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Der “Douce Ivresse”, ein Wolf im Schafspelz

Der Douce Ivresse aus dem Händchen von Felix Johne kann einem rücklings das Genick brechen, so clever verschleiert er seine alkoholische Schlagkraft. Ist er einfach nur hinterhältig oder vielleicht doch wahnsinnig raffiniert? Marco Beier hat die Probe aufs Exempel gemacht und eins steht fest: zu empfehlen ist der Douce Ivresse allemal.

Die neue Bar im Schumann’s in München, das Les Fleurs du Mal im ersten Stock, hat den Status des Geheimtipps lange abgelegt und gehört mittlerweile zu den festen Institutionen nicht nur der Münchner Barlandschaft. Neben einer außergewöhnlichen Atmosphäre gibt es dort natürlich auch herausragende Drinks.

Von verspielten Eigenkompositionen bis zu großen Klassikern und ihren Twists findet der Bargänger hier jede vorstellbare Kreation. Gern verstecken sich hinter den gehauchten französischen Namen schwere Geschütze. So verhält es sich auch in diesem Fall: der Douce Ivresse – der “sanfte Rausch” – hält, was er verspricht.

Ein Haus – Zwei Bars

Während im Erdgeschoss Menschen zwei Reihen tief vor der Bar stehen, sitzt man im ersten Stock in beinahe privatem Ambiente und lässt sich seine Cocktails auf den Leib schneidern. Manche Drinks sind auf einen sehr persönlichen Geschmack zugeschnitten, andere haben das Potenzial, es auf die Karte zu schaffen und zu Klassikern zu werden.

Neben Dietmar Petri, der die Bar im Obergeschoss leitet, kümmern sich in abwechselnder Besetzung noch weitere Bartender um die Gäste des Fleurs du Mal. Einer von Ihnen ist Felix Johne. Der junge Münchner kennt das Schumanns und seine Gäste bereits seit fünf Jahren. Der gelernte Hotelfachmann ist eines der jungen Gesichter des Schumanns und einer derjenigen Mitarbeiter, die hinter beiden Tresen – oben und unten – angetroffen werden können.

An einem Abend im Fleurs du Mal wurde Johne von einem Gast darum gebeten, ihm einen Drink zu servieren, der zum zuvor getrunkenen Dark & Stormy passen sollte. „Der Herr wollte einen kräftigen und runden Drink mit etwas mehr Tiefgang. Einzige Bedingung: Die gleiche Basisspirituose“, erinnert sich Johne.

Vorsicht – Sanfter Rausch!

Das Ergebnis beeindruckt dabei auf ganzer Linie. Der Barmann beschreibt seinen Cocktail als „kräftige, holzige Variante eines Daiquiri, der man die Umdrehungen erst nach dem Genuss anmerkt.“ Und die Aromatik ist wirklich bemerkenswert. Der Gaumen betrügt einen mit der Gewissheit, einen Cocktail auf einer trockenen, fruchtigen Basis vor sich zu haben.

Sloe Gin und Portwein sind die ersten Assoziationen, und Verwunderung macht sich breit, wenn man durch die Zutatenliste geführt wird. Ahornsirup als einzige halbwegs “exotische” Zutat ist zwar interessant, aber nicht unbedingt in dem Ruf, jene vielfältigen, tiefen Aromen in Drinks zu bringen.

Die zuvor ausgesprochene Warnung sollte beim Genuss des Drinks allerdings trotz der fruchtig-süffigen Note wirklich beherzigt werden. Der Alkoholgehalt ist in dem Aromenbad wahrlich nicht zu erkennen, macht sich aber schon kurz nach dem Absetzen des Glases bemerkbar.
Ein toller Drink, der sehr zur Nachahmung empfohlen wird. Genau das Richtige um allen Gästen, die sonst gern einen Mai Tai oder Ähnliches trinken, von etwas Neuem zu überzeugen.

Credits

Foto: Schlehenblüten via Shutterstock

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