TOP
Delicious Sour

Delicious Sour: Der Name hält, was er verspricht

Der Delicious Sour geht auf „The Only William“ Schmidt aus dem Jahre 1892 zurück, ist in einer modernisierten Version aber immer noch ein Zungenschnalzer. Was mitunter daran liegt, dass in der Rezeptur der unberechenbare Applejack durch seinen feingliedrigeren Cousin Calvados ersetzt wird. Ein Drink, perfekt für die heiße Jahreszeit.
Gerade an den heißen Sommertagen verlangen unsere durstigen Kehlen nach Erfrischung. Sauer, süß & fruchtig soll es sein, so beschreiben zumindest viele unserer Gäste ihren Wunschdrink.
Der Delicious Sour von William Schmidt, einem deutschen Auswanderer  aus dem 19. Jahrhundert, überzeugt hier schon durch seinen Namen, sorgt jedoch auf für eine hohe Erwartungshaltung. Hält der Name, was er verspricht?

William Schmidt – von Hamburg in die weite Welt

Im Jahre 1892 wurde der Delicious Sour das erste Mal schriftlich erwähnt. Der Barkeeper William Schmidt veröffentlichte diese Rezeptur in seinem Buch „The Flowing Bowl“.
William Schmidt war ein deutscher Einwanderer, der eine Zeit lang in Chicago und dann in New York arbeitete. In NYC arbeitete er in einer baufälligen Bar, direkt neben der Brooklyn Bridge. Dort wurde William Schmidt von einem Reporter der New York Sun entdeckt, und für die nächsten 16 Jahre war er der berühmteste Barkeeper Amerikas. Er war einer der Ersten, laut einigen Quellen sogar DER erste Barkeeper, welcher seine eigenen Cocktails kreierte.
Einige seiner Kreationen waren wohl etwas „speziell“, andere überzeugten jedoch durch ihren außergewöhnlichen, fein balancierten Geschmack. Jeder, der die Möglichkeit hatte, eine dieser Kreationen zu probieren, ging überzeugt davon.

Der unberechenbare Applejack als Basis für den Delicious Sour

Für den Delicious Sour kombinierte Schmidt Applejack, Peach Brandy, Zitrone und – trotz seiner Bezeichnung als Sour – etwas Soda. Applejack Brandy war ursprünglich ein Apfelbrand, welcher teilweise aus ganzen Äpfeln oder Apfelsaft gebrannt wurde oder in einigen Haushalten durch die „Freeze-Distillation“ hergestellt wurde. Hier wurde den Winter über durch Einfrieren des Apfelcidres und Abschöpfen des Eises der Alkoholgehalt erhöht, so dass man im Frühjahr einen hochprozentigen Apfelschnaps hatte.
Es war jedoch schwierig, konstante Ergebnisse zu erzielen, und der Alkoholgehalt war teilweise höher als ursprünglich geplant. Der Ruf des Applejacks verschlechterte sich recht schnell; er würde schlecht schmecken, die Gesundheit gefährden und zu starken Räuschen führen. Nachdem sich Brennblasen und andere moderne Herstellungsmethoden weiter verbreitet hatten, ging die Produktion zurück. Nach der Prohibition verschwand Applejack fast vollkommen von der amerikanischen Getränkekarte. Heutzutage ist Applejack wieder vereinzelt zu bekommen, der einzige mir bekannte ist jener von der Marke Laird’s. Dieser wird allerdings nicht mit der „Freeze-Distillation“ hergestellt, sondern auch in Brennblasen gebrannt und besteht meist aus 35% Apfelbrand und 65% Neutralalkohol. Der Griff zu einem jungen Calvados ist hier meist die bessere Wahl. Calvados schmeckt feiner und weniger scharf.

Peach Brandy im Delicious Sour

Um den Peach Brandy steht es nicht viel besser. Auch er verschwand kurz nach der Prohibition von der Bildfläche. Peach Brandy war ein fassgelagerter Pfirsichbrand. Heute gibt es wieder einige Mikro-Brennereien, die hochwertigen Peach Brandy herstellen, z.B. Koval.
Man kann den Peach Brandy auch gut durch einen Pfirsichlikör ersetzen. Der Crème de Peche von Merlet ist hier mein persönlicher Favorit. Er schmeckt nach echtem, natürlichem Pfirsich, wohingegen andere Pfirsichliköre eher künstlich schmecken.
Wenn bei den Zutaten die richtige Wahl getroffen wird, ist die Kombination aus frischer Zitrone, Pfirsich und Apfelbrand der perfekte Drink für den Sommer. Der Delicious Sour ist fein balanciert, fruchtig, frisch und hält definitiv, was er verspricht. Hier das modernisierte Rezept

Credits

Foto: Tim Klöcker

Kommentieren