeit und Süß-Säure-Balance der Äpfel und der Molke getragen, die dem Cocktail ein einmalig samtiges Mundgefühl verleihen.

Der ausgezeichnete Pineapple/Miso ist die Silverleaf Old Fashioned-Stil Interpretation auf der Basis von Craigellachie (13 Jahre), brauner Butter, Eagle Rare 10, Ananas und Miso Karamell – ein ausbalancierter Drink mit den Noten von flambierter Ananas und gerösteten Karamellnoten.

„Der Ananas/Miso war ein Experiment, die Salzigkeit und Umami-Komplexität von Miso mit fruchtigen Aromen auszugleichen, sagt Broom. „Unser meistverkauftes Getränk,“ freut sich Tanner lachend, der, tätowiert und im schwarzen Streetwear Style, ungewollt extravagant im gediegenen Luxusambiente wirkt.

Für weitere exklusive Erlebnisse gibt es neben der Hauptbar einen halbprivaten Bereich für bis zu acht Gäste sowie „Alba“, eine versteckte, separate Bar mit Platz für bis zu 12 Personen, die für ein intimeres Ambiente designt wurde und für private Tastings gebucht werden kann.

So will das Silverleaf hoch hinaus. Man muss es eben nur finden.

Credits

Foto: Interieur: Julian Abrams; Cocktails: Lateef Photography

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