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Die Mixology-Verkostungsrunde im März 2023

Zwischen Rosen und Salbei: die Mixology-Verkostungsrunde für März 2023

Diesen Monat in unserer Verkostungsrunde: die Limited Edition Hendrick’s Flora Adora, Luneoir Blanco von Arnd Henning Heißen, Sasse Lagerkorn Atlantik Finish, Birkenhof Salbei mit Honig – und etwas für Lakritzliebhaber:innen. Auf jeden Fall: viel Spaß im Glas!

Flora Adora: aus dem Blumengarten vor dem Hendrick’s Gin Palace

Hendrick’s Gin Flora Adora Limited Edition

She did it again. Leslie Grace, Master Destiller bei Hendrick’s Gin, ist sicher einer der bekannteren und umtriebigsten Köpfe im Ginbereich. War die Politik der Marke für eine lange Zeit die Konzentration auf das Hauptprodukt, werden seit einigen Jahren in schöner Regelmäßigkeit spezielle, limitierte Abfüllungen auf den Markt gebracht. Die neueste Sonderabfüllung hört auf den schönen Namen „Flora Adora“ und soll durch den Blumengarten vor dem Hendrick’s Gin Palace inspiriert sein. Wer am neuen Gin riecht, wird schnell erkennen, dass dort wohl vor allem Rosen wachsen.

Aber der Reihe nach. Das roséfarbene Etikett sticht sehr heraus. Im Glas natürlich ein klares Destillat. In der Nase dann Rose. Rose, Rose Rose. Ein wenig Frucht, und ganz im Hintergrund ein wenig Wacholder. Aber wirklich deutlich und prägnant ist der Duft von Rosenblüten. Und der Eindruck setzt sich im Geschmack weiter fort. Der Wacholder tritt auch auf der Zunge nur sekundär auf. Insgesamt dominiert die Rose schon außerordentlich. Im Tonic war es mir etwas zu viel, allerdings macht das Rosenaroma im Gimlet eine Menge Spaß.

Flaschengröße: 700ml
Alkoholgehalt: 43,4% Vol.
UVP: ca. € 40,-
Vertrieb: William Grant & Sons

Luneoir Blanco

Niemand Geringeres als Arnd Henning Heissen steckt hinter dem nächsten Produkt. Der umtriebige Bartender (aktuell Frederick’s, Berlin) geht mit einer eigenen Agavenspirituose ins Rennen. Aber da man außerhalb Mexikos keinen Tequila destillieren darf, kann man sich auch gleich noch ein wenig weiter aus dem Fenster lehnen und dem Destillat Botanicals angedeihen lassen.

Den Gedanken könnte man Arnd und seinem Kompagnon Julius jedenfalls unterstellen, denn dem Agavendestillat werden Botanicals in Form von Yuzu, Mandarine, Zitronengras, Ingwer, Pfeffer, Bergamotte und Vanille zugefügt. In einer aufwändigen Buntglasflasche kommt Luneoir daher. Ein wirklich schönes und beeindruckendes Packaging. Der Inhalt fließt klar ins Glas und verströmt sofort einen tollen Duft nach Agave. Im zweiten Schritt erkennt man dann die Vanille und verschiedene Zitrusnoten. Sehr ansprechend und macht direkt neugierig. Im Geschmack erkennt man die 41% Vol. zu Beginn, das wird aber sofort abgelöst von einem wunderschönen Duett von Agave und Vanille. Diese Kombination macht wirklich Spaß und wird durch die Zitrusnoten und leichte Pfefferschärfe wundervoll untermalt. Macht pur wirklich Spaß, aber auch die getestete Margarita war ein Gedicht.

Flaschengröße 500 ml
Alkoholgehalt: 41% Vol.
UVP: € 49.99
Vertrieb: Luneoir

Für seinen Luneoir versetzt Tequila-Kenner Arnd Henning Heissen Agavendestillat mit verschiedenen Botanicals
Für seinen Luneoir versetzt Tequila-Kenner Arnd Henning Heissen Agavendestillat mit verschiedenen Botanicals
Der Atlantik Finish der Feinbrennerei Sasse reift in drei verschiedenen Fässern
Der Atlantik Finish der Feinbrennerei Sasse reift in drei verschiedenen Fässern

Sasse Feinbrennerei Lagerkorn Atlantik Finish

Mit Korn nach vorn. So das Wochenend-Motto in den frühen Jahren. Allerdings ging es dabei um eine gute Mixability mit Cola oder Fanta, weniger um ausgeprägten Purgenuss. Diesen allerdings hat man sich bei der Feinbrennerei Sasse schon seit Langem auf die Fahnen geschrieben und vor Kurzem etwas sehr besonderes herausgebracht. Einen Lagerkorn, der aus über Torf getrocknetem Gerstenmalz und Roggen gebrannt wird und dann ein Triple Cask Aging in ehemaligen Cognac-Fässern, Ex-Bourbon-Fässern sowie „besonderen Casks aus Andalusien“ erhält. Vielleicht handelt es sich dabei um ehemalige Sherryfässer?

Im Glas hat der Lagerkorn eine leichte Bronzenote, goldig schimmernd lacht er einem entgegen. In der Nase dann klar Noten von Süßwein, die dann von leichten, torfigen Rauchnoten abgelöst werden. Vanille und Toffee sind klar erkennbar, insgesamt ist der Korn sehr mild und leicht zugänglich. Die Rauch- und Salznoten sind sehr hintergründig, machen die ganze Geschichte aber äußerst interessant. Ein sehr komplexer Korn, den mein jüngeres Ich wohl nicht wirklich verstanden hätte.

Flaschengröße: 500 ml
Alkoholgehalt 40% Vol.
UVP € 70-,
Vertrieb: Feinbrennerei Sasse

Birkenhof Salbei mit Honig

Vor ein paar Monaten habe ich mich an dieser Stelle schon einmal mit einem Rum der Edelbrennerei Birkenhof befasst. Nun also ein weiteres Produkt aus der Destille, aber etwas komplett anderes. Salbei und Honig, aber nicht als Likör, sondern als leicht gesüßter Geist. Getrockneter Salbei von einem Demeter-Hof aus dem Westerwald wird hier mazeriert und anschließend vergeistet. Danach wird der Geist mit Honig ein wenig abgeschmeckt bzw. ausbalanciert. Nicht um konkret zu süßen, sondern um die intensive Salbeinote abzurunden. Die Optik weiß zu überzeugen. Schöne Flasche, stilvolles Etikett. Im Glas eine klare, ganz leicht gelbliche Flüssigkeit. Der Duft von Salbei ist wahnsinnig intensiv, die 38% Vol. Alkohol in der Nase kaum wahrnehmbar. Der Geschmack ist überwältigend. Der Salbei unglaublich intensiv, dabei aber sehr angenehm und mit dem Honig perfekt ausbalanciert. Tolles Mundgefühl und die Kräuternote hält sich ewig auf der Zunge. Grandios für den puren Genuss, und eine großartige Möglichkeit, dem ein oder anderen Drink mit nur einem Löffel einen spannenden Twist zu geben.

Flaschengröße 500 ml
Alkoholgehalt 38% Vol.
UVP: ca. € 33,-
Vertrieb: Birkenhof Brennerei

Birkenhof Salbei mit Honig: edel außen, grandios innen
Birkenhof Salbei mit Honig: edel außen, grandios innen
Liquore Liquirizia beeindruckt als intensiver Lakritzlikör
Liquore Liquirizia beeindruckt als intensiver Lakritzlikör

Liquore Liquirizia von Lucano

Zum Abschluss der Runde noch eine Spezialität. Lakritze, auch so ein Aroma, bei dem sich die Geister scheiden. Man liebt es, oder man hasst es. Ich persönlich finde Lakritze schon ziemlich gut, kann mich aber eher für diese kleinen salzigen Salmiaklakritze begeistern. Nichtsdestotrotz finde ich Liköre und Drinks mit Lakritze spannend.
Für diesen Likör mazeriert man bei Lucano Süßholzwurzeln in Alkohol. Das Ergebnis wird dann verdünnt und gesüßt und läuft als dunkelbraune Flüssigkeit ins Glas: Lakritze halt. Der erdige Duft nach Süßholz ist unglaublich intensiv und wird schon vor dem ersten Schluck die ersten Lakritzgegner:innen in die Flucht schlagen. Was schade ist, da der Geschmack wirklich beeindruckt. Für mich persönlich könnte es ein wenig weniger süß sein, aber am Ende lässt sich das im Drink ja über andere Wege anpassen. Ebenfalls spannend wäre eine kleine Spur Salz, passt perfekt zu Lakritze und würde sicher auch im Drink eine interessante Note dazugeben. Aber ansonsten sicher das Intensivste, was ich bisher an Lakritzlikör probiert habe.

Flaschengröße: 700 ml
Alkoholgehalt 28% Vol.
UVP: ca.€ 19,50
Vertrieb: Sprithöker

Hinweis: Die Verkostung basiert ausschließlich auf redaktioneller Basis. Die Flaschen wurden MIXOLOGY für die Verkostung unentgeltlich zur Verfügung gestellt oder ungefragt zugesandt. Es erfolgt weder eine Einflussnahme auf die Bewertung, noch erfährt MIXOLOGY finanzielle Zuwendungen durch eine Veröffentlichung.

Credits

Foto: Marco Beier

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