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Do legst di nieda! Lobstoberfest für US-Craft Beer

Krabbe statt Radi, Hummer statt Ochse – die Morgans Hotel Group feiert eine amerikanische Oktoberfest-Variante. Im Mittelpunkt stehen neben Seafood-Pairing mit Bier auch Cocktails, die lokale Brauereien feiern.
Blauweiße Fahnen gibt es zwar im Hudson Hotel in New Yorks Midtown, doch sie zeigen wie die T-Shirts der Kellner das „Craft & Claw“-Logo. Auch das Zelt im ersten Stock des Hauses in der West 58th Street steht nicht wegen des Lobstober-Festes hier, sondern schützt ganzjährig diesen Teil des Restaurants. Lediglich die bayrische Brezn ist ein Tribut an die Münchener Wiesn, serviert wird sie mit einem unorthodoxen Dip: einer Käse-Bier-Creme.
Bajuwarisch-hipper Culture Clash
Einen Monat lang – noch bis Ende Oktober – lädt das Hotel gemeinsam mit dem Schwester-Haus „Mondrian“ in Los Angeles zu einer amerikanisierten Variante des Oktoberfests. Lederhosen gibt es keine, auch die aus dem Alpenraum eingeflogenen Blechbläser, die sich anderswo in den Staaten im Herbst eine goldene Nase verdienen, sucht man vergebens.
Dafür treffen sich an den Bierbänken im Hotel wohnende Manager mit Hipstern aus der Bowery. Und die Belegschaft des taiwanesischen Handykonzerns HTC wirkt hier genauso exotisch, wie sie es auf der Theresienwiese tun würde. Die täglich um 17 Uhr beginnende Kombination von Bier und Meeresfrüchten wird also gut angenommen, für die DJ-Abende sind Tickets sogar über das Internet zu buchen (80 Dollar, ca. 63 Euro, inkl. Verzehr für zwei Personen).
New Yorks geballte „Craft“
Doch man braucht den Vergleich mit dem weltbekannten Vorbild in Bayern gar nicht zu ziehen, denn die im Vorjahr gestartete Initiative setzt ihre eigenen Schwerpunkte. Die nach ihren Gründern, dem Ehepaar Kelly Taylor und Sonya Giacobbe, benannte KelSo-Brauerei stellt mit dem eigens für das „Hudson“ gebrauten „Imperial“ (7 Dollar, ca. 5,50 Euro) das Festbier
. Parallel dazu werden unterschiedliche Abfüllungen aus anderen New Yorker Craft-Breweries ausgeschenkt. Ein süffiges Witbier kommt von der auf belgische Stile spezialisierten Ommegang-Brauerei, ein „Roggenfest“ vom Fass stammt von Flagship Brewing und Six Point bringt das praktisch am Feld nass-gehopfte „Sensi Harvest“ mit (Braumeister Fabian Beller vergleicht es mit einem „Fallschirmsprung ins Hopfenfeld“).
Ebenfalls saisonal passend ist das Pumpkin Ale von der Brooklyn Brewery, das auf die Brauversuche der amerikanischen Siedler mit Kürbis zurückgeht. Keegan Ales wiederum servieren das Stout namens „Mother’s Milk“ und für die Cider-Fraktion gibt es frisch gezapften Doc’s Draft aus Warwick. Wer die Krabben- oder Hummer-Brötchen lieber mit Flaschenbier begleitet, hat weitere acht New Yorker bzw. sieben weitere US-Brauereien zur Auswahl (jeweils 9 Dollar, 7 Euro).
Europa wird nur geduldet
Die Westküsten-Variante des Oktoberfests im Mondrian Los Angeles setzt hingegen auf kalifornische Brauereien – Golden Road, Eagle Rock und Anomaly. Hier hat Brian Malarkey die passenden Seafood-Gerichte für die Sky-Bar kreiert; die „Maine Lobster Roll” auf getoastetem Brioche unterstützt mit ihrer Süße und der Gewürzbutter cremige Bierstile.
Lediglich in Los Angeles findet sich mit dem Salzburger Trumer Pils auch ein europäisches Bier auf der Oktober-Karte. Das kommt dafür auch in der „Lobster Bloody Mary“ (18 Dollar, ca. 14 Euro) zum Einsatz, wo es den aromatisierten Belvedere Bloody Mary und Tabasco ergänzt. Die spannenderen Cocktails mit Bier hat hingegen das New Yorker Hudson zu bieten. Sie wurden von der Crew der hauseigenen „Henry“-Bar erstellt, deren Karte Londons Mr. „White Lyan“, Ryan Chetiyawardana verantwortet.
Signature mit Hummer-Fond
So wird das orangen-fruchtige Ommegang sowohl mit Beefeater Gin, als auch mit Woodford Reserve kombiniert (im „Wit Juniper“ bzw. „Wit Bourbon“). Dem Trend zum Cuisine Style frönt man beim „Craft & Claw Lobster Bloody“: Der Hummer-Fond mit reichlich Estragon wird mit Pils von KelSo und McClure’s Brooklyn Bloody Mix sowie Limettensaft zum Signature Drink des Festivals (18 Dollar/14 Euro; die übrigen Craft Beer-Cocktails kosten 16 Dollar, also 12,50 Euro). „Hop Scotch“ wiederum verbindet Johnny Walker Black Label mit dem tropenfruchtigen „Flower Power IPA“ der Ithaca Beer Company, dazu kommen Agavenhonig, Zitronensaft und Jalapeño Simple Syrup.
Mut zum Stilmix
Warum ist dieses Übersee-Event relevant auch für Nicht-New Yorker? Erstens, weil es Mut macht zu originellen Themen-Monaten. Aber auch, weil es den rundum gelungenen Versuch darstellt, die teils snobistischen Foodies mit dem vermeintlich proletarischen Getränk Bier in seiner ganzen Vielfalt in Berührung zu bringen. Und zu guter Letzt erhält auch die auf MIXOLOGY ONLINE geführte Debatte über lokale Traditionsbrauereien versus exaltiertem Craft Beer durch das Lobstoberfest eine versöhnliche Komponente: Bier, das perfekt zum Essen passt, kann schließlich von beiden stammen.

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