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Es geht wieder los: Die Mixology-Verkostungsrunde im Januar 2023

Wir starten mit unserer ersten Verkostungsrunde in diesem Jahr. Im Januar haben wir diesmal im Glas: Gin aus Südafrika, alkoholfreien Amaro aus Italien, Whiskys aus Japan und Deutschland sowie einen deutschen Rum. Was wurde für gut empfunden?

Acoustic Aged Rum: Dem The Sentinel Rum wurde mit Ultraschall und Holzchips künstliches Alter hinzugefügt
Acoustic Aged Rum: Dem The Sentinel Rum wurde mit Ultraschall und Holzchips künstliches Alter hinzugefügt

The Sentinel - Scented Rum

Acoustic Aged Rum oder High-Tech Rum. Zwei Beschreibungen die man im Zusammenhang mit The Sentinel gerne liest. Die Erfinder des Illusionist Gin, die auch hinter diesem Produkt stecken, bleiben ihrer Linie treu und produzieren nicht einfach einen Rum, sondern versuchen, mit besonderen technischen Finessen ein spezielles Produkt zu kreieren. Acoustic Aged Rum bedeutet in diesem Fall, dass mit Ultraschall und Holzchips einer Spirituose künstliches Alter zugefügt wird. Ob das so klappt?

Optisch funktioniert die Illusion. Allerdings wird direkt in der Nase klar, dass hier keine normale Holzreifung stattgefunden hat. Im Vordergrund steht ein ungereiftes Destillat, dem ungewohnt Holznoten hinzugefügt wurden, anstatt damit eingebunden zu sein. Der Eindruck setzt sich dann in der Verkostung leider fort. Klare Aromen von ungelagertem Rum und Holznoten, die zwar da sind, aber irgendwie danebenstehen. Wenn man das Ganze nüchtern betrachtet, bekommt man für den aufgerufenen Preis auch Spirituosen, die herkömmlich gelagert wurden und wirklich harmonisch sind.

Flaschengröße: 500 ml
Alkoholgehalt: 41% Vol.
UVP: ca. € 36,-
Vertrieb: The Sentinel

Kaiza 5 Gin

Gin aus Südafrika. Ein Land, das bisher nicht unbedingt berühmt ist für die Produktion feiner Destillate. Aber gut, Gin lässt sich ja nun wirklich überall herstellen, und das Veredeln von wacholderbasierten Destillaten kann auch in Südafrika passieren. Ursprünglich wurde der Gin als „Blind Tiger Gin“ in Kapstadt kreiert, passenderweise mit einem blinden Tiger auf dem Etikett. Der Name schien aber zu sperrig für den internationalen Markt, und so wurde er in Kaiza 5 umbenannt. Die 5 steht dabei für die Anzahl an verwendeten Botanicals. Kaiza bedeutet übersetzt „unabhängiger König“ und soll zeigen, wie außergewöhnlich dieses Destillat ist.

Ungewohnt ist auf jeden Fall der Duft. Sehr fruchtig mit sehr viel Johannisbeere im Vordergrund und schöner Frische der Grapefruit. Was man allerdings stark vermisst, ist Wacholder. Und dieser Eindruck setzt sich in der Verkostung direkt fort. Auf der Zunge eine leichte Schärfe, die Fruchtnoten sind nicht so präsent wie in der Nase, stehen aber durchaus im Vordergrund und lassen dem Wacholder sehr wenig Platz. Dadurch wird es schwierig, den Gin in klassischen Drinks einzusetzen. Wer aber auf Stile steht, in denen typischen Gin-Noten zurückhaltend sind, könnte hier seine Freude haben.

Flaschengröße: 500 ml
Alkoholgehalt: 43% Vol.
UVP: ca. € 39,99
Vertrieb: Kaiza 5

Kaiza 5 ist ein ungewöhnlicher Gin aus Südafrika
Kaiza 5 ist ein ungewöhnlicher Gin aus Südafrika
Bei Lucano weiß man seit Generationen, Aromen von Kräutern durch Infusion und Mazeration zu konservieren. Nun in einer alkoholfreien Variante
Bei Lucano weiß man seit Generationen, Aromen von Kräutern durch Infusion und Mazeration zu konservieren. Nun in einer alkoholfreien Variante

Amaro Lucano Senza

Der Markt für alkoholfreie Alternativen von Spirituosen ist definitiv vorhanden und heiß umkämpft. Waren es gerade zu Beginn Gin-Alternativen, die die Riege der Neuerscheinungen dominierten, ist es in diesem Fall ein Amaro. Hergestellt von den Profis von Lucano, also einer Marke, die seit Generationen Erfahrung gesammelt hat, Aromen von Kräutern durch Infusion und Mazeration zu konservieren und zu einem stimmigen, leckeren Amaro zu vermischen. Kann man diese Erfahrung auf alkoholfreie Produkte ummünzen? Die Zutatenliste: Wasser, Zucker, Zitronensäure, Infusionen und Mazerationen. Dazu ein paar Farbstoffe und Stabilisatoren, um eine gewisse Haltbarkeit zu gewährleisten. Von außen sieht das Ganze schon in Ordnung aus.

In typischer Lucano-Optik gehalten, benötigt man einen Moment, um zu realisieren, dass hier etwas anders ist. Farblich kein Unterschied zu anderen Amari. Beim Einschenken fällt einem eine ungewohnte Viskosität auf. In der Nase dann Kräuter und Gewürze und eine deutliche Säure. Die gewohnte Tiefe des Alkohols fehlt, aber insgesamt ist das Produkt schon recht ansprechend. Pur verkostet sind die Kräuter und Gewürze auch sehr präsent, aber es fehlt eindeutig der alkoholische Unterbau, um für Komplexität und Tiefe zu sorgen. Pur genossen nach dem Essen könnte eher schwierig sein, allerdings lädt Lucano mit dem alkoholfreien Amaro wirklich zum Mixen ein. Als Amaro Mule macht dieser alkoholfreie Drink wahrlich eine gute Figur.

Flaschengröße: 700 ml
Alkoholgehalt 0% Vol.
UVP: ca. € 17,99
Vertrieb: Sprithöker

Ensō Japanese Whisky

Japanischer Whisky wird unter Liebhaber:innen immer wieder als Königsdisziplin gefeiert, hat sich Japan als whiskyproduzierende Nation mittlerweile etabliert, was zur Folge hat, dass immer wieder neue Produkte den Weg zu uns finden. So auch Ensō, ein Whisky aus Kiyokawa (was so viel wie „der pure/reine Fluss“ bedeutet). Woher genau die einzelnen Whiskys, die in diesem Blend vermählt werden, stammen, bleibt jedoch ein gut behütetes Geheimnis, dass es sich allerdings nicht um wahnsinnig alte Abfüllungen handeln dürfte, verrät die Flüssigkeit sofort.

Sehr hell, beinahe farblos fließt Enso ins Glas. In der Nase bleibt er sehr zurückhaltend, am ehesten sind noch Vanille und leichte Karamellnoten zu erkennen. In der Verkostung dann ein ähnliches Bild. Ganz leichte Schärfe, sehr viel Vanille und insgesamt recht flach. Unter den ansonsten meist sehr komplexen und vielschichtigen japanischen Whiskys ein leiser Vertreter.

Flaschengröße 700 ml
Alkoholgehalt 40% Vol.
UVP: ca. € 38-,
Vertrieb: Sierra Madre

Ensō ist ein Blend aus mehreren japanischen Whiskys
Ensō ist ein Blend aus mehreren japanischen Whiskys
Überzeugt auf allen Linien: der erste Whisky aus dem Hause Florian Faude
Überzeugt auf allen Linien: der erste Whisky aus dem Hause Florian Faude

Faude Whisky - Roggen

Er hat es also getan: Der badische Brenner Florian Faude hat sich an die Produktion eines Whisky gewagt. Wenig überraschend, dass ein Brenner mit seinem Renommee sich irgendwann an dieser Disziplin versucht. Und natürlich versucht man sich gleich an der größten Herausforderung: einem reinen Roggendestillat. Von außen betrachtet schon mal ein großartiges Produkt. Schöne, massive Glasflasche, klares, sehr strukturiertes Etikett und eine eindeutige Message: keine Story – nur Whisky. Hier soll nichts erzählt werden, das Liquid ist der Star.

Zu den Hard Facts: destilliert aus Roggen, drei Jahre in amerikanischer Weißeiche gelagert und mit sportlichen 48% Vol. abgefüllt. Dunkles, schweres Goldbraun im Glas schürt die Erwartung auf einen großen Fasseinfluss. In der Nase bleibt der Whisky anfangs eher dezent. Die 48% halten sich sehr zurück, neben lichten Holznoten lässt sich vor allem deutlich Roggen erkennen. Der erste Schluck begeistert dann gleich restlos. Eine leichte, schöne Schärfe der Roggen ist klar erkennbar und toll eingebunden. Sehr präsent verteilt sich das Aroma im gesamten Mundraum – ein komplexer Whisky, der sich hervorragend pur trinken lässt und den jeder Roggen-Fan im Regal stehen haben sollte. Faude Whisky schmeckt aber natürlich nicht nur pur. Der probierte Manhattan war über jeden Zweifel erhaben – und wird mit Sicherheit wiederholt.

Flaschengröße: 700 ml
Alkoholgehalt: 48% Vol.
UVP: € 55,-
Vertrieb: Faude feine Brände

Credits

Foto: Marco Beier

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