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Don't Give Up The Ship Cocktail | Mixology — Magazin für Barkultur

Cocktail für Historiker: Der „Don’t give up the ship“

Der „Don’t give up the ship“-Cocktail basiert auf der Harmonie von Fernet und Cointreau. Seine Entstehung ist eng mit der Geschichte des Britisch-Amerikanischen Krieges verbunden, führt uns über Umwegen aber auch in das Zig Zag Café nach Seattle.

Wo heute süffisant die Politik des Bündnispartners auf der anderen Seite des Atlantiks teils bissig und verständnislos auseinander genommen wird und man sich nicht nur bei der Schreibweise einiger Wörter nicht einig wird, da herrschte vor mehr als zweihundert Jahren ein noch viel düstereres Klima vor.

Der Britisch-Amerikanische Krieg

Damals – 1812 nämlich – kulminierten die britisch-amerikanischen Spannungen und mündeten in einen erbarmungslosen Krieg zwischen den beiden Weltmächten. Fühlten sich die Amerikaner unter Präsident James Madison zu jenem Zeitpunkt zu sehr aus ihrer neutralen weltpolitischen Einstellung heraus auf die Seite der Briten gedrängt, so forderten letztere verstärkt amerikanisches Engagement, unter anderem auch in der Kriegsflotte. Drei Jahre sollte der Britisch-Amerikanische Krieg dauern, über 20.000 Soldaten sollten ihm zum Opfer fallen.

Eine wichtige Wende sollte der Konflikt mit dem Angriff der Amerikaner auf das britische Kriegsschiff Shannon erfahren. Die Mannschaft unter Kapitän James Lawrence war an jenem 1. Juni 1813 zwar unterlegen, doch gaben sie den Kampf nicht auf. „Tell the men to fire faster! Don’t give up the ship“, brüllte der tödlich verwundete Lawrence. Ein Ausruf, der von den Propagandaköpfen des Krieges zum Schlachtruf des Konfliktes auserkoren wurde – und ein Credo, das den Amerikanern half, den Krieg zu gewinnen und den status quo ante bellum wiederherzustellen.

Ein etwas anderer Hanky Panky

Knapp 130 Jahre später tauchte der Schlachtruf wieder auf. Dieses Mal in Form eines Drinks, in dem von Crosby Gaige 1941 verfassten „Cocktail Guide and Ladies’ Companion“. 2004 dann folgte sein Revival im Zig Zag Café Seattle. Im Grunde genommen ist der Don’t give up the ship ein recht simpler Cocktail. Er verlangt nach Gin, Orangenlikör, Fernet Branca und Dubonnet. Ein adaptierter Hanky Panky?

Es ist vor allem ein Drink, der nach der genauen Einhaltung von Messangaben der zu verwendenden Spirituosen schreit. Zu viel Orange? Schnell ist er zu süßlich. Zu viel Amaro? Der Drink kippt ins Bittere. Wunderschön ermöglicht der „Don’t give up the ship“ eine Wanderung über das gesamte Spektrum verfügbarer Wermutqualitäten. Ob auf der herben Seite oder Richtung milder Qualitäten, der Drink lässt sich auf diese Art  hervorragend steuern. Abgerundet durch Orange Bitters, werden ihm florale Akzente hinzugefügt, die der Gesamtheit des Cocktails unheimlich gut tun.

Don’t give up the ship über den Tresen

Der Don’t give up the ship reiht sich damit in eine nicht enden wollende Liste verblasster Cocktailperlen, nach denen zu tauchen es sich lohnt. Stand der Name des Cocktails einst für Kriegsgepolter, so wünschte man sich, ihn heute wieder mehr über die Tresen des Landes brüllen zu können. Einfach, damit er nicht vergessen wird.

Credits

Foto: Shutterstock

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