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Der neue Amaro di Angostura

Angostura ist der wohl bekannteste Bitter der Welt. Das gleichnamige, in der Karibik ansässige Haus hat auch den teuersten Rum der Welt im Portfolio. Mit dem Amaro di Angostura geht man nun neue Wege. MIXOLOGY ONLINE hat den Newcomer genauer betrachtet.

Trinidad & Tobago ist für nicht sonderlich viele kulturelle Errungenschaften bekannt, erzählt Daniyel Jones, Brand Ambassador von Amaro di Angostura und schwenkt seinen aus einer Dreadlock bestehenden Irokesen durch die Schöneberger Salut! Bar.

Da ist der Cricket-Spieler Brian Lara, besser bekannt als „Prince of Port-of-Spain“. Dann wäre da noch Janelle Commissiong, Trinidad & Tobagos Miss Universe aus dem Jahr 1977, die als erste schwarze Frau diesen Titel verliehen bekam. Weiterhin gibt es den wohl weltbekanntesten Bitter namens Angostura. Und dann ist da „Legacy“, der teuerste Rum der Welt – ebenfalls aus dem Hause Angostura. In dieser Liste ist die Besetzung der Hälfte eine Quote, die sich sehen lassen kann.

Sehen lässt sich Angostura jetzt mit einem neuen Produkt: dem Amaro di Angostura. Er wird zuerst in Italien, dann in Deutschland, Russland und Frankreich eingeführt werden. Für die nächsten drei Monate bis zu einem halben Jahr haben Bartender allerdings die exklusive Möglichkeit, den Neuling auf Bartauglichkeit zu probieren.

Heilt Bauchweh, Tropenkrankheit und schmeckt nach Liebe

Zunächst aber begibt man sich auf einen Tasting-Spaziergang durch vier Rumsorten, die ebenfalls zum Hause Angostura gehören. Ihnen allen gemein ist die Zierde eines Schmetterlings. Es ist ein Schmetterling, der sich genau dann auf das Zuckerrohr setzt, wenn es reif zur Ernte und bereit ist, gemeinsam mit der eigens kultivierten Hefe zu Melasse verarbeitet zu werden. Und „this is where our rums are born“. Von der Geburtswiege aus, geht es vorwärts in die geschmackvollen Gefilde, vom fünf- bis zum siebenjährigen Rum, vom 1824 bis zum 1919 – die so heißen, aber natürlich nicht aus diesen Jahrgängen stammen. Daniyel lässt niemanden stehen und fragt das aromatische Panorama ab. „What does it say to you“, will er wissen und ruft auf. „Love“, ist die Antwort. Daniyel lächelt und legt das Glas schief. „Yeah, that´s exactly what it says“.

Das mag auch kein Wunder sein, wenn man im Alter von sechs Jahren seinen ersten Angostura-Cocktail bekommt. Daniyel erinnert sich, wie er als Kind mit Bauchweh von seiner Mutter den magischen Trunk serviert bekam, dessen eine Zutat einen gelben Deckel besaß – den gelben Deckel. Selbst wenn Daniyels Mutter ihm dieses Rezept heute verriete, die Zusammensetzung des klassischen Angostura kennen gerade einmal fünf Menschen; er gehört nicht dazu. Dass die Rezeptur allerdings zum Heilen gemacht ist, beweist seine Geschichte. Der deutsche Arzt Johann Gottlieb Benjamin Siegert hatte den Bitter Anfang des 19. Jahrhunderts entwickelt, auf Wunsch des südamerikanischen Freiheitskämpfers Simón Bolívar. In dem venezolanischen Lazarett in der Stadt Angostura hatte das Tonikum große Erfolge gegen die Tropenkrankheit verbucht – als Würzmittel.

Der klassische Bitter enthält fast 45 Prozent Alkohol und ist so bitter, dass er während der Prohibitionszeit in den USA nicht verboten war. Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen. Es schmeckt dann vor allem nach Enzian und Nelke, Kardamom und Chinarinde, Zimt und Nelke und ist hauptsächlich zum Aromatisieren gedacht.

Von Amaro-Aromen und Palatum-Paletten

Nicht so Angosturas Neuer: Amaro di Angostura. Ihn soll man pur trinken, „on the rocks“, höchstens aber mit zwei bis drei anderen Zutaten. Oder auch in den Espresso kippen. Hier geht es nicht um das Abrunden anderer Zutaten. Auf Basis des Angostura Classic ist mit dem Amaro eine eigene Zutat entstanden. Für die an Ramazotti gewöhnten Italiener war das Resultat eher recht bitter, erzählt Daniyel. Peggy, Mitglied des kulinarischen Teams der Salut! Bar, ist er hingegen fast schon wieder zu süß. Sie würde den Amaro gerne einmal in einem Hanky Panky probieren. Und das ist nicht abwegig. Mit deutlichen Noten von Ingwer und Nelken, Muskat, Orange, Zitrone, Süßholz und Zimt würde das Amaro-Aroma die Kräuterpalette von Tanquaray (Grapefruit, Koriander, Kamille, Limette, Wacholder) und Fernet Branca (Enzian, Holunderblüten, Myrrhe, Safran sowie 36 andere Botanicals) geradezu vervollständigen. Und, wie jeder weiß, lieben wir vollständige Palatum-Paletten.

Im Grunde ist der Amaro di Angostura ein Beifall für den Beruf des Blenders. Es ist ja auch so, dass für die Basis des Angostura Bitters Zutaten vermengt wurden, die seit bald 150 Jahren zur Verfeinerung von – wir nennen es einfach – nahezu Allem sorgt. Das ist zwar noch nicht direkt Blending, aber eine Vorstufe. Diese Zutaten nun nochmals zu einer neuen Mixtur zu vermengen, die dann wiederum eine eigenständige Zutat im Cocktail stellt, ist eine Akrobatik des Blendens, wie sie wohl nur zwischen Alchemie, Apotheke und Aromaküche stattfinden kann.

Aber das kann ja jeder behaupten. Wie immer, lassen wir Drinks sprechen. „What does it say to you?“

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Amora Amaro

4,5 cl Amaro di Angostura
2,25 cl Angostura Aromatic Bitters
3 cl Zuckersirup
3 cl Limettensaft

Garnitur: Limettenzeste

Glas: Cocktailschale

Alle Zutaten in einen Shaker geben, auf Eis shaken und doppelt in eine vorgekühlte Cocktailschale abseihen

Side-Kick

3 cl Angostura 5 Jahre
3 cl Amaro di Angostura
1,5 cl Dry Orange Curaçao
1,5 cl Zitronensaft
2 Dashes Angostura Aromatic Bitters

Garnitur: Limettenrad und Brandied Cherry

Glass: Cocktailschale

Alle Zutaten in einen Shaker geben, auf Eis shaken und in eine vorgekühlte Cockailschale abseihen.

Credits

Foto: Alle Fotos via Angostura.

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