Die Verkostungsrunde im August: Zwischen Agaven, Alkoholfrei und Apero
Und schon ist der August vorbei. Diesmal in den Gläsern unserer monatlichen Verkostungsrunde: fritz-kola MischMasch, Almave, Belle de Brillet, Franz von Fein Aperitif und die neue Apero-Range von Aqua Monaco.
Hinweis: Die Verkostung basiert ausschließlich auf redaktioneller Basis. Die Flaschen wurden MIXOLOGY für die Verkostung unentgeltlich zur Verfügung gestellt oder ungefragt zugesandt. Es erfolgt weder eine Einflussnahme auf die Bewertung, noch erfährt MIXOLOGY finanzielle Zuwendungen durch eine Veröffentlichung oder Verlinkung. Wenn Sie denken, Ihr Produkt solle an dieser Stelle ebenfalls Erwähnung finden, schreiben Sie uns.
fritz-kola MischMasch
„Das ist ja gar nichts Neues!“, werden gleich die ersten rufen. Korrekt, Mischmasch – die Spezi von fritz-kola – gibt es schon eine Weile. Allerdings wurde das Mischgetränk noch einmal gehörig überarbeitet. Und wie ich als 5-Sterne-Spezi-Sommelier behaupten würde: Das war eine gute Entscheidung. Die ursprüngliche Version hat mich tatsächlich nie abgeholt, auch wenn der Name einer der stärksten im Speziversum ist. Man sollte meinen, dass es nicht sonderlich kompliziert sein kann, Cola und Orangensaft so zu mixen, dass es hervorragend schmeckt, wenn beinahe jede bayrische Brauerei das hinbekommt. Tatsächlich aber sind wirklich eine Menge sensationell langweiliger Mischgetränke dabei. Fritz hat nun den Fruchtanteil erhöht und neben Orange noch Zitrone und Mandarine in den Mix gegeben. Das passt ganz hervorragend, erhöht die Säure und lässt sie weniger süß erscheinen. Klare Kaufempfehlung, sowohl als klassischer Kater-Killer, aber auch als Tanzpartner für Tequila, wenn es um eine Spezi-Batanga geht. Und bitte den Süden der Republik immer ausreichend beliefern. Danke.
Flaschengröße: 330 ml / 500 ml
Alkoholgehalt: 0%
UVP: ca. € 1,15 / € 1,65
Vertrieb: fritz-kola
Almave Blanco – Distilled, non-alcoholic Blue Agave
Wer in der Welt der Stars etwas auf sich hält, hat in den letzten Jahren entweder seinen eigenen Tequila oder Mezcal „erfunden“ oder zumindest die bis dahin beste kleine Destillerie dafür entdeckt und gekauft. Immer nur aus der schon ewig vorhandenen Liebe zu Agavendestillaten. Nie, weil damit eine schnelle Mark zu machen war.
Was aber, wenn man hauptberuflich Rennauto fährt? Da ist man nicht gerade glaubhaft, wenn man Hochprozentiges anpreist – zumindest nicht, wenn man nicht Kimi Räikkönen heißt. Aber mit irgendwas muss man sich im Herbst der Karriere beschäftigen, dachte sich Lewis Hamilton. Mittlerweile ist der britische Bleifuß das Gesicht für Almave, ein alkoholfreies Destillat, das unter anderem aus Blauer Agave gewonnen wird. „Blanco“ und „Ambar“ heißen die beiden Abfüllungen, die ein ungelagertes und ein gereiftes Destillat imitieren sollen.
Schicke, blau gefärbte Flasche, Hamiltons Name auf dem Etikett und die Info, dass der Inhalt weniger als 0,5% Alkohol enthält. So weit, so gut. Glasklar und aus der Distanz auch nicht zu riechen, steht der Blanco vor mir. Wenn die Nase direkt über dem Glas schwebt, wird es allerdings recht intensiv. Spuren von Tequilageruch lassen sich erahnen. Ein wenig Vanille und ein bißchen Chemie. Den Geruch von Benzin hätte ich witzig gefunden. Aber wahrscheinlich nur ich. Ansonsten nichts Halbes und nichts Ganzes. Der deutliche Geschmack währt nur kurz und ist auch nicht klar zu benennen. Ein bisschen zu künstlich und ein bisschen zu flüchtig, um eine Spirituose ersetzen zu können. Auf einen Grand-Prix-Sieg würde ich damit jedenfalls nicht anstoßen. Bislang ist Almave nur in den USA und Großbritannien erhältlich. Da aber, wie vor wenigen Tagen bekannt wurde, Pernod Ricard als Investor eingestiegen ist, könnte sich das in Bälde ändern.
Flaschengröße 700 ml
Alkoholgehalt: 0%
UVP: n.v.
Vertrieb: in Deutschland nicht regulär erhältlich
Belle de Brillet
Absolut außergewöhnlich für diese Ausgabe der Verkostungsrunde. Allein, weil Alkohol im Spiel ist. Alle anderen Produkte sind No-ABV. Umso schöner, dass es sich nicht wieder um einen neuen Gin oder einen Premium-Vodka handelt. Nein, ein Fruchtlikör darf es sein. Birne vermischt mit Cognac und einem Hauch Vanillesirup. Dabei ist der Likör alles andere als neu. Die Geschichte der Brillets geht zehn Generationen zurück bis ins Jahr 1650. In diesen zehn Generationen gründete man ein Weingut, eine Handelsgesellschaft und bereits 1985 erfand Jean-Louis Brillet den Likör, den er nach seiner Frau Isabelle benannte. Lange Rede, kurzer Sinn, der alkoholische Anteil ergibt sich zu 53% Vol. aus Birnenlikör und zu 48% Vol. aus Cognac, wie groß der Anteil an Vanillesirup ist, versuche ich herauszufinden. Gelbgold schimmert der Likör, verströmt einen unverkennbaren Duft von Birne, gepaart mit Fassaromen und, zumindest in der Nase, nur sehr zurückhaltender Vanille. Am Gaumen dann eine erkennbare Süße, aber ohne klebrig oder überbordend zu sein. Die Birne ist klar zu erkennen und möchte direkt weiter mit noch mehr Cognac vermixt werden: Der Sidecar damit hat definitiv Potenzial, mein Drink für den Herbst zu werden. Cognac und Obst funktionieren einfach zu gut.
Flaschengröße: 700 ml
Alkoholgehalt 30%
UVP: ca. € 33,-
Vertrieb: Banneke
Franz von Fein Rubin Aperitif
Warum muss man einen Drehverschluss mit einem bröseligen Wachssiegel verschließen? Um das Besondere herauszustellen, um der Flasche noch den letzten Schliff zu geben? Ich weiß es nicht. Zum Öffnen derselben ist es jedenfalls einigermaßen nervig. Hoffen wir, dass der Inhalt dafür entschädigt. Eine Premium-Sirup-Essenz aus Früchten, Blüten, Kräutern und Gewürzen verspricht das Etikett und schlägt gleichzeitig vor, das Produkt einfach mit Sprudelwasser aufzufüllen. Nachdem man sich also durch das Wachs an die tiefrote Flüssigkeit gekämpft hat, geht es auf einmal sehr einfach: ein Glas mit Eis, 2 cl der Essenz, 8 cl Wasser, umgerührt – fertig ist der alkoholfreie Aperitif.
Und ja, das läuft tatsächlich sehr gut! Ausgewogene Süße und Säure, eine angenehme, prägnant bittere Note und ein fruchtiger Gesamteindruck. Bestimmt nicht die Neuerfindung des Rades, aber eine funktionierende Alternative und aromatisch in jedem Fall spannender als die vielen besseren Saftschorlen, die man meist als alkoholfreie Cocktails vorgesetzt bekommt. Das Wachssiegel lässt sich mit einem Messer sicher auch leicht entfernen, aber ich hatte gerade keins zur Hand. Am Ende zählt aber der Inhalt, und der kann voll und ganz überzeugen.
Flaschengröße 500 ml
Alkoholgehalt 0%
UVP: ca. € 23,-
Vertrieb: Franz von Fein
Aqua Monaco Apero Mandarin Chinotto
Auch das letzte Produkt kommt ohne Alkohol daher. Das soll aber nicht zwingend so bleiben. Denn Aqua Monaco bringt eine Linie an Bitterlimonaden zum Mixen auf dem Markt, die mit neuen Aromen vor allem einen Platz im Aperitifsegment bedienen soll – daher auch die Etikettierung mit „Apero“. Die Grapefruitlimonade ist bereits bekannt und hat schon eine Menge Anhänger in Bartenderkreisen. Hinzu kommt jetzt ein Mix aus Mandarine und Chinotto sowie Basilikum-Bergamotte. Einmal aus der Flasche befreit, macht Basil Bergamot aufgrund der quietschgrünen Farbe erst einmal neugieriger. Aromatisch ist aber der knallgelbe Mandarin-Chinotto-Mix spannender. Klare und prägnante Fruchtnote, ausgeprägt bitter und satt prickelnd, ist hier ein Allrounder in der Flasche, der auch pur keine Wünsche offenlässt, aber vor allem Highballkarten deutlich ergänzen dürfte. Ungelagerter Rum oder Tequila funktionieren schon einmal hervorragend. Fast schon schade, dass der Sommer sich langsam dem Ende zuneigt. Aber in München geht es ja meist ein paar Wochen länger, vielleicht spekuliert man darauf bei Aqua Monaco. Ansonsten schmeckt der Apero aber ja auch im Herbst. Mandarin-Chinotto funktioniert außerdem direkt im alkoholfreien Apero: Ein kleiner Schuss Franz von Fein Rubin pusht sowohl Farbe als auch Aroma.
Flaschengröße: 230 ml
Alkoholgehalt 0%
UVP: ca. € 1,69
Vertrieb: Aqua Monaco
Credits
Foto: Marco Beier