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Franck Dedieu gewinnt Bacardi Legacy 2015

Keiner spricht von der Gurke, man mache bitte Platz für die Olive: Franck Dedieu aus Lyon gewinnt mit seinem „Le Latin“ die Bacardi Legacy Global Cocktail Competition 2015 in Sydney und setzt einen neuen kleinen Akzent im Bereich Cuisine Style. Ein Bericht über eine Woche voller Daiquiris, Eindrücke und einen verdienten Sieger.

Mit Franck Dedieus Sieg setzt sich die französische Cocktailnation bereits zum zweiten Mal die Legacy-Krone auf: nach dem Sieg Marc Bonnetons bei der ersten globalen Auflage (und in dessen Bar l’Antiquaire Dedieu ebenfalls schon tätig war) geht der goldene „Oscar“ mit dem Shaker in der Hand diesmal erneut nach Lyon, genauer gesagt ins Redwood, wo Franck Dedieu am Tresen wirkt.

Die Konkurrenz wächst, die Märkte verschieben sich

Am Ende einer langen, ereignisreichen Woche mit wenig Schlaf und umso mehr Drinks findet die weltweit hochangesehene Bacardi Legacy Competition einen verdienten Sieger, der in allen Punkten überzeugen konnte. Keine leichte Aufgabe angesichts eines wahrlich mehr als starken Teilnehmerfeldes mit Bartendern und Bartenderinnen aus 34 Nationen, die in den letzten Monaten allesamt auf die Finalwoche in der südaustralischen Metropole hin gearbeitet haben.

Wie schon im letzten Jahr und vergleichbar zu den Finals anderer großer Wettbewerbe fiel auch in diesem Jahr folgende Entwicklung augenscheinlich ins Zentrum aller Betrachtungen: die klassischen großen Nationen und Märkte der Cocktailwelt, wie etwa die USA, Großbritannien, Kanada, Frankreich — aber auch Deutschland — sind längst nicht mehr abonniert auf Finalauftritte oder gar Siege bei den prestigeträchtigen globalen Wettbewerben. So standen in diesem Jahr weder die USA noch Großbritannien mit einem Vertreter im Grand Final, ebensowenig wie Australien, Italien, Skandinavien oder die GSA-Staaten.

Exoten und Klassiker

Zwar konnten sämtliche 34 angereisten Teilnehmer im Halbfinale am 1. und 2. Mai mit beeindruckenden Präsentationen glänzen, aber die Finalrunde aus Frankreich, Irland, Singapur, Neuseeland, Südafrika, Griechenland, China und dem Libanon zeigt, wie sehr sich die Cocktailkultur mittlerweile in allen Winkeln der Welt entwickelt und auf hochklassige Weise diversifiziert. Für die Halbfinalisten Jürgen Wiese (Goldene Bar, München), Simon Brandmayer (Onyx Bar, Zürich) und Kenny Klein (MBA, Bad Ischl) blieb im großen Finale leider nur der Platz in den Zuschauerreihen.

Weiterbildung und Wettbewerb

Zuvor gab es für die Teilnehmer ein zweitägiges Vortragsprogramm, das sich sehen lassen konnte: die amerikanische Fitness- und Ernährungsspezialistin Georgia van Tiel gab Einblicke in die Möglichkeiten, auch als Bartender ein gesundes Leben zu führen, nachdem der ehemalige globale Markenbotschafter von Bacardi, David Cordoba sich der Frage gewidmet hatte, wie genau eigentlich eine „Legacy“ an der Bar entsteht.

Starblogger, Riesenbrillenträger und Cocktail-Enthusiast Camper English wiederum gab wertvolle Tips über die medienwirksame Inszenierung eigener Rezepturen im sozialen Äther. Besonders im Hinblick auf die Promotion-Kampagne, die beim Legacy-Format zu den zentralen Anforderungen an die Teilnehmer zählt, ein Thema, das nicht von ungefähr hohe Beachtung fand. Ein Highlight setzte der internationale französische Flairbartending-Held Nicolas Saint Jean mit einem charismatischen Lehrgang über die Frage, wo „Flair“ an der Bar eigentliche beginnt: nämlich beim eigenen Arbeitsstil — besonders für Präsentationen auf Competitions ein wichtiges Feld.

Drei Kontinente auf dem Treppchen

Am Ende lagen die drei Erstplatzierten Jad Ballout (Central Station, Beirut, Libanon), Barney Toy (The Revelry / Society and Nook, Auckland, Neuseeland) und der 24-jährige Franck Dedieu jeweils nur einen Punkt voneinander entfernt. Die Jury aus Vorjahressieger Tom Walker (Attaboy, New York,; vormals American Bar im Savoy Hotel, London), Steve Schneider (Employees Only, ebenfalls New York), der britisch-italienischen Bar-Legende Ago Perrone (Connaught Bar, London) sowie Bacardis Maestro de Ron José Sanchez Gavito hatte es nicht leicht mit den acht Finalisten, die allesamt noch eine Steigerung im Vergleich zu ihren Halbfinal-Performances verbuchen konnten. Einen besonderen Akzent setzt der charismatische Franzose neben seinem Drink allerdings auch durch eine klassisch-elegante Präsentation und eine erstaunliche Arbeitstechnik, wie sie in letzter Zeit schon häufig besonders bei französischen Bartenders zu beobachten war.

Die Olive im Daiquiri

Mit seinem Siegerdrink La Latin wollte Dedieu, der bereits seit seinem 17. Lebensjahr am Tresen arbeitet, eine Verbindung zwischen den kubanischen Wurzeln des Rums und seiner eigenen südfranzösischen Herkunft kreieren. So kommen mit dem klassischen Bacardi Carta Blanca und weißem Rohrzucker zwei typische kubanische Zutaten gemeinsam mit Zitrone, Voignier-Weißwein und einem Spritzer Olivenlake in den Shaker. War es im Vorjahr die Gurke, die sinnbildlich für das damalige Siegerrezept Maid in Cuba stand, so stehen diesmal die Olive und deren Lake, die eine herzhafte Tiefe in den Cocktail bringt, als prominenter Marker für den zeitgenössischen Twist im Siegerdrink. Wer hier nur an die Verschränkung von Daiquiri und Dirty Martini denkt, liegt falsch, denn der Drink wird nach wie vor getragen durch ein komplexes Wechselspiel aus Süße sowie der Säure aus Zitrone und Wein — der Lake kommt eher die Funktion eines Bitters zu, der eine zusätzliche Dimension beisteuert.
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Franck Dedieu aus Lyon gewinnt Der Wettbewerb Die Jury Kritische Blicke Der strahlende Sieger

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Auf Franck Dedieu, der durch die Teilnahme und die Promotion-Kampagne seines Cocktails reichlich Erfahrung im Bereich Marketing gesammelt haben dürfte, kommt nun ein aufregendes Jahr zu: wie Tom Walker zuvor, der schweren Herzens davon sprach, seine Krone nun weitergeben zu müssen, wird Dedieu in den kommenden 12 Monaten neben seiner Arbeit als Bartender die Welt bereisen und in Diensten von Bacardi auf Messen, Fachtagungen und anderen Events seinen Le Latin vorstellen und die Marke mit der Fledermaus repräsentieren dürfen: „Ich weiß gar nicht, wie mir geschieht! Als ich mich damals dazu entschiede teilzunehmen, hatte ich keine Vorstellung davon, dass es für mich tatsächlich soweit gehen könnte — und nun der Sieg! Ich werde zuhause ein paar ruhige Tage brauchen, um das erst einmal zu verarbeiten“, so der konsternierte, aber glückliche Sieger.

Dafür wird Franck Dedieu aus Lyon allerdings nur wenig Zeit haben, denn der Kalender in der Spirituosenindustire ist voll. Er wird sich damit arrangieren können. Ein tränendes Auge wird der freundliche Franzose dann wohl erst nächstes Jahr zeigen, wenn es Zeit ist, den nächsten Sieger zu krönen. Dann in am anderen Ende der Welt — in San Fransisco!

 

Offenlegung: Der Autor ist von Bacardi zum Finale dieses Wettbewerbes eingeladen worden, Reisekosten und Unterbringung wurden übernommen. Eine Verpflichtung zur Berichterstattung besteht nicht. Der Veranstalter des Wettbewerbs hat keinen inhaltlichen oder redaktionellen Einfluss auf die Berichterstattung genommen.

Credits

Foto: Frank Dedieu bei Bacardi legacy 2015

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