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Die Enzyklopädie alkoholischer Heißgetränke, Teil 10: Bumbo & Epilog

Mit dem relativ unbekannten Bumbo kommen wir am Ende unserer großen Serie über die „Geschichte der alkoholischen Heißgetränke“ an. Und verdeutlichen mit einer Graphik noch einmal die Unterschiede der einzelnen Kategorien.  

Bevor ich zu einer Schlussbetrachtung und Zusammenfassung meiner Ergebnisse kommen kann, muss ich noch auf ein weiteres Getränk zu sprechen kommen. Dies ist der Bumbo, der gelegentlich auch Rumbo genannt wird. Der älteste Hinweis darauf, den ich finden konnte, bezieht sich auf Captain Kidd, und er ist auf das Jahr 1698 zu datieren. Damals saß er auf dem Achterdeck eines Schiffes und trank mit seinen Kameraden Bomboo.

Es gibt in jüngeren Büchern selten einen Hinweis auf den Bumbo, und es fällt auf, dass sich kein eindeutiges Bild zeigt, was genau darunter zu verstehen ist, außer dass er zumeist mit Rum hergestellt wird. Der Bumbo bildet keine eigene Kategorie. Man verwendete die üblichen Zutaten, oder verzichtete auf sie, als da wären ein Destillat, Wasser, Zucker und Zitrus. Insofern gibt es über den Bumbo nichts Besonderes zu berichten.

Ein wichtiger Gesichtspunkt wurde bisher jedoch noch nicht berücksichtigt, obwohl sich damit ein jahrhundertealtes Rätsel lösen läßt. Doch diese Geschichte wird an anderer Stelle erzählt werden, wenn es darum geht, woher Rum seine Bezeichnung erhalten hat und was der „kill devil“ damit zu tun hat.

Einfach, gewürzt, klassisch und modern

Es zeigt sich, dass alle hier betrachteten Mischgetränke entweder gewürzt oder ungewürzt zubereitet wurden. Ich kennzeichne dies mit der Bezeichnung „gewürzt“ oder „einfach“.

Außerdem wurden sie entweder mit Zucker und/oder Wasser zubereitet, was ich als „klassisch“ bezeichne, oder es wurden alternative Süßungs- oder Verdünnungsmittel verwendet, was ich als „modern“ bezeichne, da diese Zutaten eine Weiterentwicklung der ursprünglichen Rezepte darstellen. Betrachtet man beispielsweise den Punch, so zeigen sich auf dieser Grundlage vier verschiedene Arten:

• Klassischer einfacher Punch, bestehend aus Destillat, Wasser, Zitrus, Zucker

• Klassischer gewürzter Punch, das ist ein einfacher klassischer Punch mit Gewürz

• Moderner einfacher Punch, bestehend aus Destillat, Wasser und/oder Alternative, Zitrus, Zucker und/oder Alternative

• Moderner gewürzter Punch, das ist ein einfacher moderner Punch mit Gewürz

Die Kategorien

Es lassen sich einzelne Basisformeln bei der Kombination der Zutaten klar definieren und voneinander abtrennen. Dabei muss man erwähnen, dass in jüngeren Zeiten diese Kategorisierung verschwamm und alle Grundformen durcheinander gebracht wurden, wodurch der Eindruck entstand, alles sei ein Durcheinander und irgendwie doch dasselbe – nur eben verschieden benannt. Die Kategorien sind:

• Grog = Destillat + Wasser

• Toddy = Destillat + Wasser + Zucker = Grog mit Zucker

• Punch = Destillat + Wasser + Zucker + Zitrus = Toddy mit Zitrus

• Skin = Destillat + Wasser + Zitruszeste = Grog + Zitruszeste

• Negus = Wein + Wasser = Grog mit Wein statt Destillat

• Sangaree = Wein, Wasser, Zucker, Zitrus = Punch mit Wein statt Destillat

• Hot Buttered Rum = Rum, Wasser, Zucker, Gewürz, Butter = gewürzter Toddy mit Butter

Diese Graphik verdeutlicht die Unterschiede der einzelnen Gattungen innerhalb der Familie der alkoholischen Heißgetränke

Andere Mischgetränke

In den alten Büchern werden auch andere Getränke aufgeführt, als stellten sie eine eigene Kategorie dar; dies tun sie jedoch nicht, denn sie sind nichts Eigenständiges, sondern gehören zu den oben aufgeführten, klar voneinander getrennten Kategorien. Zu diesen Sammelbecken gehören Bumbo, Hot Rum, Hot Whiskey, Hot Spiced Rum und Hot Spiced Whiskey.

Auch der Sling ist nichts Eigenständiges und stellt keine eigene Kategorie dar, auch wenn es oft anders erzählt wird. Er kann entweder ein Punch, ein Toddy oder ein Grog sein. Damit stimmt die Darstellung, der Cocktail sei ein „bittered Sling“ eigentlich nicht wirklich, denn genau genommen ist ein Cocktail als ein „bittered Toddy“ zu betrachten.

Alte Getränke in modernem Gewand

Auf Grundlage des bisher Gesagten kann man nun auch andere Mischgetränke betrachten, und man wird sehen, dass manche davon trotz ihres eigenständigen Namens zu den hier beschriebenen Kategorien gehören. Ein paar Beispiele hierfür möchte ich abschließend nennen:

Cuba Libre als Kombination von weißem Rum, Limettenviertel und Coca-Cola ist nichts weiteres als ein moderner, einfacher Punch: Rum ist das eingesetzte Destillat, Limetten sind die Zitrusfrucht, und Coca Cola ist Verdünnungs- und Süßungsmittel in Kombination.

Brandy & Soda besteht aus Destillat und Wasser und ist somit ein klassischer, einfacher Grog (wobei klassisch hier meint, dass lediglich Wasser verwendet wird – obwohl der Einsatz von Sodawasser zu Beginn des 19. Jahrhunderts durchaus etwas Modernes war).

Ein Bourbon Highball beispielsweise als Kombination aus Bourbon und Ginger Ale ist ein einfacher moderner Toddy – denn er kombiniert ein Destillat mit einem Verdünner, der gleichzeitig Süßungsmittel ist. Bereitet man ihn jedoch mit etwas Zitronensaft zu, denn auch dafür gibt es Beispiele, dann ist er ein moderner einfacher Punch. Wobei klar gesagt werden muß, dass sich diese Zubereitung streng genommen nicht mehr Highball nennen darf, den ein Highball enthält definitionsgemäß keine Zitrusfrüchte.

Es lassen sich zahlreiche andere Beispiele finden, die zeigen, dass die von mir untersuchten Kalt- und Heißgetränke immer noch populär sind und mitten unter uns weilen, wenn auch modernisiert und unter eigenem Namen. Deswegen erkennen wir sie nicht immer als das, was sie eigentlich sind, nämlich alte Getränke in modernem Gewand – mit einer jahrhundertealten Tradition.

Die Enzyklopädie alkoholischer Heißgetränke

Teil 1: Einleitung

Teil 2: Der Punch

Teil 3: Der Toddy

Teil 4: Der Grog

Teil 5: Der Skin

Teil 6: Der Negus

Teil 7: Der Sangaree

Teil 8: Hot Buttered Rum, Hot Whiskey

Teil 9: Der Sling

Credits

Foto: Editienne

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